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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0110
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Wolfenbüttel

wie dasselbige in den biblischen, prophetischen
und apostolischen schriften altes und neues
testaments durch Mosen, die propheten, evange-
listen und aposteln verfasset ist. Dann die
rechte religion der wahren kirchen Gottes stehet
nicht auf einigem gutdünken menschlicher ver-
nunft und klugheit, 1. Cor. 2 [1 f.], auch nicht
darauf, was grosse leute fürgeben und setzen,
das etwa lange zeit gewehret hat, Mat. 5
[21 ff.]; Jsai. 29 [17 ff.]; Ezech. 20 [39 ff.], sondern
allein darauf, was des Herrn mund geredt und
geoffenbaret hat Jsa. 1 [20]; Joh. 1 [33]. Solche
lehre aber, dardurch Gott sein wesen und sei-
nen willen von anfang der welt seiner kirchen
geoffenbaret, hat er darnach selbs, soviel uns
zu unser seligkeit zu wissen von nöten ist,
schriftlich verfassen lassen umb der nachko-
men willen, Psalm. 102 [19], auf das die kirche
zu allen zeiten haben möchte einen bestendigen
grund und ein gewisse regel, darbey und dar-
nach die rechte wahre religion geprobieret und
erkennet und von allerley ungewisser falscher,
irriger lehr underscheiden könne und solle wer-
den, wie Irenaeus davon handelt, libro 3, cap.

1 16, und wie die ganze alte kirche der meinung
und der ursachen halben die heiligen schrift
nennet canonicam scripturam 17.

Und sollen die leute allwege auf den grund
geweiset und geführet werden, das Gott in der
heiligen schrift alles verfasset und begriffen
habe, was nutz und noth ist zu unser lehr, trost,
gedult, Rom. 15 [4], zur warnung, 1. Corint. 10
[11], zur straff, zur besserung, zur züchtigung,

2 Tim. 3 [16], ja, das ein mensch Gottes, das ist
ein diener des worts, volnkommen und zu allen
guten werken (nemlich seinem ampt zugehörig)

16 Contra haer. III, 1,1; MSG 7, 844. Harvey II,2.

17 Z. B. August., De civ. Dei, XI,3; MSL 41,318.
CSEL 40 1,513. ibid. XV, 23,4; MSL 41,470 f.
CSEL 40 II,111. De doctr. chr. II,8, 12.13; MSL
34,40 f—Vgl. dazu Th. Zahn, RE 3 9, S. 769—773.

18 Contr. lit. Pet., III, 6,7; MSL 43,351. CSEL 52,168.
Vgl. FC,Ep XII,22; SD XII,30. Bek. Schr. S. 825
u. 1097, ferner RE 3 18, S. 76 ff. — Die Stellen,
die hier und im „Kurzen Bericht“ bestimmten
Abschnitten in der FC entsprechen, sind in den

geschickt sey, 2. Tim. 3 [17], Und in summa: in
der heiligen schrift haben wir, das wir an
Christum gleuben und durch den glauben das
ewig leben haben in seinem nahmen, Johan. 20
[31]. Daher Augustinus recht saget Contra lite-
ras Petiliani, libro tertio, capite sexto: Wer in
glaubenssachen etwas fürgibt ausser dem und
uber das, was wir in der prophetischen und
apostolischen schriften empfangen haben, er
sey, wer er wölle, wens auch gleich ein engel
von himel were, so sey er verflucht 18. Hie muß
verworfen und verdammet werden die papisti-
sche religion, welche ohn und wieder die schrift
allein auf menschendecret und satzung, auf tod-
ten erscheinung, auf selbserwelte geistlicheit
und auf langen gebrauch sich gründet, Jsai. 8
[19] und 29 [13]; Matth. 5 [21 ff.] und 15 [1 — 9],
wie grossen schein der weißheit das immer mehr
haben möge, Colo. 2 [8].

Es müssen hie auch verdammet und verwor-
fen werden Schwenckfeldt mit den wiederteu-
fern, welche schwermen, das Gott anderer art
und weise, dann allein durch das wort der
schrift, nemlich durch sonderliche offenbarung
sich wölle den menschen zu erkennen geben 19.

Es muß aber auch die heilige schrift nichtge-
beuget, verdrehet und verkeret werden auf für-
gefassete opiniones nach eines jeden gefallen;
denn die schrift stehet nicht auf eines jeden
eigene außlegung, 2. Pet. 1 [20 f.], sonder sie
soll angenommen werden in dem einfeltigen
verstande, wie derselben der helle, klare buch-
stabe gibt und wie ein spruch der schrift den
andern iuxta analogiam fidei verkleret, wie sol-
che regulas de interpretatione scripturae setzen
Irenaeus lib. 2, cap. 46 und 47 20, Hieronymus

Anmerkungen mit dem Hinweis auf diese Ab-
schnitte und die betr. Seitenzahl in der krit.
Ausgabe der Bekenntnisschr. der ev. luth.
Kirche v. 1930 versehen. Dort sind im dazuge-
hörigen Apparat auch die Erklärungen und
die einschlägige Literatur zu vergleichen.

20 Contra haer. II, 27.28, 1 — 3 bei MSG 7, 803 —
806; bei Harvey: II, XL.XLI; Bd. I, S. 348—353;
vgl. dort die am Rand vermerkten Nummern.

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