Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (8. Band = Hessen, 1. Hälfte): Die gemeinsamen Ordnungen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1965

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30457#0319
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Kirchenordnung 1566

seinen waren leib und blut zur gewissen versiche-
rung, daß wir vergebung der sünden haben und mit
ihm in ewigkeit leben söllen.
Welchs seind die wort der insatzung des abend-
mals des Herrn ?
Unser Herr Jesus Christus, in der nacht, da er
verraten ward, nam er das brot, dankt und brachs
und gabs seinen jüngern und sprach: Nemet hin,
esset, das ist mein leib, der für euch gegeben wird.
Solchs tut zu meinem gedechtnus. Desselbigen glei-
chen nam er auch den kelch nach dem abendmal,
dankt und gab ihnen den und sprach: Nemet hin
und trinket alle daraus. Dieser kelch ist das neue
testament in meinem blut, das vor euch vergossen
wird zur vergebung der sünden. Solchs tut, so oft
ihrs trinket, zu meinem gedechtnus.
Warzu ist uns das abendmal des Herrn nütz ?
Wir werden damit versichert, daß, ob wir gleich
unsern Vatter im himmel erzürnet haben, will er
doch uns solchs verzeihen und unser gnediger Vatter
sein und bleiben. Und ist also die tauf ein versiche-
rung, daß uns Gott zu kindern angenommen hat,
das abendmal aber, daß er uns unsers ungehorsams
nicht will entgelten lassen4.
Gleubst du und bekennest dieses alles von herzen,
was du von der christlichen lehr itzunder gesagt
hast ?
Ja, Herr.
Wilt du dann auch dich in den gehorsam der christ-
lichen kirchen ergeben und, nach dem du gleubest
und bekennest, hinfurter tun und leben und, was du
zusagest alhie, treulich halten ?
Ja, Herr, durch die gnad und hilf Jesu Christi.
Daruf legt ihm der pfarherr oder kirchendiener
die hand uf und spricht: Nim hin den heiligen Geist,
schutz und schirm vor allem argen, sterk und hilf
zu allem guten, von der gnedigen hand Gottes des
Vatters, des Sohns und des heiligen Geistes. Amen5.
Wann nun ein kind diese itzt gemelte bekantnus
vor der ganzen kirchen in guter verstendlicher spra-
che getan und bekant, so mag man umb der kürz

4 Die Fragstücke nehmen nicht die Beichte auf, die
Luther zwischen Taufe und Abendmahl bietet.
5 Vgl. dazu oben S. 299 Anm. 86.
6 Vgl. zu den folg. Bekenntnisfragen die Kasseler Kir-
chenordnung 1539, Erfurter Druck, S. 125 Anm. 1,

willen die andern eines nach dem andern uf diese
weis fragen:
Zum andern spricht der pfarherr6:
(1) Wie heißest du ? N. und N.
(2) Gleubst du und bekennest, wiltu dich auch in
den gehorsam der christlichen kirchen ergeben, wie
dieses kind gegleubt und bekent und sich der christ-
hchen kirchen in ihren gehorsam ergeben hat ?
(3) Wiltu dieses alles also tun und treuhch halten,
wie du zusagest, gleubst und bekennest ?
Zum dritten spricht er:
Wie heißest du ?
N. oder N.
Gleubst du und bekennest, wilt dich auch in den
gehorsam der christlichen kirchen ergeben, wie diese
kinder gegleubt und bekent und sich der christlichen
kirchen in ihren gehorsam ergeben haben ?
Wiltu dieses alles also tun und halten, wie du zu-
sagest, gleubst und bekennest ?
Und ist also gnug, daß ein jedes kind uf diese frag
antworte: Ja, Herr, durch die gnad und hilf unsers
Herrn Jesu Christi.
Doch soll man sie alweg fleißig ermanen, daß sie
da vor dem Herrn stehen, den sie nicht betriegen
können, darumb sie sehen söllen, daß ihr ja ja sei.
Darauf spricht der pfarherr oder diener der kir-
chen also:
Ihr geliebten6a in dem Herrn, dieweil ihr nun nit
allein das bekentnus des glaubens, sondern auch die
ergebung an den Herrn Christum und seine kirchen
dieser kinder offentlich und verstendlich gehört habt,
also daß wir nun abnemen mögen, daß sie warlich
unser mitbrüder und glieder Christi sein wöllen und
aber solches ohn besondere gnade Gottes von nie-
mand mag volnzogen werden, ists nit allein von-
nöten, sondern auch billich und Christo unserm Herrn
angenemer, daß wir diesen kindern umb bestendig-
keit und mehrung des heiligen Geistes von Gott
unserm lieben Vatter im namen Christi bitten, da-
mit sie sich in gehorsam des evangelii Christi aus
warem glauben, Gottes namen zu ehr und preis,
die Kölnische Reformation 1543, Bl. 93 r und oben
S. 296f.
6a Herkunft ? — Die Ermahnung geht in die Agende
1574 über und wird von dort an die Nass.-Saarbr.
KO 1576 weitergegeben.

303
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften