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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sprengler-Ruppenthal, Anneliese [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 1. Teil): Stift Hildesheim, Stadt Hildesheim, Grafschaft Oldenburg und Herrschaft Jever — Tübingen: J.B.C. Mohr (Paul Siebeck), 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.32954#0232
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Aufgaben eines Superintendenten nahm zeitweise der gräfliche Kanzler Nikolaus Vagt wahr, der
auch den Pastor Johannes Hixen im Schwei um 1560 ordinierte34.

3. Die Ordnung des Oldenburgischen Kirchenwesens

a) Die Kirchenordnung von 1573

Graf Anton I. hat wohl gegen Ende seines Lebens den Plan gehabt, der Kirche seines Landes eine
einheitliche Gestalt zu geben. Hamelmann berichtet : „Anno D. 1570 schrieb auf angeben M. Henrici
Tilingit graf Antonius an den ehrbaren rat der stadt Minden und begehrte entweder genzlich zum super-
intendenten Magistrum Hermannum Hudaeum, oder ein zeitlank Ihrer Gnaden zu lehnen ad reforma-
tionem ecclesiarum. Aber sie habens Ihrer Gnaden abgeschlagen, das dann dem guten heren nicht weinig
verdrossen, und also bei seiner zeit die reformation vorblieben1.“

Erst nach dem Regierungsantritt Johanns VII. 1573 begann die Ordnung des Oldenburgischen
Kirchenwesens. Der Graf gewann dafür Nikolaus Selneccer2, der eine Weile zu Oldenburg blieb, und
Hermann Hamelmann3 . Beide zusammen verfaßten eine KO, die, nachdem sie den Grafen und den
Räten vorgelesen war und deren Beifall gefunden hatte, durch gräflichen Befehl vom 13. Juli 1573 —
ein klares Zeugnis des Frühterritorialismus4 — eingeführt wurde. Der Befehl erging durch beide Brüder,
Johann und Anton. Noch in demselben Jahr wurde die KO zu Jena bei Donatus Richtzenhan gedruckt5 ;
sie wurde in allen Kirchen des Landes verbreitet. „Und ist die verordenunge geschehen, daß auch alle
pastoren aus beiden grafschaften, auch Stad- und Butjadingerland, gegen Altenburg erfurdert, da sie
dann examiniert und Ihr Gnaden kirchenordenunge underschrieben ... Auch dabei die vorsehunge getaen,
daß niemand im kirchendienst, der der ordenunge zuwider lehrete, geduldet solte werden.“ So der Be-
richt Hamelmanns in der Chronik. In der Reformationsgeschichte erzählt er, wie am ersten Juni und
an den folgenden Tagen des Jahres 1574 unter Führung der Konsistorialen (s. unten!) ein Kolloquium
stattfand, in dem die einzelnen Pastoren ihre Bedenken äußern konnten. Mißfallen erregte z.T. der
Exorzismus und das Abendmahlsformular. Hamelmann bot seine ganze Gelehrsamkeit und Beredsam-
keit auf, um die Bedenken zu zerstreuen, was schließlich auch gelang6 . 1574 erging noch mal ein

34 Nikolaus Vagt stammte aus Lunden in Schleswig-Holstein. 1526 war er Bevollmächtigter des Grafen Johann VI.
(vgl. Oldenburgisches Urkundenbuch III, Nr. 403), am 10.6.1530 erscheint er als Kanzler ( Oldenburgisches Ur-
kundenbuch III, Nr. 464; vgl. auch Nr. 502 vom 3. März 1533; Nr. 511 vom 11. März 1534; Nr. 719 vom 16. Juni
1541; Nr. 722 vom 28.Oktover 1541). Er war katholischer Geistlicher gewesen, war auch Magister (vgl. Olden-
burgisches Urkundenbuch III, Nr. 521 vom 17. Mai 1534; Nr. 791 vom 4. November 1547) und Licentiat der
Rechte; als Solcher wird er am 31. März 1544 anläßlich eines Aufenthaltes in Speyer bezeichnet (Oldenburgisches
Urkundenbuch III, Nr. 744). Vgl. W. Hayen, Die Wallfahrtskapelle, 94f.; G. Wintermann, Hamelmanns
KO, 14. |

1 H. Hamelmann, Oldenburgische Chronik, 551.

2 Zu Nikolaus Selneccer vgl. oben S. 937 mit Anm. 2.

3 Zu Hermann Hamelmann vgl. unten S. 964, Anm. 1 u.ö.

4 J. Heckel, Das blinde, undeutliche Wort „Kirche“. 1964, 609f. (zur Wolfenbüttler KO von 1569): „Die weltliche
Gewalt wird als unicus fons iuris sowohl in der politia wie in der ecclesia proklamiert. Mit überraschender Prägnanz
ist hier eine Losung ausgegeben, welche den späteren Territorialismus ... vorwegnimmt.“

5 Nach diesem Druck unser Text Nr. 1. Ae. L. Richter II, 353, bringt nur die Überschrift; Auszüge sind mitgeteilt
bei J. M. Reu I, 3, 1, 2, 779*ff. Eine eingehende Beschreibung gibt G. Wintermann, Die Oldenburger KO.
Vgl. ferner E. Pleitner, 45ff. - Zur Druckgeschichte berichtet H. Hamelmann, Opera, 780: „Ea ordinatio
cum esset praelecta dominis et eorum consiliariis, atque suffragium ab omnibus esset datum, ut typis evulgaretur,
en mox traditur Doctori Selneccero, ut eam typis et prelo sumptibus comitum subiici euraret, quod ipse, honeste
et liberaliter ab inclytis dominis dimissus, reipsa praestitit.“

6 Oldenburgische Chronik, 556; Opera, 781.

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