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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0048
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Wolfenbüttel

6,43]. Wy Christen averst, de wy gude böme
und kindere Gades dorch den geloven in Chri-
stum geworden sind, scholen dohn und können
dohn und dohn ock vele gute werke. Wente
Christus secht: Ein gut bohm kan nicht böse
früchte dregen [Luk 6,43]. Gude werke sind (alse
gesecht is), de Gott in synen teyn gebaden van
uns vordert, welcke alle in dyssen beiden stücken
besloten sind, dat wy Got leven und unsen
negesten leven, dat sind werke des gesettes
edder der gebade Gades, dar socht yd Got
genowe by uns in der grund des herten, dewile
he uns het leven. Hyr komen wy noch nicht
thor vust edder thor hand, als unse huchelere
vele plappern van uthwendigen werken, sonder
hyr steyt van den guden werken des herten
gegen Gade und den lüden, dat is leven. Daruth
werden denne ock wol rechtschapen komen de
uthwendigen werke, von Gade gebaden. Is de
bom gud inwendich, so werd he sick wol bewisen
to syner tydt mit der uthwendigen frucht.

UP GUDE WERKE NICHT VERLATHEN] Und
wy dohn solcke werke nicht darumme, dat wy
dardorch willen from und salich werden edder
den hemmel und dat ewige levent vordenen.
Wente dat hebben wy vorhen, dat wy kindere
und erve Gades sind, dorch Christum Jesum
alleine. Wente wenn wy nicht ersten kindere
Gades sind, so könen wy vor Gade nene gude
werke dohn, alse vaken gesecht is, und wenn
wy begunden, unse salicheit in unsen werken
tho sokende, so vilen wy van dem geloven
Christi und van der thoversicht tho Gade. Sunder
wy dohn solcke werke alse de leven und gehor-
same kindere Gades, Gade unsem Vader tho
ehren, de se van uns fordert und unsem nege-
sten tho deinste, de id wol bedarvet. Disse unse
werke behagen Gade dem Vader und unsem
leven Heren Jhesu Christo so wol, dat he se
ock synen leven kindern tydtlick und ewichlick
belonet, nicht umme unses verdeinstes willen,
sonder umb syner gnedigen thosage willen, de
nicht legen kan und darumme, dat he uns levet
in Christo Jesu, de wy dohn de werke.

Unse huchelere bekümeren sick groth mit
falschen leren, wo grot se mögen ere werke

maken, welcke de högesten, de hilgesten und
besten werke und wo hoch dat solcke werke
im hemmele sind, de dar vordenen vergevinge
der sunde (welck doch nicht vorgevinge kan he-
ten, wenn ick se vordenen schal), vordenen sün-
derige kronen in jenem levende. Und gedenken
doch nicht einmal, wor de werkere, dat is, de
de werke dohn, mögen henne kamen. Se sind
böse böme und waschen doch vele van guden
früchten, gedenken averst nicht einmal, wo
sie from und gudt werden mögen.

Also leret uns de hilge Geist Psalm 4 [6]:
Offert gerechtigkeit und hopenet up den Heren,
dat is, doht Gade tho eheren, wat recht und
gut is und vorlatet ju gelickewol nicht up sül-
cke juwe guden werke alse de ungelovigen und
affgödesche hüchelere, sunder hopenet und vor-
latet ju up den Heren, up Gades gnade und
barmherticheit. Dat wy jo im geloven Christi
und in erkentnisse Gades gnaden bliven, wenn
wy wat gudes dohn und nicht vallen mit unsem
byloven und ungeloven up de gerechticheit unser
werken, welcke, wo wol se gerechticheit und
frömicheit sind vor den lüden, so sind se doch
nicht gerechticheit und frömicheit des herten
edder der conscientien vor Gade, dar alleine
Christus unse gerechticheit is.

So secht ock Paulus Gal. 2 [16]: Dorch dat
gesettes werk wert nein fleisch gerecht. Nein
fleisch, dat is, nein mynsche, he sy Jöde edder
heyden, from vor der werlt edder unfrom, se
sind alle sündere (Röm. 3 [23]) und könen sich
Gades nicht römen und secht ton Galatern
[2,20 f.] vordan: Wat ick nu mehr leve im fleis-
sche (nadem ick Christen und ein apostel Christi
bin geworden) dat leve ick (nicht in mynem
vermögen edder werken, wowol ick vele gude
werke doh, sonder) in dem geloven des Söns
Gades, de my gelevet hefft und sick sülvest
vor my darhen gegeven. Ick werpe nicht wech
de gnade Gades (alse de valschen apostele dohn
und nu die papisten). Wente so dörch dat gesette
de gerechticheit kümpt, so is Christus vorgeves
gestorven, dat is: Wol dörch de werke des ge-
settes edder der gebaden Gades (wor willen
der papen lögenwerke blyven?) wil vor Gade

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