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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Sprengler-Ruppenthal, Anneliese [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 1. Teil): Stift Hildesheim, Stadt Hildesheim, Grafschaft Oldenburg und Herrschaft Jever — Tübingen: J.B.C. Mohr (Paul Siebeck), 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.32954#0112
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Kirchenordnung 1544

licht Christo grot an düssem sacramente, dewile he
ydt gegeven hefft yn syner högesten nodt, yn der
nacht, do he vorraden wart, dat wy yn synem avent-
male edder to synem dische schöllen vaken10, so
vaken alse wy willen, eten ym sacramente syn liff
unde drinken ym sacramente syn blodt unde ge-
denken syner darby, dat ys, alse Paulus utlecht,
vorkündigen den dodt des Heren bet tom jüngesten
dage [1. K 11, 26], predigen to hören, singen, dan-
ken Godde, dat Christus vor uns syn liff yn den dodt
gegeven unde syn blodt dar utgegoten hefft to vor-
gevinge unser sünde, unde gan to huss unde vor-
kündigen unde leren ock solckes unsen kindern unde
gesinde. Wenn de rechte bruck düsses sacramentes
were gebleven unde weren nicht papenmissen dar-
van gemaket unde were darto nicht gekomen dat
düvelsche vorbot des kelckes Christi, so were mit
dem rechten gebruke des sacramentes dat rechte
evangelion Christi gebleven, dat Christus syn liff
vor uns yn den dodt gegeven, uns vam dode to er-
reddende, unde syn blodt vor uns utvorgoten hefft
tho vorgevinge unser sünde. Wol dat gelövet, de ys
erreddet vam dode, loss van synen sünden, ein kind
Goddes, ewich salich. Dar hebbe wy jo na Christi yn-
settinge unde bevele ein herlick unde gödtlick sacra-
ramente, dar wy unses gelovens vormant werden,
dar unse gelove gestarket wert, dar wy (so wy ge-
löven) getröstet werden to der ewigen salicheit, dat
kan nen minsche anders edder beter maken. Wy
willen nicht anders van düssem sacramente leren
edder leren laten, holden unde gebruken edder hol-
den unde gebruken laten, denn alse Christus sülvest
geleret, geboden, yngesettet, bevolen unde gedan
hefft yn synem lesten aventmale yn der nacht, do
he vorraden wart, unde gaff sick vor uns darhen yn
den dodt. Vormalediet sy, de wat anders darmede
wil maken; he wert doch nichtes utrichten denn
allene goddeslesteringe etc.
Beden unde Tom veerden schöllen unse predicanten ock flitich
anropen.

= oft; vgl. Schiller und Lübben V, 190f.; Lasch
und Borchling I, 633.
11 Z. B. Unterricht der Visitatoren an die Pfarrherrn
im Kurfürstentum zu Sachsen 1528 (Melanchthon)
(Sehling I, 153ff.); Luther, Großer Katechismus
(Bek. Schr., 662ff.); KO für Brandenburg-Nürnberg

leren unde dat volk underrichten van dem gebede,
dat se sick gewenen antoropende mit rechtem ge-
loven den hemmelschen Vader ym namen Christi yn
allen nöden lives unde der seelen. Christenlüde
völen alletidt solcke nodt unde ropen Godt an vor
sick unde vor andere umme hülpe unde erreddinge.
De nicht kinder Goddes synt dorch den geloven yn
Christum, de können Godt den Vader nicht an-
ropen, wente se gelöven nicht, dat Godt öhre leve
Vader ys yn Christo, se können nicht beden unde
beden ock nicht, yfft se wol vel mit dem munde
klapperen unde menen, dat se darmede beden dach
unde nacht. Darvan ys yn der hilligen schrift [Jes 1,
15;Mt6, 7] unde yn andern bökern11 by unsen
tiden vele geschreven.
Hyrto gehört ock, dat unse predicanten leren, dat Gedult.
wy yn unsen schaden unde anfechtingen gedult
hebben unde uns sülvest nicht wreken12, sunder
gedüldichlick liden umme Goddes, umme Christi,
umme des evangelii willen, yn guder höpeninge, dat
Godt uns erhöre unde werde uns to syner tidt er-
redden.
Tom vöfften: Unse prediger schöllen ock flitich Echtestand.
dat volk underrichten vam echtenstande, dat Godt
den stand sülvest geschapen hefft, do he man unde
wyff makede, dat Godt den echtenstand sülvest
yngesettet, geboden unde bevolen hefft, do he
sprack: Ein minsche vorlate vader unde moder unde
blive by syner frouwen unde wert man unde wyff
ein liff [Gen 2,24]. Dat ys jo eine grote voreninge
unde de grötteste leve up erden, van Godde ge-
schapen unde vorordent. Item, dat Godt ock den
echtenstand gesegent hefft, do he sprack: Wasset
unde vormeret juw [Gen 1, 28]. Darumme hefft
Godt einen wolgefallen yn unsem echtenstande, alse
he den sülvest geschapen, mit synem worde vor-
ordent unde gesegent hefft. Darto hefft ock Godt
den echtenstand so hoch geeret yn synen tein ge-
boden, dar he gebütt [Ex 20, 12. 14. 17]: Du schalt

1533, Kinderpredigten (hauptsächlich Andreas Osi-
ander) (Sehling XI, 248ff.; zur Übernahme der
Kinderpredigten in zahlreiche andere KOO s. ebd.
125); KO für Calenberg-Göttingen 1542 (Antonius
Corvinus) (Sehling VI, 1, 769ff.).
= rächen; vgl. Schiller und Lübben V, 779.

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