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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0616
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Lüneburg

sick ock gotliker straffe besorghen, so wes hyr-
ynne vorsümet worde. Wat nu under weynich
personen yn eynem ydtliken huse de vader und
her ys, dath ys yn der gemeynde eyn overicheyt,
van Gade vorordnet, ys eyn huszvader, alhyr tho
ghebeden, und dat gesynde tho folgen schüldich.
Worumme scholde eyn christlick främ overi-
cheyt, de up de ganze gemeynde und eynem ide-
ren in sunderheit tho sende vorplichtet, eynem
ydliken der undersaten synen unvorstand ster-
ken, trachliken, 26 motwilligen und eygenrich-
tigen handlen laten? Wedderumme myt watte
föghe und rechte werden de undersaten den
christliken billiken gebode weigering dhon mö-
gen? Stark ys dat wort (Rom. 13,2), we der overi-
cheit wedderstrevet, wedderstrevet Gades ord-
ning und wert sick sulvest dath gerichte ent-
fangen.

Dat ock unse veder und vorelderen hebben na
vormelding des Decretes (De consi. dis. 5. ca.
Non mediocrita 27) gewolt und befohlen, dat alle
gesenge dem predigen des wordes entwiken, ja,
by einer vormaledigyng vorbaden, umme sin-
gens wyllen de predige nicht natolaten. Und van
pawesten vortyden ein bevei by gehorsarn und
banne uthgeghan ys, eyn ydlick des Sondages
dat evangelion höre predigen (Cap. S. Romana
ecclesia. 13. dis. 28), wowol yd darna yn misse
vordarfliken geraden. Wath gyfft dath anders
tho vorstan, wen dat de traghen und modtwyl-
lighen (dem framen ys des nicht nodt) thom

26 = träge.

27 Decr. Grat. III. De consecratione, dist. V,
c. 24; Friedberg I, S. 1418: Non mediocriter
errat qui magno bono prefert mediocre bo-
num. Nonne rationabilis homo dignitatem
amittit, qui uel ieiunium karitati, aut ui-
gilias prefert sensus integritati, ut propter
abstinentiam inmoderatam, atque indiscre-
tam psalmorum uel offitiorum decantationem
aut amentiae, aut tristiciae notam incurrat?
Numquid uerborum flecti multitudine ut homo
Deus potest? Non enim uerbis tantum, sed
corde orandus est Deus. Quapropter melior
est quinque psalmorum cantatio cum cordis
puritate, ac serenitate, et spirituali ylari-
tate, quam psalterii modulatio cum anxie-
tate cordis atque tristicia. Cum igitur pro

hören gödtlikes wordes schullen ghedwungen
werden. Thom loven, ys war, mach nemant ge-
dwunghen werden, nadem ydt eyn ghave Gades
ys, nycht uth minschen noch uth werken
(Ephe. 2,8f.). Overst dem gebade, Gades wort
tho hören, ys iderman vorhaft tho volgen, nicht
weyniger als eyner ydliken borgerliken löffliken
ordenyng, so vor billick und nodtlick erkant und
upgerichtet ys.

Körtlick wyllen wy hyrvan scheyden und endy-
ghen, so doch thovoren ghemarket werde,
welcks ghar nicht tho vorachten ys. Wen ghelick
uth berörten merkliken nodtsaken de kloster-
personen und andere genante geystlike nicht
scholden angestrenghet werden, Gades wort van
den vorordenten predigers tho hören, worde
doch solcks des negesten nodt esschen, des de
ym gheloven junk unde swack ys, darmyth hee
nicht gheerghert worde.

Men hört ytzund overall segghen: Wen dusse
nye lehr recht war und gudt were, wurden de
genante geistlike (wente men sick by den mehrs
vorstandes vormodet) wol henyn ghan, hörden
tho, nemen de lehr an. Nu se overst dar nicht
yn ghan, nicht hören noch volghen wyllen, moth
de lehr nicht recht syn, wen see ydt annämen,
wyl ick ydt ock annämen. Is dyth nicht den
swacken ym loven ergeren, so weten wy nicht,
wath ergheren ys. Paulus wyl, dat yn den dyn-
ghen, de ock wol themen, de swacken (dath ys
de gherne leren wolden) nicht schollen geergert

centum animabus psalmus uel missa dicitur,
nichil minus, quam si pro uno quolibet ipso-
rum diceretur, accipitur. Audiant itaque, qui
ea, que neoessaria sunt, corpori subtrahunt,
illud, quod per Prophetam Dominus loquitur.
„Ego Dominus odiens rapinam holocaustorum.“
De rapina uero holocaustum offert qui uel
ciborum nimia egestate uel sompni penuria
corpus inmoderate affligit.

28 Decr. Grat. I, dist. XV, c. 3; Friedberg I,
S. 36 ff.: Sancta Romana ecclesia ..., vgl.
bes. S. 40 f. — Vgl. dazu Decr. Grat. III. De
consecratione, dist. I, c. 62; Friedberg I,
S. 1311: ex Canone Apostolorum [10.]: Omnes
fideles, qui conueniunt in solempnitatibus
sacris ad ecclesiam, et scripturas Apostolo-
rum et euangelium audiant...

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