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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (8. Band = Hessen, 1. Hälfte): Die gemeinsamen Ordnungen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1965

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https://doi.org/10.11588/diglit.30457#0057
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Reformationsordnung 1526

wesens unsers furstentumbs, lande und gepiete ver-
bannet und verweist sein und bleiben, bis so lang er
solich zugabe und bueß bezalt hat und sunsten nicht
wieder hinein gelassen werden.
[14] Von inhabenden gütern.
Wir wollen auch, daß ein jeder den andern der seinen
besessenen gütern, zinsen, gulden und gerechtigkeit
unbetrubt bleiben lassen, und der on rechtliche erkent-
nus oder der oberkeit rechtmeßigen befehl nit einsetzen
sol, sunder welcher das überfur, soll deshalb nach ver-
möge gemeinem recht gestraft werden, doch damit uns,
unser oberkeit und gerechtigkeit nach christlicher bil-
licher messigung in gemeinen gutern unvergriffen.
[15] Von wüsten hofstetten und verfallen
heusern.
Alle und jeglich, sie seien was stands oder wesens die
sein, so zins und gult auf wüsten oder verfallen heusern
oder hofstetten, die in zehen iaren wüst worden weren,
haben, sollen die zwischen hie und Pfingsten bauen
oder zu bauen gewißlich fürnemen und holz auf die
stet schaffen. Wo das nit geschicht, sollen die durch
unser amptleut mit wissen burgermeister und rate von
unserwegen zu unsern handen genomen und widerum
frei umbsunst zu bauen verliehen werden, auch in
solchen kein lenger geferlicher verzug gescheen, damit
burgerlich burden und policei erhalten möge werden.
[16] Von aufleufen, scheltworten und tot-
schlegen.
Wir bevelhen auch allen und jeden unsern ampt-
leuten, bmgermeister und reten bei ihren eiden, daß
sie fleißig einsehen haben, daß keiner den andern mit
worten oder werken beleidige, schelt, schend, braun,
blo oder blutig schlage, und wo das geschicht, daß sie
dann dieselben hertiglich strafen nach statuten und
satzungen, wie die an jeglichem ort herkommen sein,
und darin nit nachlessig seien, als lieb ihne sei unser
ungnedige straf zu vermeiden.
[17] Von wegen und straßen.
Daß auch ein jeglich in seinem ampt fleißig aufsehen
habe, daß die straßen und wege in unserm furstenthumb
gebauet werden, damit der arm man wandeln möge,
darin ernstlichen fleiß fürwenden, das wollen wir uns
also versehen.
[18] Von aufleufen und gezenk.
Wo auch aufleuf oder gezenk in dörfern und stetten
werden, da sollen alle bürger, bauren und inwoner bei

ihren eiden zulaufen und diejhenen, so solich gezenk
erheben und die verletzung tun, von stund an griffen
und behalten bis an schultheißen, burgermeister und
rat, und ob jemand mit wehrhaftiger hand zu solchem
gezenke, das weren zu helfen, laufen wurde, der oder
die sollen damit nit verprochen haben, so fern doch,
daß sich jemants in solich gezenke geferlich nit menge.
Ob auch jemant also angesprochen oder ermanet, und
der nit zugreifen wurde, der soll darum ungnediglich
gestraft werden. Dabei sol auch bei verlust des lebens
verbotten sein, daß sich in solchen gezenken oder auf-
leufen niemants rottieren oder parteien soll, sunder
wo das geschehe, da Gott vor sei, sollen dieselben, die
das tun, am leben ungnediglich gestraft werden. Wo
aber jemants den andern ermordet, erwürget, oder
vom leben zum tode bringt und der teter begriffen
wurdet, der sol gefenklich verwart und ihme unver-
züglich recht widerfaren. So aber der teter davon
kompt, sol er des furstenthumbs Hessen und ander unser
landen und gepieten ewiglich verweist sein und bleiben.
Es were dann, daß er zu recht genung dartun möcht,
daß ihne die notwere darzu getrungen het. Ob auch
einem von uns geleit vor gewalt und nit vor recht ge-
geben were oder wurde und die parteien so arm sein,
daß sie den teter nicht rechtfertigen möchten, alsdann
sollen unser amptleut sollich teter unverzuglich recht-
fertigen lassen.
[19] Von burgerlichem hausfrieden.
Auch soll ein jeglicher burger und burgerse einen
burgerlichen hausfrieden in ihren hausungen und
wonungen haben -und behalten. Und wer es, daß ein
burger oder burgerse in ihrer hausung oder wonung
frevenlich mit selbs gewalt und gewappenter oder wer-
haftiger hand gesucht oder uberlaufen wurde, so soll
einem jeden nachpuer und beiwoner von uns als seiner
oberkeit bei seinen pflichten und ungnediger straf ge-
poten sein, solchen ihren nachpuern und beiwoner zu
retten und fur gewalt zu schützen und schirmen zu
helfen und solche beschwerung von ihme zu wenden,
so viel ihnen möglich ist; und sollen diejhenen, die
solch abwendung freventlicher gewalt und ubermuts
als des beschwerten helfer, wer die sein, tun, des aller
dinge on schaden und bruch sein und bleiben sonder
geverliche totschleg ane geverde, doch hierin ausge-
scheiden und furbehalten, ob wir oder unser amptleute
und der rate von einer statt wegen umb zinse, bruch,
statrecht oder sunst umb verschulter sach willen pfen-
den oder jemants annemen lassen werden, welicherlei
das geschehe, das mögen wir zu aller zeit wol tun und
tun lassen sonder intrag, alles ongeferlich.

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