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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0051
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Kirchenordnung 1543

rike innemen und annemen. Darmede bedüdet
he, dat se kindere Gades sind dörch den geloven,
nicht dorch de werke geworden, Jo. 1 [12].
Sind se nu kindere Gades, so sind se ock erven
Gades und miterven Christi, spreckt Paulus
tho den Galatern [=Rm 8,17].

Thom verden: Christus secht: Gy hebbent my
gedan [Mt 25,40]. Dat se solcke werke der leve
Christo to eheren gedan hebben und Christus
solcker werken, dem nottröftigen negesten gedan,
sülvest sick heft angenamen, is yd klar, dat se
sölcke werke im geloven Christi gedan hebben,
darumme hebben se sick up sülcke werke nicht
vorlaten edder darinne ere gerechticheit vor
Gade gesocht, alse de phariseyre, alse de dar
hören möthen: Wyket van my alle, gy övelde-
dere [Mt 7,23],

Thom vöfften: De gerechten antwerden dar
Christo: Here, wen ehr hebben wy dy hunge-
rich gesehen und hebben dy gespyset etc. [Mt
25,37]. Dar hörestu jo openbar ere gelövige herte.
Se hebben de guden werke jegen dem not-
tröftigen negesten gedan, alse Christus secht, und
hefft yd nicht vorgeten, överst de framen lüde
hebbent alle vorgeten und fragen, wenn ehr
hebben wy so vele gudes gedan? Wy sind arme
sündere up erden geweset, hebben uns överst
geholden thor gnaden Gades in Christo allene.
Wy hebben gedan, wat wy gedan hebben, im
geloven Christi sind wy gebleven, allene Christus
is unse trost, gerechticheit und levent geweset.
Se hebben vele guder werke gedan und hebben
der werke doch vergeten, dat is jo ein klar
teken, dat se dörch de werke nicht ere gerech-
ticheit und salicheit hebben gesocht. Süs ple-
gen de hüchelere ere werke wol so hoch holden,
dat se se nicht vorgeten, ja, se dörven se wol
fry vor Got bringen, alse de sede: Got, ick danke
dy, ick bin nicht alse de anderen etc. ;[Luk 18,11].
Und de vorm jüngeste gerichte: Hebben wy
nicht in dynem namen wyssaget? etc. [Mt 7,22].
Dat is jo ein fyn reyn herte, dat vele gudes
andern deyt und weth sick doch nicht upthobla-
sende vor Gade mit synen werken und gutem
levende, gelick offt id dardörch gerecht wehre
vor Gade alse de phariseyere, Luc. 18 [9], Sonder

secht mit David im psalm: Here, ga nicht int
gerichte mit dynem knechte, wente vor dynen
ogen is nen mynsche gerecht, de up erden
levet [Ps 143,2].

Uth dissem allen vorsta wy nu, dat Matthei 25
[34] werden gepriset de guden werke der leven
kindern Gades, de nicht affgöderye mit eren
werken anrichten, dat is, se verlaten sick nicht
up ere werke edder söken nicht darmede ge-
rechticheit vor Gade und salicheit, sonder alse
de leven kindere Gades blyven se im geloven
Jhesu Christi und vorlaten sick allene up de
barmherticheit Gades in Christo, alle dewyle se
hyr leven up erden, alse Paulus secht: Wat ick
nu mehr leve im flesche, dat leve ick im ge-
loven des Söns Gades etc. [Gal 2,20]. Dohn doch
in sölckem geloven (wen se from und gerecht
synd geworden allene dörch Christum) ock gude
werke dorch de christene leve, de en Got ge-
baden und bevalen hefft, allene Got to ehren,
dem negesten tho denste, darmede se bewysen,
dat ere gelove recht is und se de leven kindere
Gades sind allene dörch den geloven an Chri-
stum. Se willen nicht dorch werke kindere und
erven Gades werden, wente dat sind se vorhen
uth Gades gnade dorch den geloven an Chri-
stum. Ja, wenn se nicht vorhen weren kindere
Gades und salich, so würden se sülcke gude wer-
ke nicht dohn. Weren se nicht vorhen gude
böme, so würden se sülcke gude früchte nicht
bringen.

Also werstu allerwegen in der hilgen schrift,
dar gude werke gepryset werden, befynden, dat
de schrift dar secht van den werken der kin-
dern Gades und nicht van den werken der
hüchelern, de mit eren werken vorlöchenen
Gades barmherticheit, dat bluth Jhesu Christi
und de kraft der upstandinge Christi, dat lohn
överst volget nicht, dat dyne werke so vele
wert sind edder dat lohn vordenet hebben, wente
wy sind kindere Gades und nicht werkhilgen
edder dagelönere. Sonder dat Got solck en tho-
gesecht hefft, de syne kinder nicht bedrücht.
ock nicht legen kan.

VERMANINGE THO GUDEN WERKEN] Hyrbe-
neven is yd ock lüstich tho merkende uth

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