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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0663
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Schul- und Kirchenordnung 1531

kysten kamen laten, mach eyn overycheyth
amptes halven hyrynne ock tho reden und schaf-
fende hebben, dewyle schonn solche guder uth
denn henden an kerckenghebruch ghegeven
synth und sych jure patronatus allhene up ker-
ckenbruch schall strecken, overst nych datsul-
vyghe styft van der kercken gans und gar aff-
thowenden. Doch eyn wy[ser] radt de sulvest
an eren ansprake wyll unvorhyndert laten, in
valle dat se besunder recht und orsake hadden
thom beneficio und wolden dat beneficium yn
des rechten patronatus hand ghestelleth hebben.

Prey leddyghe beneficia schollen dorch vor-
ordenten radespersonen und ethlyke borgeren yn
gemeymen kysten der arbeyden dener vorordenth
werden tho entholdyghe der predygher, schole-
mester, ghesellen, de men thor nutthe der stadt
yn universiteten studeren leth, und derghelyken
personen; wath overych ys, kann men denn
armen gheven, doch alle arbeyder personen er-
holdynghe schall uth dreplyken orsake nycht
under der armen kysten vormengeth werden.

Leddyghe lenhe edder beneficia des kalan-
deshus, de yn dispensationn dersulvyghen ka-
landes vorwanten stann 43, schollen der armen
yn orhe kysten ghegeven werden sampt ande-
?en ynkamen des kalandeshus, doch schollen
desulvyghen gaven, wat nycht styftlenhe synn
der vorstorven, frey synn, soverne onhe de vor-
latynghe ordelycher ghewalt und overycheyth
ghescheen kann, dat nemand ghedrunghen werth,
dat synn dartho ghevende, dar he dat syne un-
gerne hennegyfft, wente Sanctus Paulus spryk-
keth 2. Cor. 9 [6 f.]: Woll rychlych gyfft, werth
rychlych wedder ghegeven, aver eyn ythlyker,
alse thovorne yn synem herten erweleth hefft,
nycht uth trurycheyth edder nodt, wente Godt
beleveth eyn frolych ghever. Dyth alle schall
scheen yn dispensationn der vorordenden vam
rade und van der ghemeynte, aver de beneficia,

43 Druckvorlage: „schollen stann der armen ...“.

44 == jährliches Prassen. Die Jahresfeste der be-
deutendsten Bruderschaft, des Kalandes, waren
um die Zeit des Johannis- und des Michaelis-
festes. Am Morgen und Abend fand dann ein

so ane alle myddelen in e[ynes] wy[sen] rades
dispensationn stann, myth welchen se de ge-
meyne nudt, denst und wollfarth pleghen tho
forderen, schollen und noch alleweghe yn der
hand der overycheyt stann und de dispensation
tho christlyker bruke blyven. Item eyn overy-
cheyt schall van der borgerschopp enen diaoo-
num erwelen, de denn armen yn cristlyker truwe
moghen und wyllen vorsettynghe donn.

De broderschop schollen ermaneth werden, das
se er jarlych brassenth 44 vorlaten und ant-
werden 45 dathsulwyghe gelth yn de ghemeyne
kysten der armen edder denn armen junchfrou-
wen eres handwerkes edder armen ghesellen tho
vorordenen, edder wo se nycht wyllen, dat se
dat orhe wedder hennemen. Idt ys doch yn
dussem nyghen funde der broderschopp nycht
christlych, wen men Gades worth recht ansuth,
darumme schal me ydt gar affdonn; wente ydt
schall yn der christlyke kercke men enych bro-
derschopp alleyne synn, nomelych de ganse
christenheyth. Wy hebben Godt Vader enen
Heren und eyn erloser Christum, enen geloven,
eyn dope, eyn hopenynghe, eyn arve, und schall
nene solche averloveschen affsunderyghe ghe-
leden werden. Men schall sych ock umme solche
vorendrunghen wyllen, upsetthe stucke, nychtes
fruchten yn der conscientien, wente wy twy-
velen yn nenem weghe der leven Christen, dede
ym Heren entslapen synth. Vele und mennych
synth also bestann, dat se ychteswes styften
wolden tho der erhe Gades und beterynghe der
kercken, und ys also er vornementh ghewesen;
dat se averst yn dem valle des gadesdennste
gheerreth, ys unwetende, also lofflych ghescheen,
und so men ytsunth 46 ere schryft vam erdom
und misbruch tho der warheyth und christ-
lyken levende und gebruch ghewendeth, geschuth
nach erem styften und wyllen; wente dat wer
unchristlych, dat jemand wolde segghen edder

gemeinsames Essen im Kalandshaus statt;
vgl. W. Reinecke II, S. 64 f., auch ders.,
Gesch. d. Lüneburger Kalands, a. a. O. S. 32 ff.

45 = überantworten.

46 = jetzund.

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