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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0507
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Hamburger Kirchenordnung von 1529.

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döminge unser selen, na erkanten warheit, godt
dorch sinen eingebarn söne unde de söne dorch
sine apostele hefft uns vorkündigen laten dat hilge
evangelion, unde gestrafet de phariseische hillicheit,
welck den predigern bevalen is bet int ende der
werlt, to strafende menschliken erdom, sünde
und erdachte hillicheit edder hüchelie, unde to
tröstende de bedröveden conscientien, nicht ut
erem koppe edder ut minschen lere, sonder ut
gades worde unde dem evangelio Jesu Christi.
Item wat me van der döpe unde sacramenten
löven, und wo me se geven unde nemen schal,
dar to wert frilick neine andere lere denende,
sonder allene dat klare bevehl unses heren Jesu
Christi. Solcke stücke sint van nöden, so to
holdende alse Christus bevahlen hefft. Wol wedder
sin bevehl unde wort vechtet, de hefft sin ordel.
Deut. 18.
Wi dopen överst düdesch bi unsen düdeschen,
alse wi ock düdesch predigen, gelick alse de
apostele unde ersten christen bi allerleie tungen
gedan hebben.
Unse misse holde wi, dat idt si de comme-
moratio Christi, dat is Christus gedechtenisse, alse
Christus bevalen hefft. Dar umme, wenn dat volck
des hilligen dages to samende kümpt tom sacra-
mente, na Christus bevele to entfangende, so
singet me introitum, kyrie, gloria in excelsis, dar
na lest me eine collecta unde epistole, und singet
haleluja unde süs einen sanck uth der scrift, unde
up de hoge feste eine sequentie, dar na lest me
dat evangelion unde prediget idt, na der predige
spreke wi den loven, und bekennen dorch den
predicanten unse sünde, und bidden vor alle stende
unde alle nodt lives und der selen, balde dar up
singe wi ock unsen loven. Dar na vormanet de
prester de jennen, de tom sacramente gan willen,
unde singet eine latinische prefatie, dar up singet
me ock Sanctus. Dar na geit an dat bevehl
Christi vom sacramente, doch dat pater noster to
düde vor gesungen. De wile de lüde tom sacra-
mente gan, so singet me dar na, danket me gade
mit einer collecte, und segenet dat volck mit
gades troste.
Solck alle geschüt dat meiste to düden umme
des volkes willen, de wile Christus gebaden hefft.
Solck dot to miner gedechtenisse, dat is, alse
Paulus secht, vorkündiget minen dodt, unde wor
to ick ju van minem hemmelschen vader ge-
schenket bin. Wo könen doch de leien dat beter
don unde de gelerden mit en, wenn dat wi to
samende kamen unde singen, lesen, predigen,
hören ut der hilgen scrift van Christo unsem
salichmaker, mit vorstendtliken worden, uns to
troste unde beteringe, gade to prise unde danck
segginge, wo wol solcke commemoratio und vor-
kündinge nicht allene in der kerken, mit desser

edder der geliken wise, geschen schal, sonder wi
schölen solcke gnade unsem gesinde unde andern
ock gerne vorkündigen, dat is, dar van mit en
reden, dat wi se ock mögen to Christo theen,
edder uns mit en dar dorch trösten etc.
Darumme late wi mit solcker wise solcke
commemoratio unser ganzen kerken, alse Christus
bevalen hefft, wenn wi to samende kamen tom
sacramente to entfangende, welcke entfanginge
ane de commemoratio nicht gescheen schal. De
commemoratio överst mach unde schal ock süs
wol stedes gescheen, wente wen scholde me van
Christo swigen ?
Wert me aver ganze düdesche land solcke
commemoratie up eine andere wise stellende, na
gades worde, dem bevehle Christi vom sacramente
unafgebraken, dat wille wi van herten gerne an-
nemen. Wente wenn wi gades wort unde den
rechten gebruk des sacramentes in der missen
(alse me nömet) beholden, so is idt christlick,
dat wi unsem egen koppe nicht volgen.
De kindere överst, de in de schole gan,
schölen in allen kerken, alle dage, des avendes
unde morgens singen latinische psalme, cantica,
hymnos ut der hilligen scrift, unde lectien des
nien unde olden testamentes lesen, dat se also
to der hilligen scrift gewennet werden, unde dat
sulvige schal metich to gan, dat se in der schole-
kunst nicht vorhindert werden, na aller wise alse
in der brunswigischen ordeninge vlitich bescreven
is. Dar me ock inne lesen mach unse lere van
der döpe der kinder, van den bademömen unde
swangern frouwen, von scholen, van besökinge
der kranken unde bichthörende, vam banne, van
mennigerleie wigende, van missdederen, van festen,
van der misse und sacramente, van bilden, van
diakenen unde gemeinen casten, unde solckes alle
also beweret mit gades worde, dat ein christen
dar ane genoch bescheidt kan hebben, den andern
köne wi nicht don.
Baven dit sint alle dage in den kercken
sonderge predige vorordenet, ock im lectorio
sonderge latinische lectien vor de gelerden, alse
de ordeninge utwiset. Ane dat schal me ock
dem gemeinen volke unde gesinde veer mal des
jares, ein jewelick mal mit achte predigen in
twen weken den catechismum leren, dat is eine
underwisinge van den tein gebaden gades, van
dem loven, van dem vader unse unde van der
döpe unde sacramente, wo wol solck up andere
tide na gelegenheit der not wert scheende.
Ick meine, solckes alle scholde jo kercken-
denstes edder ceremonien in der kercken genoch
sin, to beteringe der jöget, und des gemeinen
volkes ut gades worde, wenn idt dem groten
gade buke und sinen poppen nicht vordröte.
Unse groten canonici könen er dink mit
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