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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0469
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Kirchenordnung 1528

gen in Paulo uthgespraken, dat de diakene scho-
len syn redelick, de eyn gut ruchte hebben, dat
se alse ehrlike frame lude in allen dingen nicht
unrecht handelen. Item dat se nicht twetun-
gich syn, wen wo kan me deme sulk gelt unde
denst der armen bevehlen, de gerne legen unde
achterkosen, vor mynen ogenen wit seggen unde
anderswör swart. Sulke plegen ock hader unde
afval wedder de bischoppe edder predicanten
(welk alle eyn dink is) anrichten etc. Item: Nicht
wynsuchtich edder eyn drunkenbolt, wente sulk
eyn wert syne collatie söken van der armen
gelde, edder is he to främ darto, dat he nichts
darvan nympt, so wert he doch syner collatien
warnemen unde der armen nicht achten. Item
nicht schendlikes gewinstes girich, he mochte
anders handelen by deme gelde alse Judas by
Jesus büdele. Item se scholen ock sulke lüde
syn, de ören egenen kynderen wol vohrstan unde
ören egenen hüsen, wo scholden se anders vohr-
stän fromeden luden unde vorsorgen, de öre
egene vorsümen unde nicht vorsorgen tome live
unde tor salicheit, alse eyn christenhüswert
schuldich is. Item se scholen syn eyner frauen
man, dat se sick richtich unde recht holden imme
eheliken stande, in welkeme man unde wyff is eyn
lyff. De sick anders holden, synt billich ehrlös
unde to sulkeme ampte, den armen to denen,
unduchtich.

Item wen se in ören personen unstrafflick
synt, noch schal me se nicht erwelen, wen se
böse wive hebben. Ore wive scholen syn rede-
lick in alleme handele mit öreme gesinde unde
kynderen, to regeren mit arbeydeslüden, mit
köpen in de kokene, mit gehorsamme je-
gen deme manne, mit almissen jegen armen lü-
den etc. Nicht lastererschen, de van anderen
achterkosen unde unnutte wasschen, alse denne
is eyn gemeyne feyl der wive unde sere straff-
lick. Sulk eyn wyff mochte den diaken, ören
man, affwenden, etliber lüde notroft to hulpe
to kamen, wen se böse redet unde licht deme
manne in den oren wedder frame notroftige, den
se gram is. Item de wyvere scholen syn nuch-
teren, dat se sick nicht vul drinken. Sulk is ock
by den grekischen wiven gemeyne geweset,

overs nicht by den düdeschen. Item trüw in
allen dingen. Dat kan me by uns ock wol vor-
waren, dat se van de guderen der armen nichts
in de hende krigen.

Uth deme alle mach me sehn, wo genöwe de
apostele darup hebben gesehn, dat me so frame
lüde scholde erwelen alleyne, to tidlikeme gude
uthtodehlen. Id is eyn wahr sproke: Gelt maket
eynen schalk, wen nicht dat herte vor Gade
främ is. Ock frame herten laten sick lögena
overreden unde vamme guden vorhinderen dorch
unframe wyve, dat hebbe wy leyder amme Adam
wol bevunden.

Eyn redelick wyff is nicht to betalen unde
aller ehren werd, alse Salomon bescrivet in
synen sproken imme letsten capitele [Pr 31,
10 ff.] De anderen sint bestien unde scorpien,
de öre dulle egensinnige köppe hebben unde
synt neyner redeliken unde gotliken saken edder
den armen notroftigen gunstich. Van den is to
vorstande allent, wat Salomon van bösen wy-
ven gesecht hefft [z. B. Pr 5, 3—6; 6, 23 ff.;
7, 4 ff.; 14, 1]. Darumme wen rede de man fram
unde Christen is, so schal me en doch nicht
erwelen to eynem predicanten edder diakene,
wen syn wyff eyn ruchte hefft by der naber-
schop, dat se in vohrgenömeden stucken unred-
delick sy.

Sus kone wy wol manne unde frauen vor Gade
in velen stucken arme sundere unde sunderinnen
syn unde strafflick, wente wy sind neyne en-
gele. Unstrafflick overs nach mynschlikeme ge-
richte scholen syn, de to sulken gotliken amp-
ten werden erwelet, dat is, se scholen by den
mynschen neyn böse ruchte hebben.

Sulke diakene, dewile se hebben de heymeli-
cheit des loven in reyner conscientie, konen
ock wol trösten mit Gades wörde de armen unde
elenden, den se mit gelde to hulpe kamen, alse
Sanctus Stephanus to Hierusalem dede unde
Sanctus Laurentius to Rome ane platte unde ane
diakenrock. By uns overs, wat deme worde Ga-
des by den kranken tokumpt, dohn de predican-
ten mit der heymsökinge, also dat unse diakene
alleyne van deme gemeynen gude gelt vorschaf-
fen den notroftigen.

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