Kirchenordnung für Steuerwald und Peine 1561
Psal. 22
[122,1]
vesper leuten lassen und alda in der kirchen auf-
warten, wo leute weren, die den volgenden Sontag
wolten communicirn, das er dieselbigen vorhöre,
mit Gottes wort nodtwendig underricht und absol-
vire, sovern sie busse tun und sich nach Gottes wort
auch schicken und halten4.
Sontag frue sol er zu gelegener zeit wiederumb
leuten lassen, das volk auch darzu vormanen, das
sie also balde in die kirchen kohmen, ein jeder haus-
vater mit seinem hausgesinde, soviel er der aus dem
hause entberen kan, und sol sich ja ein jeder haus-
vater darzu gewehnen, das er gerne mit den seinen
alda ist im hause des Herren, da man den fromen
Gott lobet und preiset, wie David saget: Ich freuwe
mich, das zu mir geredet ist, das wir werden ins haus
des Herren gehen, und an einem andern ort: Ich Psal. 26 [6f.]
halte mich zu deinem altar, da man höret die stim- Psal. 42
me des dankens und da man prediget alle deine 84 [2-5]
wunder.
Und sol man erstlich das deutsche Te Deum
laudamus5 oder: Gott der Vater wahn uns bey und
lasse uns etc6 oder: Nun freuwet euch lieben
Christen gemain7 singen, darauf: Allein Gott in der
höge sey ehr8 , nachdem sol der pfarher eine deut-
sche collecten9 singen und nachmals die gewönliche
epistel von der Dominica oder dem fest ablesen,
gegen dem volke gekeret.
Nach der epistel sol man mit dem volke wieder-
umb einen deutschen psalmen singen als: Vater
unser im himelreich10 , Es ist das hail uns kommen
4 Die Beichte in der Sonnabendvesper auch nach der
Sächsischen KO von 1539 (Sehling I, 271) und der
Mecklenburger KO von 1552 (Sehling V, 197).
5 Luthers Prosaübersetzung des lateinischen Te
Deum (dazu unten S. 851 mit Anm. 25) stand ver-
mutlich zuerst in dem verlorenen Klugschen Ge-
sangbuch von 1529, findet sich im Babstschen Ge-
sangbuch als ,,Der lobsang / Te Deum laudamus
Durch D. Mart. Luther verdeutscht" (1. Teil. Nr.
XXXVI). Der Gesang steht auch in Luthers Schrift
,,Die drei Symbola oder Bekenntnis des Glaubens
Christi" von 1538. Luther bringt ihn nach dem
Apostolicum und Athanasianum und vor dem
Nicaenum (WA 50, 265f.; dazu ebd. 263): ,,Das
drit symbolon sol Sancti Augustini und Ambrosii
sein und nach S. Augustini taufe gesungen sein. Das
sey also oder nicht, so ists on schaden, ob mans
gleube oder nicht; es ist gleichwol ein fein symbolum
oder bekentnis (wer auch der meister ist) in sanges-
weise gemacht, nicht allein den rechten glauben zu
bekennen, sondern auch darin Gott zu loben und
danken." Vgl. Wackernagel III, Nr. 31; WA 35,
249ff. 324. 379. 458f. 521ff.; Ev. Kgb. u. Kulp
Nr. 137; G. Hahn, Martin Luther. Die deutschen
geistlichen Lieder. 1967, 41ff. Dazu unten S. 843,
Anm. 6.
6 Trinitarisches Lied Luthers, zuerst 1524 im Witten-
bergischen Gesangbuch gedruckt, vermutlich auch
in diesem Jahr entstanden; vgl. Wackernagel III,
Nr. 24, vgl. Nr. 1040; WA 35, 177ff. 450. 512; Ev.
Kgb. u. Kulp Nr. 109; G.Hahn, aaO. 37. Im
Babstschen Gesangbuch I, Nr. XIII: ,,Gott der
Vater won vns bey etc. D. Mart. Luther."
7 Lied Luthers, 1523, vielleicht sogar noch früher,
entstanden, erschienen zuerst auf einem fliegen-
den Blatt 1523, beruhend wahrscheinlich auf
einem vorreformatorischen Lied, das in einem
Nonnenliederbuch aus der Zeit zwischen 1500 und
1525 (Sammlung einer Anna von Köln) enthalten
ist. Das Lied Luthers beschreibt seine Rechtferti-
gungslehre. Vgl. Wackernagel III, Nr. 2; WA 35,
133ff. 422ff. 493ff. u.ö.; Ev. Kgb. u. Kulp Nr. 239;
G. Hahn, aaO. 17ff. Im Babstschen Gesangbuch I,
Nr. XXXII u. XXXIII: ,,Ein dancklied / für die
höchsten wolthaten / so vns Gott in Christo erzeigt
hat. D. Mart. Luther." Im Sinn des Liedes heißt es
in der Vorrede zum Babstschen Gesangbuch: ,,Denn
Gott hat unser herz und mut frölich gemacht durch
seinen lieben Son, welchen er für uns gegeben hat
zur erlösung von sunden, tod und teufel. Wer solchs
mit ernst gleubet, der kans nicht lassen, er mus
frölich und mit lust davon singen und sagen, das es
andere auch hören und herzukomen. Wer aber nicht
davon singen und sagen wil, das ist ein zeichen, das
ers nicht gleubet und nicht ins neu fröliche testa-
ment, sondern unter das alte, faule, unlustige testa-
ment gehöret."
8 Vgl. unten S. 852f. mit Anm. 11.
9 Vgl. unten S. 849, Anm. 13.
10 Lied Luthers, zuerst 1539 als Einzeldruck erschie-
nen, in demselben Jahr in das Schumannsche Ge-
sangbuch aufgenommen; vgl. Wackernagel III,
Nr. 41; WA 35, 270ff. 463ff. u.ö.; Ev. Kgb. u.
Kulp Nr. 241; G. Hahn, aaO. 47f. Abb. I (Faksi-
mile von Luthers Niederschrift). Im Babstschen
Gesangbuch I, Nr. XVII: ,,Das Vater vnser / kurtz
vnd gut ausgelegt / vnd in gesang weise gebracht /
Durch D Mart. Luther...".
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Psal. 22
[122,1]
vesper leuten lassen und alda in der kirchen auf-
warten, wo leute weren, die den volgenden Sontag
wolten communicirn, das er dieselbigen vorhöre,
mit Gottes wort nodtwendig underricht und absol-
vire, sovern sie busse tun und sich nach Gottes wort
auch schicken und halten4.
Sontag frue sol er zu gelegener zeit wiederumb
leuten lassen, das volk auch darzu vormanen, das
sie also balde in die kirchen kohmen, ein jeder haus-
vater mit seinem hausgesinde, soviel er der aus dem
hause entberen kan, und sol sich ja ein jeder haus-
vater darzu gewehnen, das er gerne mit den seinen
alda ist im hause des Herren, da man den fromen
Gott lobet und preiset, wie David saget: Ich freuwe
mich, das zu mir geredet ist, das wir werden ins haus
des Herren gehen, und an einem andern ort: Ich Psal. 26 [6f.]
halte mich zu deinem altar, da man höret die stim- Psal. 42
me des dankens und da man prediget alle deine 84 [2-5]
wunder.
Und sol man erstlich das deutsche Te Deum
laudamus5 oder: Gott der Vater wahn uns bey und
lasse uns etc6 oder: Nun freuwet euch lieben
Christen gemain7 singen, darauf: Allein Gott in der
höge sey ehr8 , nachdem sol der pfarher eine deut-
sche collecten9 singen und nachmals die gewönliche
epistel von der Dominica oder dem fest ablesen,
gegen dem volke gekeret.
Nach der epistel sol man mit dem volke wieder-
umb einen deutschen psalmen singen als: Vater
unser im himelreich10 , Es ist das hail uns kommen
4 Die Beichte in der Sonnabendvesper auch nach der
Sächsischen KO von 1539 (Sehling I, 271) und der
Mecklenburger KO von 1552 (Sehling V, 197).
5 Luthers Prosaübersetzung des lateinischen Te
Deum (dazu unten S. 851 mit Anm. 25) stand ver-
mutlich zuerst in dem verlorenen Klugschen Ge-
sangbuch von 1529, findet sich im Babstschen Ge-
sangbuch als ,,Der lobsang / Te Deum laudamus
Durch D. Mart. Luther verdeutscht" (1. Teil. Nr.
XXXVI). Der Gesang steht auch in Luthers Schrift
,,Die drei Symbola oder Bekenntnis des Glaubens
Christi" von 1538. Luther bringt ihn nach dem
Apostolicum und Athanasianum und vor dem
Nicaenum (WA 50, 265f.; dazu ebd. 263): ,,Das
drit symbolon sol Sancti Augustini und Ambrosii
sein und nach S. Augustini taufe gesungen sein. Das
sey also oder nicht, so ists on schaden, ob mans
gleube oder nicht; es ist gleichwol ein fein symbolum
oder bekentnis (wer auch der meister ist) in sanges-
weise gemacht, nicht allein den rechten glauben zu
bekennen, sondern auch darin Gott zu loben und
danken." Vgl. Wackernagel III, Nr. 31; WA 35,
249ff. 324. 379. 458f. 521ff.; Ev. Kgb. u. Kulp
Nr. 137; G. Hahn, Martin Luther. Die deutschen
geistlichen Lieder. 1967, 41ff. Dazu unten S. 843,
Anm. 6.
6 Trinitarisches Lied Luthers, zuerst 1524 im Witten-
bergischen Gesangbuch gedruckt, vermutlich auch
in diesem Jahr entstanden; vgl. Wackernagel III,
Nr. 24, vgl. Nr. 1040; WA 35, 177ff. 450. 512; Ev.
Kgb. u. Kulp Nr. 109; G.Hahn, aaO. 37. Im
Babstschen Gesangbuch I, Nr. XIII: ,,Gott der
Vater won vns bey etc. D. Mart. Luther."
7 Lied Luthers, 1523, vielleicht sogar noch früher,
entstanden, erschienen zuerst auf einem fliegen-
den Blatt 1523, beruhend wahrscheinlich auf
einem vorreformatorischen Lied, das in einem
Nonnenliederbuch aus der Zeit zwischen 1500 und
1525 (Sammlung einer Anna von Köln) enthalten
ist. Das Lied Luthers beschreibt seine Rechtferti-
gungslehre. Vgl. Wackernagel III, Nr. 2; WA 35,
133ff. 422ff. 493ff. u.ö.; Ev. Kgb. u. Kulp Nr. 239;
G. Hahn, aaO. 17ff. Im Babstschen Gesangbuch I,
Nr. XXXII u. XXXIII: ,,Ein dancklied / für die
höchsten wolthaten / so vns Gott in Christo erzeigt
hat. D. Mart. Luther." Im Sinn des Liedes heißt es
in der Vorrede zum Babstschen Gesangbuch: ,,Denn
Gott hat unser herz und mut frölich gemacht durch
seinen lieben Son, welchen er für uns gegeben hat
zur erlösung von sunden, tod und teufel. Wer solchs
mit ernst gleubet, der kans nicht lassen, er mus
frölich und mit lust davon singen und sagen, das es
andere auch hören und herzukomen. Wer aber nicht
davon singen und sagen wil, das ist ein zeichen, das
ers nicht gleubet und nicht ins neu fröliche testa-
ment, sondern unter das alte, faule, unlustige testa-
ment gehöret."
8 Vgl. unten S. 852f. mit Anm. 11.
9 Vgl. unten S. 849, Anm. 13.
10 Lied Luthers, zuerst 1539 als Einzeldruck erschie-
nen, in demselben Jahr in das Schumannsche Ge-
sangbuch aufgenommen; vgl. Wackernagel III,
Nr. 41; WA 35, 270ff. 463ff. u.ö.; Ev. Kgb. u.
Kulp Nr. 241; G. Hahn, aaO. 47f. Abb. I (Faksi-
mile von Luthers Niederschrift). Im Babstschen
Gesangbuch I, Nr. XVII: ,,Das Vater vnser / kurtz
vnd gut ausgelegt / vnd in gesang weise gebracht /
Durch D Mart. Luther...".
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