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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0053
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Kirchenordnung 1543

mehr na des antichristischen pawestes gesmer-
den und bescharen hupen, de alle up eenem hu-
pen so ungelert sind, dat se nicht weten, wat de
erste bede bedüdet in dem Vaderunse: Gehilget
werde dyn name [Mt 6,9]. Wente wen se dat
wüsten, so weren se unse leven brödere und
würden nicht mehr Got und synen Christum
lestern mit eren valschen leren und erdichten
orden und gadesdensten, würden ock nicht mehr
dat hilge evangelion Christi verdömen und vor-
volgen, wat scholde denne gudes by en syn?

Overst lat uns doch nicht undankbar werden,
dat wy de predikere und lerer, de uns Christus
nu wedder gifft, jo ehrlick holden und dubbelder
ehren werd achten (alse Paulus gebüt [1. Tim
5,18]) de prestere, de im worde arbeden. Christus
secht Matthei 10 [40] tho synen predikern: Wol
ju annimpt, de nimpt my sülvest an etc. Wy
gedenken, dat wy Christo vele denstes wolden
dohn, wenn he by uns up erden ginge, alse by
den Jöden, wy mochtens vellichte wol nicht
bether maken, den yd de Jöden makeden. Nu
spreckt Christus, dat wy em sülvest dohn, wat
wy synem geringsten dohn und dat wy en sül-
vest annemen, wenn wy syne predikere und
denere des wordes annemen. Dat scholde uns jo
tholocken, gude werke dem nottröftigen Christen
tho donde.

RECHTE OFFERE] Thom verden is by dem-
sülvigen worde Christi: Gy hebbent my sülvest
gedan [Mt 25,40], ock tho merkende, dat unse
guden werke, dem nottröftigen Christen und den
denern Christi gedan, sind rechte offere, dar wy
unsen geloven mede öven und erwecken, de wy
Christo sülvest offeren und Christus nimpt sül-
cke offere ock sülvest an, alse he secht: Gy
hebbent my sülvest gedan, alse thovorne uth
dem 4. psalm [4,6] gesecht is: Offert gerechti-
cheit und hopenet up den Heren. Wy willen
gerne kerckengeprenge und herrlike gadesden-
ste hebben, overst an disse offer und rechten
denste Christi willen wy nicht.

Doch de framen Christen werden sick wol uth
dissen vorigen worden, de wy gehandelt hebben
uth Matth. 25, overreden laten, dat se gude
werke dohn dem negsten, ein juwelick na synem

stande und bevalen ampte und int gemeine uth
christliker leve, Christo tho ehren, de solcke
werke der leve sülvest annimpt und dem not-
tröftigen thom besten, allermeist tho ander lü-
den salicheit, dat wy den unwetenen und armen
sündern ock denen mit unsem vorstande uth
Gades worde, dat se mit uns salich werden.
Amen.

DER KINDERN GADES UNVULKAMEN UND
UNREINEN GUDEN WERKE NIMPT GOT UTH
GNADEN VOR VUL UND REINE AN] Hyr
möchte jemand seggen und twar nicht unbil-
lich: Tovorne is gesecht, dat solcke guden wer-
ke der kindern Gades, van Gade bevolen, ge-
vallen und behagen Gade uthermathen wol,
also dat he ock secht, he wille sölcks alle wol
belonen und is doch darneven ock gesecht, dat
unse guden werke alse de ersten und högesten
werke des herten, welcke sind: Got leven und
den negesten leven, sind sehr unvulkamen und
dat de olde Adam, de noch nicht ganz gedödet
is in den kindern Gades in dissem levende, ma-
ket noch dartho alle unse guden werke un-
reyne mit syner bösen lust und sunden. Sind
nu unse guden werke unvulkamen also, dat wy
kume dat ringste dohn und dat meiste, dat wy
dohn scholden nach dem gesette (von ganzem
herten, van ganzer seelen, van alle kreften und
gemüte), blyfft noch darhinder. Item werden unse
guden werke noch unrein bevunden, unses fles-
sches edder olden Adams halven. So könen se
jo Gade nicht gevallen und so sehre behagen,
nömelick alse de feyl edder groten gebreck
hebben und unreyne sind. Wente ock im ge-
sette Mosi gebüt Got, dat me em nicht schal
offeren ein schap edder lam, dat nicht vulkamen
is und dat enen feyl hefft und sülck schap moth
ock nicht dat passchelam syn [Ex 12,5; Lev
22,20], welck men im latinischen texte hefft ge-
nömet: Agnum sine macula, id est, integrum etc.

Dartho antwerde wy: Dat is alle wahr, wenn
Got, unse leve Vader, mit uns, synen armen
kindern mit rechte wolde varen und nicht mit
leve gegen syne kinder, mit gnade und barm-
herticheit. De leven kindere Gades spreken alle
up disser erden alse Paulus Röm. 7 [18]: Ick

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