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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (8. Band = Hessen, 1. Hälfte): Die gemeinsamen Ordnungen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1965

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https://doi.org/10.11588/diglit.30457#0114
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Kirchendienerordnung 1537

hette der pfarher auch stro und kaben, daß er sein
vieh deste besser erhalten kunte.
Wo aber garten, acker und wiesen weren, die da
neulich bei den pfarhern und in ihrer selbs eigenen
handen, pflug und gebrauch gewest weren und die
pfarheren mit der condition verlossen hetten, daß
sie die, wan sie wolten, wider zu ihren handen
nemen möchten, sollen auch also in ihrer macht
pleiben, wo aber ein pfarher kein acker, wiesen
und garten hette, die er zu notturft seiner küchen
geprauchen kunte, und begerte eines gartens, einer
wiesen zu erhaltung seines viehs und ackers zu
kraut, die soll und mag er zu sein handen nemen
und aber dargegen dem zinsman der zins, den er
darvon geben hette, nachgelassen werden; hette
auch der zinsman besserung daran, die sal durch
verstendige hierzu erwelte leute taxirt und vom
pfarhern abgelegt werden.
Und was einem iden pfarhern in seinen sachen
feelt oder mangelt, sal er die amptknecht, und wo
das nicht hilft, den stathalter22, kanzler23 und rete
ansuchen, die sollen ihme ernstlich und statlich zu
helfen schuldig sein.
Es will auch unser g. f. und h., wo die pfarhern
nicht gnugsame unterhaltung haben, aus den klö-
ster und geistlichen gutern darzu geben und or-
denen.
[9] Daß man in den pfarren bücher zu
nutz der kirchen zeugen sal.
Man sal in allen stedten und dorfer nach des
gemeinen kastens vermögen alle und ein jedes jar
ein zeitlang fur ein gulden, zwehn, drei oder vier
auf höchst rechte gute nutzliche biblische und an-
dere dergleichen bucher, sampt derselbigen christ-
licher auslegung, wie solichs der superintendent
bevelht, kaufen, reinlich einbinden und in die
liberei, wo sie seint, oder aber in der pfarhern ge-
warsam, wilche man auch hierzu machen sal, mit
kundschaft libbern lassen, dieselbigen bucher der
gemein zu nutz und heil geprauchen, reinlich und
verwarlich behalten und einem jeden pfarhern be-
22 Vgl. Anm. 12.
23 Vgl. Anm. 11.
24 Über die Frage der Kirchen- und Kastengüter und

velen, daß er, wann er uffzeucht, sein hantge-
schrift daruber gebe, was er fur bucher in der
libereie oder in sein hande entpfehet, auch inson-
derheit den pfarhern bevelen, daß sie in die bucher
nit schreiben noch dieselbigen makulieren.
Und wo der pfarher heut oder morgen von sei-
ner pfarr töts oder anderer ursachen halben ab-
ginge, sal man von ihme oder den seinen solche
bucher, so viel und wie er sie entphangen, ver-
moge der hantgeschrift widerumb fordern und den
bau- oder kastenmeistern libbern.
[10] Wie man es mit den pfarren- und
kirchengutern, so unter dem adel gele-
gen, halten sal24.
Es sollen die superintendenten deren von adel
pfarren, so on mittel unter ihnen gelegen, auch
visitiren, in maßen wie oben gemelt, und sollen
daran sein, daß gelerte christliche predikanten bei
ihnen gesatzt und verordnet werden, und wilcher
das vom adel wegern wurde, sollen sie unserm g. f.
und herren anzeigen.
Doch sollen die vom adel die christlichen predi-
kanten, so von den superintendenten fur recht-
schaffen und tüglich angesehen, zu presentiren und
zu belenen, wie das ein iglicher herpracht, macht
haben und sal ihnen soliche verordnung der predi-
kanten an ihrer ober- und gerechtikeit nichts be-
nemen, noch einichen appruch tun.
[11] Von christlicher zucht und straff der
pfarhern und ihrer gemein.
Der weg und zugang, dadurch man mit Gottes
hülf zu besserung derjenigen, so strafflich seint
oder in offentlichen lastern erfunden werden,
christlicher nutzlicher weise kommen und handlen
möchte, ist bedocht, daß zum ersten die prediger
als furgenger der christlichen gemein sich unter-
einander und auch gegen ihren pfarkindern, des-
gleichen die pfarkinder gegen ihnen die heimliche
christliche bruderliche ermanung, Matthei 18
der Visitation in den dem Adel unterstehenden Pfar-
ren vgl. Sohm, Territorium 153.

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