Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (8. Band = Hessen, 1. Hälfte): Die gemeinsamen Ordnungen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1965

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30457#0312
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Kirchenordnung 1566

Da erkleret ein ides kind ein teil, doch daß ordnnng
der artickel gehalten werde, dermaßen daß ufs we-
nigst der ganz catechismus durchlaufen werde. Ob
aber schon etliche solches nit ausreden in allem mit
eben gleichen vorgeschrieben worten, jedoch wenn
sie nur die rechte meinung klar dartun, ist man zu-
frieden.
Wenn nun der ganz catechismus einmal erkleret
ist, so bezeuget einer aus den eltesten mit lauter
stimme vor allen, wie daß er und seine mitgesellen
mit viel andern vor dieser zeit ein ides gehort habe
in der versamlung, so den catechismum zu lernen
und zu uben angestalt, und vernommen, wie alle
artickel des catechismi deutlich erzelet worden, also
daß nichts in dem catechismo begriffen sei, das sie
nit zimlich wol gefaßt hetten.
Demnach legt der pfarherr denen, so ihres glau-
bens bekantnus tun söllen, etliche andere frage vor,
von welchen sie aber doch hiebevor in den christ-
lichen versamlungen oder in der underrichtung der
kinderlehr, beide in schulen und daheim, underricht
worden seind, begeren, daß sie drauf antworten. Vor
allen dingen aber redt er sie alle miteinander an uf
diese weise81.
Diener: Haltet ihr auch vor war und ungezweifelt
alles dasjenige, so ihr in der christlichen kinderlehr
hiebevor und auch itzunder underricht worden seid
und bekent alle, daß sie die rechte, ware heupt-
artickel der christlichen lehr seien, aus Gottes wort
genommen und gegründet ?
Darauf ein ides kind vor sich antwort: Ja, ich halte
es darvor, will es auch darvor halten durch Gottes
gnade so lang ich lebe.
Diener: Derhalben nach anweisung der christ-
lichen kinderlehr haltest du vor recht und war das-
jenige, das, nachdem du in deiner kindheit getauft
worden, von deinen pettern und godeln Christo und
seiner kirchen in deinem namen ist angelobt worden ?
Antwort ein ides kind vor sich: Ich halts vor
recht und ratsam, bin bereit, dasselbig zu bekennen
und anzugeloben.

81 Bekenntnisfragen auch in der Kasseler KO 1539,
Erfurter Druck, S. 125 Anm. 1. Sie sind zum Teil
in die Kölnische Reformation 1543, Bl. 91 v ein-
gegangen. Auch Straßburg kennt Bekenntnisfragen,
vgl. Hubert 55. Die Herkunft der Bekenntnis-

Diener: Gleubst du und bekennest, daß alle men-
schen aus fleisch und willen des mans geborn von
wegen der erbsünde und andern ihren sünden seien
under der gewalt des teufels und seinem reich jemer-
lich undertruckt durch die macht der sünde und des
tods und derhalben der ewigen verdamnus schuldig
und verpflicht, sie werden denn durch den glauben
aus wasser und geist uf ein neues geboren und also
dem reich Gottes und der kirchen Christi eingeleibt
und dem Herrn Christo zugeton ?
Kind: Ich glaubs und bekenne es.
Diener: So widersagst du alhie vor dem angesicht
Gottes und der ganzen kirchen dem teufel, allen sei-
nen eingeben und werken ?
Kind: Ich widersage.
Diener: Du entsagest auch der welt und ihrer
uppigkeit, ja auch allem dem, so in der welt ist und
dich vom glauben an Gott durch Christum, von der
liebe und allem dem, so deiner seelen seligkeit an-
gehört, abfüren und verhindern wille ?
Kind: Ich entsage.
Diener: Gleubst du darüber von herzen an Gott
den Vatter, almechtigen, schöpfer himmels und er-
den ?
Kind: Ich gleub von herzen.
Diener: Erkennest du und bekennest auch durch
diesen glauben, daß Gott dein Gott sein will, das
ist dein vatter, erhalter, schützer und daß du durch
sein gewalt, güte und weisheit errettet bist von der
oberkeit der finsternus und dem reich des teufels und
versetzt in das gnadenreich seines lieben Sohns und
wunderbarliches liechts, der dich auch hernach er-
retten werde aus allem ubel und alles guts mitteilen,
derhalben du ihn billich aus rechtem vertrauen in
Christum stetigs lieben, förchten und vor augen hal-
ten söllest ?
Kind: Ich erkenne und bekenne es.
Diener: Gleubst du auch an Jesum Christum, un-
sern Herrn, sein eingebornen Sohn, der entpfangen
ist vom heiligen Geist ?
Kind: Ich gleube es von herzen.
fragen der KO 1566 läßt sich im einzelnen schwer
erheben; sie stellen eine Parallele dar zu den Be-
kenntnisfragen an die Paten im zweiten Taufformu-
lar, oben S. 280.

296
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften