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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0573
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Lütetsburger Kirchenordnung 1606

sovele mogelyck, ut den nedderlandischen psalm-
böckeren 32 angeropen und gelavet werden.

Und soll na geholdenen gebett vor vorlesung des
textes mit dem gesang Gott um sinen h. Geist an-
geropen werden 33. Na geendigter predige und gebett
soll men evenmaten Gott mit psalmen laven, als
vor den anfang der predige geschehen.

5.

Van dem gebede vor und na der predige und
den segen.

Vor der ersten predige soll gebedet werden dat
morgengebet ut den Heidelbergschen Catechismo 34
edder dat gebett ut der Embder Catechismo, vor der
lehre des catechismi vorordenet 35, mit dem Vader
unse.

32 Vgl. Emder KO, oben S. 485 mit Anm. 24 und 25.

33 Entsprechend der Emder KO; vgl. oben S. 486 mit
Anm. 27 a.

34 Gemeint ist das Morgengebet aus der KO der Kur-
pfalz von 1563, die auch den Heidelberger Katechis-
mus enthält (W. Niesel, aaO. 203f.). Eine nieder-
deutsche Ausgabe des Heidelberger Katechismus
erschien bereits 1563, nach Le Long vermutlich zu
Emden bei Grillis van der Erven, im Anhang dazu
„Christlicke Gebeden, die men in de Huysen, ende
in der Kercken gebruycken mach“; vgl. die ausführ-
liche Beschreibung bei I. Le Long, Kort historisch
verhaal van den eersten oorsprong der Nederland-
schen Gereformeerden Kerken onder ’t Kruys...
Amsterdam 1751, 112ff.; ferner Borchling und
Claußen I, 828, und III, 1, 65. Unserer KO zeitlich
nahe steht folgender bei Borchling und Claußen
I, 1143f., angeführter Druck: „CATECHISMVS
Edder Korte vnderricht Christliker Lehre/Alse de in
Kerken vnd Scholen der Köhr vnd Förstliken Paltz
gelehret wert: Sampt den Kerken Ceremonien vnd Ge-
beden. Erst vp dat Nye gedrücket / mit thodoninge
der versikel. Vth dem Hochdüdeschen in Sassische
Sprake gebracht. Gedrücket tho Bremen / dörch
Johann Wessels. 1600.“ - An dem aaO. bezeichne-
ten Fundort, der Staatsbibliothek Berlin, soll die-
ser Druck jetzt nicht mehr vorhanden sein. Ein
Druck mit gleichlautendem Titel erschien 1616,
ebenfalls zu Bremen bei Johann Wessels; vgl.
Borchling und Claußen II, 1292, und die aus-
führlichen Angaben bei J. I. Doedes, De Heidel-
bergsche Catechismus in zijne eerste levensjaren
1563-1567. Historische en bibliografische Nalezing.
Utrecht 1867, 69 ff. Ein Exemplar besitzt die Staats-
bibliothek Bremen (Brem. c. 98). Das Morgen-
gebet (Gelevede in dem Heren Jesu Christo, latet
uns vor dem angesichte Gades nedderkneen und en

Na der predige dat gebett ut dem Emder Cate-
chismo 36 edder sonsten ein, so dienlich und nutte is,
mit dem Vader unse.

Vor der anderen predige die gemene, apenbare be-
kenteniß der sunden ut dem Heidelbergschen Cate-
chismo: Hemlischer Vader etc. 37 mit dem Vader unse.
Datt gebett na der anderen predige (als den ock alle
andere gebede) soll darhen gerichtet syn, dat men
Gott vor sine grote wolldaden danke und ferner
umme dersulvigen erholding bidde 38, mit dem Vader
unse.

Na gedanen gebett und gesang soll der segen ge-
spraken werden, ut dem sesten capittel des verden
bokes Mosis [24-26] 39 edder ock ut den Heb. cap. 13
[20 f.] edder ut den Philip. cap. 4 [7], und dat volk
vormanet werden, ein milde almosen den armen mit-
todelende 40.

van grund unses herten also anropen. — Barmhertige,
ewige Godt und Vader, wy danken dy, dat du uns
disse nacht so gnedichliken behödet und den hüdigen
dag hefst laten erleven...) ebd. S. 167—170.

35 Das Gebet s. oben S. 487, Anm. 31. Es handelt sich
bei der ersten Predigt in Lütetsburg ja um die Kate-
chismuspredigt.

36 Das oben S. 487, Anm, 31 angeführte zweite Gebet.

37 Die sog. Offene Schuld bei W. Niesel, aaO. 195;
in dem oben Anm. 34 angeführten niederdeutschen
Katechismusdruck von 1616 S. 92-94 (Gebedt vor
der predige am Sonn- und vyrdagen. — Gnade, frede
und barmherigheit [!] etc. — Hemmelsche Vader,
ewige und barmhertige Godt, wy bekennen vor dy-
ner gödtliken majestäd, dat wy arme, elende sünder
syn...). In seinem ersten Teil stammt dieses Be-
kenntnis aus Calvins Straßburger und Genfer Litur-
gien (CR 34, 173f.; COpp II, 18f.). Es zeigt daher
auch starke Verwandtschaft mit der Offenen Schuld
in Microns Ordinancien, die gleichfalls auf Calvins
Formular zurückgeht; vgl. unten S. 602 mit Anm.
75. — Daß unsere KO die Offene Schuld vorsieht,
obwohl die Emder KO sie nicht direkt hat, könnte
Anknüpfung an ältere Norder Gepflogenheiten be-
deuten: die Norder Gottesdienstordnung von ca.
1528, die sog. Bremer KO von 1529 und Microns
Ordinancien haben sie, allerdings sämtlich in der
Postliturgie; vgl. oben S. 432. 362; unten S. 601 f.

38 Ein freies Gebet nach der Predigt, teilweise entspre-
chenden Inhalts, sieht auch die Emder KO vor; vgl.
oben S.489.

39 Entsprechend der Emder KO, oben S. 489.

40 Hier ist in der Druckvorlage von späterer Hand hin-
zugefügt: NB. [Dazu am Rand:] Geschicht nun unter
werender predig. - Die hochdeutsche Fassung unserer
KO hat: N. Dieß almuesensamblen geschicht nun
unter wehrender predigt.

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