Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0470
License: Free access  - all rights reserved

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Braunschweig

Dewile overs sulk diakenampt vele moye unde
upsehnt by sick hefft, darumme ock etlike frame
lüde sick weren mochten, dat antonemen, wen
se darto vordert werden, so settet Sanctus Pau-
lus by sulken arbeid sulk lohn, welk eyn chri-
stenherte nicht kan vorachten, unde wowol id
is eyn lohn, so is id doch nicht unse vordenst,
sonder Gades togesechte gnade, de nemand vor-
denen kan, sus were id plicht unde neyne gnade,
Roma. 4 [4].

Dat lohn overs, alse he secht, is dit: De dar
wol denen edder diaken synt, de vorwerven 39
sick sulvest eynen guden gräd unde eyne grote
frymodicheit imme loven in Christo Jesu. Ore
vorwerf imme trüwen denste is in Christo Jesu,
dat du mögest de gnade Gades daruth merken
unde nicht, dat unse denst sulkes werdich sy,
alse unrecht de phariseus meynede, de sprack:
Got, ick danke dy, dat ick nicht bun alse de an-
deren mynschen etc. [Luk 18, 11]. Wente Chri-
stus leret xms seggen [Luk 17, 10], dat wy un-
nutte knechte synd, wen wy ock gedän hebben
allent, wat uns gebaden is.

Wät is nu dat vorwerf? Se darven nicht kla-
gen, dat se, wen se der armen moten wahrnemen,
vele vorsümen in örer neringe unde vorwerven de-
wile nichts. Se vorwerven dat allerbeste gut,
welck ock christeneherten begeren, unde laten
sick an deme alleyne benögen, wen se dat
overkamen, weten wol, dat se mit sulkeme gro-
ten schatte nicht konen arm werden imme live
unde in der selen. Ja, wen se dat nicht by sick
bevinden, so synd se in angeste unde nöt unde
klagen, dat se synd in der hellen, van Gade
verlaten, alse me dat in velen psalmen mach
sehn.

Wat is id doch denne? he secht: Se vorwerven
sick sulvest eynen guden gräd unde eyne grote
frymodicheit imme loven. Neyn Christen kan syn
ane den loven in Christum, in deme loven overs
schal me wassen unde hoger stiigen. Sulk eyn
gräd unde högerstigent unde grote frymodicheit

39 = erwerben.

imme loven vor Gade wert hyr togesecht den, de
trüwelick denen, eyn jewelick in syneme ampte
unde bevalen arbeide, besondergen den diake-
nen, darvan hyr gesecht wert. Dat se van dage
to dage mehr 39a unde thonemen imme loven unde
hopeninge to Gade wedder alle sunde, nöt unde
anvechtinge lives unde der selen, dat het denne
in Christo wassen unde upstigen alse up den
graden uth deme loven in den loven, RO'. 1 [17],
van der hehrlicheit des Heren to der hehrlicheit
des Heren, 2. Cor. 3 [18], unde alse imme psal-
me [84, 8] steyt: de virtute in virtutem, uth der
eynen kraft des hilgen Geystes in de andere
kraft des hilgen Geystes, dat se van dage to
dage mehr erluchtet und sterker werden wedder
sunde, döt, duvel unde allen feyl unde frymo-
dich sick to vorlaten up Gades gnade unde
bermherticheit dorch Jesum Christum, unsen
Heren. We wolde nu nicht gerne eyn trüw dia-
ken syn?

Me wil nu vele unnutte pluderen van geyst-
liken ordenen. Overs Got geve mis wedder de
rechten bischoppe, pastores, doctores, prophe-
tas, evangelistas, apostolos, diaconos, Ephe. 4
[11], alse Christus bevalen hefft unde Paulus
bescreven, de mit deme wörde Gades beteren
mogen de christenheit unde denen den armen.

Ordeninge der kasten der armen.

Darumme hebbe wy hyr to Brunswig christ-
lick darto gedacht unde de radt sampt der gan-
zen gemeyne angenamen unde vorordenet, de
gemeynen kasten antorichten unde to holden
nach wise, wo hyrna gescreven steyt. Int erste
van den kasten der armen.

In allen groten paren schal apenbar stän
eyne gemeyne kaste vor de armen unde hüsar-
men unde andere notroftige. Darin scholen ka-
men alle willige offere, de me stedes des ganzen
jares wil darin geven, wen eyn jewelick wil.
Item alle testamente unde willige milde gaven.

39a H. Lietzmann, Kl. Texte 88, S. 143, ergänzt
„wassen“.

450
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften