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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (8. Band = Hessen, 1. Hälfte): Die gemeinsamen Ordnungen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1965

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https://doi.org/10.11588/diglit.30457#0323
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Kirchenordnung 1566

fenen prüfung dienlich und ergehen soll, vermelden
und darnach zu der action selbs, wie die in der hei-
ligen versamlung gehalten wird, schreiten.
Welche zeit man das abendmal des Herrn
pflege zu halten, an welchen ortern und
durch wasserlei personen
Uf welchen tag und zu welcher stunde der Herr
Christus das sacrament seines leibs und bluts ein-
gesetzt und mit seinen jüngern gehalten habe, ist
gnugsam aus der evangelisten und aposteln schriften
offenbar, dieweil sie solchs in der nacht, da er ver-
raten ward, nachdem er das osterlamb mit seinen
jüngern gessen hat, geschehen sein, eintrechtiglich
bezeugen, Matthei 26 [26-28]; Mar. 14 [22-24]; Luc.
22 [19f.]; 1. Cor. 11 [23-25]. Ob aber die aposteln
hernach gewisse tage und stunde hierzu verordnet
und gebraucht haben, kann man aus ihren büchern
nit vernemen. Acto. 20 [7] stehet: An einem der
sabbather seien die jünger zusammenkommen, das
brot zu brechen. 1. Cor. 11 [20 ff.], da der apostel
von der versamlung der Corinther redet, in welcher
sie pflegten, das nachtmal zu gebrauchen, gedenkt
er keines gewissen tags; daraus wöllen etliche schlie-
ßen, es haben die aposteln alle tage ohn underscheid
dies sacrament in ihrer gemein gehalten. Darzu denn
etwas dienen möcht, das Acto. 2 [46] geschrieben
ist: Und sie waren täglich und stets beieinander im
tempel und brochen das brot hin und her in heu-
sern. Etliche aber verstehen das uno sabbatorum
pro primo und lesen am ersten der sabbather, wel-
cher ist der sontag, und wöllen daraus schließen, die
aposteln haben den sontag fürnemlich zu dieser action
gebraucht. Welche stunde aber am tage die gemeine
zu Jerusalem das brot zu brechen gepflegt haben, ist
Actor. 2 [46] nicht ausgedruckt. Zu Troada hats
Paulus nach gehaltener predig bei der nacht getan,
wie solchs Lucas mit klaren worten bezeuget, Acto.
12 Justinus Martyr, Apol. 1, 67, 3-5; MPG 6, 429.
13 Prosper, De promiss. et praedict. Dei 4 ( dim. temp.),
6, 9f.; MPL 51, 842.
14 Epiphanius, Panarion 3, 2 Expositio fidei 22, 1;
MPG 42, 825; GCS 37, 522.
15 Hieronymus, ep. 48, 15 (al. ep. 49; seu liber Apolo-
geticus ad Pammachium, pro libris contra Jovinia-
num); MPL 22, 506; CSEL 54, 377.

10 [=20,7ff.]. So lesset sichs auch ansehen, es habe die
kirche zu Corintho gleichfals den abend das brot und
den kelch des Herrn genossen, 1. Cor. 11 [20ff.].
Nach der apostel zeiten findet man nicht, daß allent-
halben gleichformig uf gewisse tage und stunde das
nachtmal des Herrn von den christen sei celebrirt
und gehalten worden. Justinus Martyr schreibt, uf
den sontag seien in stedten und dörfern gemeine
christliche versamlung angestelt und, nachdem der
propheten und aposteln schriften vorgelesen und
daraus vermanung zum volk geschehen, das geseg-
nete brot und wein ausgeteilt, von den gegenwertigen
entpfangen und denen, so nit haben künnen darbei
sein, uberschickt worden, Apol. 2 12. Prosper de
promissionibus et praedictionibus dimidii temporis,
cap. 6 13 gibt zu verstehen, zu Carthago habe man
den sontag zu morgen das heilig nachtmal gehalten.
Epiphanius contra haereses lib. 3 tom. 2 14 spricht:
Die aposteln haben geordnet, daß synaxes (also nen-
net er dieses sacrament) sollen uf den mitwochen,
freitag und sontag gehalten werden. Hieronymus in
Apologia pro libris adversus Iovinianum15: Ich weiß
wol, daß zu Rohm die gewonheit ist, daß die gleu-
bigen allen tag den leib des Herrn Christi entpfan-
gen, welchs ich weder straffen noch loben will.
Augustinus tract. 26. in Ioannem10 schreibt, das
sacrament des leibs und bluts Christi werde an et-
lichen ortern allen tag, an etlichen uf gewisse tage
von dem tisch des Herrn entpfangen. Und ep. 118
ad Ianuarium cap. 217: Etliche genießen allen tag
den leib und das blut des Herrn, etliche nemens uf
gewisse tage; an etlichen ortern gehet kein tag für-
über, an welchen es nit verrichtet werde, an etlichen
ortern geschichts nur den sonnabend, an etlichen
nur den sontag. Und cap. 7 derselbigen episteln18:
Etlichen hat diese glaubwirdige ursache gefallen, daß
sie vermeineten, man möcht allein uf den einigen
tag im jar, an welchem der Herr Christus selbs das
nachtmal gehalten, als zu fürtrefflicher gedechtnus
16 Augustinus, in Joan. Evgl. tract. 26, 15; MPL 35,
1614; CCL 36,267. Zur Tradition: Calvin IV, 17,
45; Niesel 5, 411.
17 Augustinus, ep. 54, 2, 2; MPL 33, 200; CSEL 34, II,
160. Zur Tradition: CalvinlV, 17, 45; Niesel 5, 411.
18 Augustinus, ep. 54, 7, 9; MPL 33, 204; CSEL 34,
II, 168.

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