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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0520
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Lüneburg

prior edder prioren na mynschlicken upsaten,
underwerpet unde synen olderen (de ene Godt
tho eeren bevolen) ungehorsam edder ock uth
der overicheit, de van Godde vorordent ys, ge-
horsamme syck entüth, mach de mynsche der-
maten wol vor der werlt vor einen gehorsamen
angeseen werden, overst vor Godde wert he un-
gehorsam befimden xmde ys solck syn gehorsam
lutter sunde. Worumme, secht de Here (Mat.
15, 3), avertrede gy Goddes gebot umme juwer
egen upsate wyllen? Vam armode desgeliken,
me see, wat ryke dage se under dem namen des
armodes besytten, fyndt me nicht anders denn
eine glysnerye, unde were nen bur ym lande, he
begerde der gestalt arme tho wesen, dat he ge-
lyck alse se nicht dörfte sorgen, wat he morgen
eten scholde.

Darumme loven se armoth alse ein morman
wyt tho wesen, wente so me grüntlick darvan
wyl reden, worumme se ynt kloster ghän effte
gegeven werden, ys nicht, dat se scholen arm
wesen, wente des bekennen se, wo yd Godde be-
hagede, buten klosters wol leven, sunder dat se
bequemlicken unde vor allem anfalle schölen be-
sorget wesen unde befrochten syck nicht allene
armodes, sunder ungerne seen, dat ere kynder
myt einem anderen, nedderen stande schollen
voreliket werden edder ock mit deme vellichte
andrepen, dar se alle beswernisse, wedderwer-
dicheit, nodt und ungelücke na gödtlikem wyl-
len mosten lyden. Dusse hovarth vorblendet erer
vele, dusse angst b'yt den ungeloven, derwegen
solcken besweringen vörthokomen, de tytlick
synt, seen de blynden elderen unde merken eren
leydigen ungeloven nicht, werpen ere kinder un-
der einen erdichteden, falschen, godtlosen schyn
des goddesdenstes, beyde, yn tytlicke des lyves
varlicheit unde tholesten de ewygen vordöme-
nisse. Wen nu bynnen den klösteren armoth ge-
socht wert, worumme schüwet me den armoth
hyr buten. Is ym grunde nicht anders, alse ein
erlogen, falsch armoth. Von der küscheit ys dar-
baven genoch gesecht, dat dorch löffte unde be-
slutinge wert me nicht küsch, sunder dorch God-
des gave, wen lavent küsch makede, bedörfte me
nener slöte unde müren. Overst wy synt vor-

blendet unde also vorblendet, dat wy mit open
ogen nicht seen.

Darumme ys düsse besluth war, den nemant
mach vorlöschen, dat, so me Godde loven wyl,
dat he rede geboden, unde dat he allene gyfft
unde geven moth, syck vorbynden tho holden
uth egenen kreften nicht anders sy, wen ein dör-
lick doent rmde schrecklicke affgodderye, wente
dat Godt geboden hefft, schöle wy holden, dar-
umme dat he ydt geboden hefft, edder so wy
menen, wy wörden ydt styver unde harder hol-
den, so wy dat loven unde sweren, so holde wy
mer up uns sulvest als up Goddes gebot, mer up
unse wort als up Goddes wort, welcker ein
lutter affgodderye ys etc.

De achte artikel.

Wo me syck ym vastende schal
h o 1 d e n.

Nademe ock vastent nütte unde gudt ys, den
lycham tho temmen, jodoch nicht also to hol-
dende, dat dorch underschedt der spyse an uth-
getekeden dagen sunderlykes wes vordenet ed-
der unhulde Goddes, so men ydt nicht helde,
vorwerket wörde, sunder dewyle ydt Christus
unde syne apostele, ock eine lange tydt darna de
gemene christlicke kercke fryg gelaten, dat ein
ytlick kerckhere nemande dwynge tho under-
schede der tydt edder spyse, sunder mer den
wyllen Goddes se underrichte, dat ene solckes
fryg gelaten tho etende ym namen des Heren,
wat ene Got vorlenet, jodoch mit stedtlikem
anholdende gödtlyckes wordes dem unvorstan-
de unde frevel begegene, dat se nicht yn aver-
floth varen, sunder mer ein wyllich fastent unde
metich levent annemen.

Dusse artikel vorklert syck also, wowol de
barmhertige Godt alle creaturen geschapen unde
dem mynschen underworpen (1. Mos. 1, 26. 28;
2, 15), dersulven na beschedenheit und nottorft,
nicht na undeschedener, unardiger lust tho ge-
bruken (1. Thimo. 4, 4), wert doch befunden,
dat syck de mynschen na erer arth mit lust,
leve unde averflode mer an de creaturen den an
Godt hengen, als denne sus yn allen dingen und
nicht thom geringen dele avermetigem eten

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