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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0049
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Kirchenordnung 1543

from und gerecht werden, de verlöchenet den
dod und bluth Christi. Röm. 9 [30—32] spreckt
Paulus: Dat willen wy seggen: De heiden, de
nicht hebben na der gerechticheit gestahn, heb-
ben de gerechticheit erlanget. Ich segge överst
van der gerechticheit, de uth dem geloven
kümpt. Israel överst hefft dem gesette der ge-
rechticheit nagestahn und hefft dat gesette der
gerechtigkeit nicht överkamen, worumme dat?
Darumme, dat se yd nicht uth dem geloven,
sonder alse uth den werken des gesettes söken.
Wente se hebben sick gestöth an den stehen
des anlopendes. Alse nu ock unse werkhilli-
gen etc.

Also bevehlet ock Christus synen jüngeren
de alderhögesten guden werke, dat se scholen
dat rike Gades verkündigen edder predigen
und sölcke lere mit groten wunderdaden be-
kreftigen und warnet se doch truwelick, dat se
sick up solcke werke nicht scholen vorlaten,
sunder blyven by dem geloven Christi, dorch
welchen se sind angenamen von Gade und in-
geschreven thom ewigen levende. So secht he
Luc. 10 [19 f.]: Ick hebbe ju macht gegeven tho
treden up slangen und scorpion und över alle
gewalt des vyendes und nichts werd ju schaden
dohn. Doch darumme frouwet ju nicht, dat ju
de geiste underdaen sind, frouwet ju överst,
dat juwe namen im hemmele geschreven sind.
So secht he ock klar genoch Luc. 17 [7. 10]:
Wol is mank ju, de einen knecht hefft etc.
Also ock gy, wenn gy alles gedan hebben, wat
ju bevalen is (ja wenn ehr?) so spreket: Wy
sint unnütte knechte, wy hebben gedan, wat wy
tho donde schuldich weren.

TRACTAT MATTH. 25] Hyrtho gehöret ock,
dat Christus secht Matth. 25 [32—35], dat he
thom jüngesten dage werde vonander scheden
de schape und de böcke und werd tho den scha-
pen thor rechter hand seggende: Kamet her,
gy gesegenede edder gy gebenedigede mynes
Vaders. Beervet dat rike, dat ju bereidet is
van ambeginne der werlt. Wente ick bin hun-
gerich geweset und gy hebben my gespiset.
Ick bin dorstich geweset etc. Dar hörstu, dat
se alse de erven und kindere Gades vele gudes

hebben gedan erem nottorftigen negsten, welck
is de leve, de uns Christus geboden und bevalen
NIE GEBOD] hefft, Joh. 13 [34 f.]: Ein nye ge-
bot geve ick ju, dat gy ju under einander leven,
alse ick ju gelevet hebbe, up dat gy ju under
einander leff hebben. Darby werd idermann
erkennen, dat gy myne jüngere sind, so gy leve
undereinander hebbet.

Christus het id ein nye geboth, nicht dat id
nicht vorhen gebaden is dorch Mosen, de dat
secht: du schalt dinen negesten leven alse dy
sülvest [Lev 19,18]. Sunder darumme, dat id
Moses geboet dem olden mynschen, in sünden
verdorven, und ward nicht geholden. Christus
averst gebüt de leve den nyen lüden, de vornyet
sind dorch dem hilgen Geist und kinder Gades
geworden, de holden id. Wente dewile se sind
gude böme geworden dorch den geloven an
Christum, so werden se ock tho syner tydt gude
früchte bringen, dat is, de leve gegen dem not-
troftigen negesten bewisen mit der dath, alse
ock thovorne gesecht is uth Luc. 6 [36]: Syd
barmhertich, alse juwe hemmelische Vader barm-
hertich is etc.

FRYE CHRISTLICKE WERKE, DARUP WY UNS
NICHT VORLATEN] Und efft se wol vele gudes
andern lüden dorch de leve gedan hebben, alse
Christus thom jüngsten dage werd seggende, so
hebben se sick denne noch up solcke werke
nicht verlaten, hebben ock in solcken werken
ere gerechticheit nicht gesocht, ock nicht im
synne gehat, dat se wolden mit solcken wer-
ken genoch dohn vor ere sunde eder darmede
dat ewige levend köpen edder verdenen, alse
des pawestes lumpen predikere balde up schryen,
wenn se lesen Matth. 25 [34—36] und anderswor,
dat de werke der gelövigen kinderen Gades ge-
lavet und gepryset werden in der hilgen schrift,
gelick efft yd ere hüchelwerke weren, darmede
se grote vordenste by Gade soken und maken
also von eren werken ydel affgöderye und seg-
gen: Sehet, leven lüde, steyt dar nicht van guden
werken, darumme könen wy den hemmel und
dat ewige levent vordenen mit unsen guden
werken. Neen twar, du gotlose prediker, du
blinde hücheler, dat stet nicht darby, sunder dat

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