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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sprengler-Ruppenthal, Anneliese [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 1. Teil): Stift Hildesheim, Stadt Hildesheim, Grafschaft Oldenburg und Herrschaft Jever — Tübingen: J.B.C. Mohr (Paul Siebeck), 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.32954#0060
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Kirchenordnung für Steuerwald und Peine 1561

ments Christi ist in seiner kirchen2 , so wirt unser
gnediger her als ain löblicher, christlicher und
fromer furst daruber halten, die pfarhern darbei
schutzen und hanthaben, darnach sich ain jeder
zu richten.
Damit aber zu verseumung der kirchen und
predig desto weiniger ursach sey, sol hiemit von-
wegen unsers gnedigen fursten und herrn ernstlich
vorbotten sein, das zu der zeit, do man predigt,
niemant sol brantenwein, bier oder ander getrenk
schenken, auch idermenniglichen sich des spazirens
auf dem kirchoff enthalten; wer daruber handelen
wirt, sol von den ambten hart darumb gestraffet
werden.
Von den pfarrgebeuen.
Was haubtgebau seint, als haus, scheunen, stell,
dornitzen3 und kamern oder dergleichen, sol ein
jede dorfschaft zu bauen schuldig sein, damit es
aber den mennenb nicht zu schwer sei, sol vorgun-
stigetc werden, das sie den dritten pfenning aus der
kirchen darzu nehmen; solche gebeuw sol der pfar-
her nachmals in beulichem wesen und besserung
halten.
Die kirchenrechnung.
Die sol hinfurder fur den pfarherren und ambt-
man, oder wilchen die furstlichen rete und droste

b mennen) gemeinen 1562
c vorgunstiget) vergünnet 1562
2Vgl. CA 28, 5-11.20-22 (Bek. Schr., 121f. 123f.)
und Apologie 28, 13 (Bek. Schr., 400), wo das Aus-
schließen der Gottlosen aus der Gemeinde als Teil
des Predigtamtes beschrieben wird; Schmalkaldische
Artikel III, 9 (Bek. Schr., 456f.) und Tractatus de
potestate et primatu papae 60ff. 74 (Bek. Schr.,
489. 493), wonach jedem Pfarrer das Recht des
Bannes zusteht. Damit konkurriert scheinbar die
andere Auffassung, der zufolge bei der Erkennung
auf Exkommunikation die Gesamtgemeinde die
höchste Instanz ist; diese Auffassung schon bei
Luther selbst. Vgl. WATR IV, Nr. 4381 a: De ex-
communicatione Martini Lutheri exhortatio publica
post contionem Invocavit (23. Febr. 1539) (Anton
Lauterbachs Tagebuch aufs Jahr 1539): ,,...van
dem banne, davon Christus leret Matthaei 18: Das
man erst einen in sonderheit vermanet, darnach
durch zwu personen etc. Solchen bann wolten wir
gerne anrichten; nicht das es ein caplan aber predi-
ger allein tun muste, solde oder kunte: Ihr alle mus-
set selbst mitte helfen, wie S. Paulus sagt (1. Kor.

darzu vorordenen, gehalten werden, damit die ein-
kömen der kirchen nicht vorspildet4 oder unnütz
umgebracht, sondern der kirchen eins jeden dorfs
zum besten muge zusamen gehalten werden.

Die kirchoffe.
Sol niemants darauf zu bauwen ohn der obrigkait
wissen macht haben, domit zuvor die besichtigung
gesche, was ahne schaden und gefar der kirchen und
des gemainen guts kunde gestadtet werden.
Und sollen die kirchoffe rain gehalten, kain viehe
darauf gestatet werden, oder wer daruber vorbricht,
der obrigkait in straff gefallen sein.

Beschlus.

Weren wir from, höreten gern und lerneten Gottes
wort, hetten ihn fur augen, so gebe er zeitlichen
segen mit allerlei wolfart auf erden, und wan dis
elende leben ain ende nehme, die ewige freude und
seligkait, wie kunte uns jummer besser sein.
Weil wir aber nach Gott und seinem wort nicht

Deu. 27
[1-10] 28
[1-14]
Joan. 8 [51]
11 [25f.]

fragen, so tragen wir teglich mit viel grosser trubsal
seinen billichen und schweren zorn, bis er uns hin-
wegreist von der erden in die ewige flammen und
pein, was haben wir daran gewonnen?
5,4)... Den der bann ist der ganzen kirchen, nicht
allein des pfarners, capplans oder predigers...".
Nr. 4381b: ,,Excommunicatio. Vera excommunica-
tio Matthaei 18 soll nicht allein bei dem pfarrherr,
prediger, capplan stehen, sed ecclesia mus mit hel-
fen...". Brief Luthers, Jonas', Bugenhagens und
Melanchthons an die Prediger von Nürnberg v. 17.
Febr. 1540 (CR III, 965): ,,Restituatur et excom-
municatio, non ut ante in litibus rerum prophana-
rum, sed de flagitiis manifestis, adhibitis in hoc
iudicium senioribus in qualibet ecclesia." Zum
Bannrecht als letztlich in die göttliche Rechtsord-
nung gehörend und der Notwendigkeit, menschliche
Affekte bei der geistlichen Jurisdiktion auszuklam-
mern (daher Neuübertragung des Bannrechtes durch
die Gemeinde an den Pfarrer in jedem speziellen
Fall) vgl. A. Sprengler, Kirchliche Banngewalt
nach der Grubenhagener Kirchenordnung von 1581,
in: Zeitschrift für ev. Kirchenrecht, 5. Bd., 2./3.
Heft (1956), 202f. 212ff.
3 = heizbare Zimmer; vgl. Schiller und Lübben I,
552.
4 = vergeudet; vgl. Schiller und Lübben V, 454f.;
Lasch und Borchling I, 935.

Deut. 27
[11ff] 28
[15ff.]
Isa. 30 [27f.]
Luce. 16
[19ff.]
Ephe. 9


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