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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 2. Teil): Grafschaft Schaumburg, Goslar, Bremen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.30840#0079
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4. Weisung an die Konvente in Fischbeck und Obernkirchen zur Beachtung der Kirchenordnung

4. Weisung an die Konvente in Fischbeck und Obernkirchen zur Beachtung der
Kirchenordnung und zur Abstellung der Messe und anderer Zeremoniena
22. Dezember 1562

An abtissen unnd convent zu Visbeck1, priorin unnd
convent zu Obirnkirchen2.
Otto, grave etc.
Wirdig, erbare bund geistlichenb, lieben andechtigen,
nachdem wir vor lengst die waren, rechtenc, christ-
lichen lerhe des heiligen evangely in unßern her-
schaften lauth der Augsburgisschen Confession,
ddem almechtigen zu lobe unnd ehre unnd zu befur-
derung der seelen heill unnd ßeligkeith auß schul-
digem gehorßam, auchd rathe unßer herrn unnd
freunde unnd gemeiner unßer lantschaft angenom-
men3, edrauff auche alßpalt ein christliche kirchen
ordnung, durch weilandt den erwirdigen unnd theu-

a Textvorlage A (Handschrift): NLA Bückeburg F 3,
Nr. 1101, Bl. 31r-32r (Entwurf). Textvorlage B (Hand-
schrift): NLA Bückeburg L 0 (Capaunsche Sammlung),
Nr. 382 (spätere Abschrift). Überschrift: Rescript des re-
gierenden grafen Otto zu H.-S. an die abtissin und con-
vent zu Vißbeck, des gleichen an die priorin und convent
zu Obernkirchen, d. d. Egestorf 22. Dez. 1562. Abdruck:
Heidkämper, Schaumburg-Lippische Kirchenge-
schichte 1, Anh. Nr. 3, S. 65f.; Sprengler-Ruppen-
thal, Essays und Nachträge, S. 55f.
b-b Erg. über der Zeile in A.
c B: rechtigen.
d-d Erg. am Rand in A.
e-e Korr. in A aus: in unßern pfarkirchen.
f-f Erg. am Rand in A.
g-g Erg. am Rand in A.
h Gestr. in A: gemeß.
i Korr. in A aus: odir aber.
j Erg. über der Zeile in A.
k-k Korr. in A aus: nicht empfangen gepethen.

1 Das Stift Fischbeck wurde 955 als freies Kanonissenstift
gegründet, 1260 aber in ein Stift für Augustiner-Regu-
larkanonissen umgewandelt. Unter der Äbtissin Arm-
gard von Reden kam es 1450 zu einer durch die Devotio
moderna beeinflußten Reform, die eine kurzzeitige Blüte
des Stifts einleitete. Gegen den Willen des Konvents
setzten Bischof Heinrich von Minden und Graf Erich zu
Holstein und Schaumburg 1485 die strenge Augustiner-
regel durch. Von 1556 an stand Katharina von Rottorp

ren man Philippum Melanthonem, fzeliger gedacht-
nußf, zubehuf des fürstenthumbs Mekelnburgh ver-
fast unnd im druck außgangen4, wie es in den
pfarkirchen unßer herschafft ßoll gehalten werden,
den pastoribus unnd vorstehern der kirchen inti-
mirn lassen5 haben, wie dan euch gleichsfals derßel-
bigen eine gmith angehengtem bevelich etc.g zuge-
stalt wurden ist6, unnd aber ihr derßelbigenh
bißdaher euch nicht gemeß gehalten haben, filliht
der ursach7, das ihr dießelbigen mith rechtem ver-
stande nicht eingenomen, nochi dar zu umbj die gabe
unnd gnade des heiligen geistes kin ewerem gebetek
|31v| angehalten8, noch dießelbigen erlanget haben,
uns aber von obirigkeit wegen geburen woll, dem-
ßelbigen furtan nicht allein nicht zuzeßiehen, sonder

dem Konvent als Äbtissin vor. Vgl. Niedersächsisches
Klosterbuch 1, S. 410-413; Oldermann, Stift Fisch-
beck.
2 Das Stift Obernkirchen wurde 1167 von Bischof Werner
von Minden ins Leben gerufen, der die Kirche in Obern-
kirchen einer geistlichen Frauengemeinschaft als Eigen-
tum übergab, die sich um das Gotteshaus gebildet hatte,
und einen Propst aus dem Augustinerorden einsetzte.
Die Pröpste wurden fortan vom Konvent gewählt und
durch den Mindener Bischof bestätigt. Meist handelt es
sich bei ihnen um Mindener Stiftsgeistliche. Dem nach
der Augustinerregel lebenden Frauenkonvent selbst
stand eine Priorin vor. Die Stiftsfrauen entstammten
meist dem Adel. Seit dem 14. Jh. gehörten die Grafen
von Schaumburg zu den Förderern Obernkirchens; häu-
fig diente ihnen die Stiftskirche als Grablege. Mehrere
Versuche zu einer Reform des Stifts und zu einer Ver-
schärfung der Klausur scheiterten. Bestand der Konvent
1534 noch aus 24 Frauen, war ihre Zahl bis zum Beginn
der Reformation auf 10-12 Frauen zurückgegangen. Vgl.
Niedersächsisches Klosterbuch 3, S. 1109-1111; Bro-
sius, Stift Obernkirchen.
3 Vgl. die Einleitung S. 29-31.
4 Vgl. dazu die Einleitung S. 31f.
5 Bekannt machen lassen, s. FWb 8, Sp. 177.
6 Exemplare der Kirchenordnung waren im Auftrag Graf
Ottos IV. durch die Drosten und Amtsleute verteilt wor-
den (vgl. Nr. 1).
7 Vielleicht aus dem Grund.
8 Vgl. Lk 11,13.

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