Metadaten

Orth, Christian; Aristophanes
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 10,3): Aristophanes, Aiolosikon - Babylonioi (fr. 1-100): Übersetzung und Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2017

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.53730#0365
License: Free access  - all rights reserved
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Βαβυλώνιοι

361

konnte, die während des Prozesses vergeht).31 Ganz ähnlich verlässt in den
Rittern der Wurstverkäufer unmittelbar vor der Parabase die Bühne, um in der
Ratsversammlung mit Paphlagon um die Gunst der Athener zu wetteifern, und
kehrt direkt nach der Parabase zurück und berichtet ausführlich von dieser
Auseinandersetzung.
13. Ist die hier vertretene Deutung von fr. 75 richtig, dann verstärkt sich
dadurch zugleich die Wahrscheinlichkeit, dass Dionysos nicht nur einer der
Charaktere des Stücks, sondern dessen komischer Held war.32 Inwieweit
der Dionysos der Babylönioi dem aus anderen Komödien (z. B. den Fröschen)
vertrauten Dionysosbild entsprach (wie Gunning 1882, 22 und Starkey 2013,
503-4 annehmen),33 muss offenbleiben.34 Interessant ist jedenfalls, dass er hier
offenbar auch in einem politischen Umfeld tätig ist.35

31 Norwood 1930, 10 platziert in seiner Rekonstruktion dagegen (vielleicht etwas
weniger wahrscheinlich) die Parabase nach dem Bericht des Dionysos über den
Prozess.
32 Eine wichtige Rolle des Dionysos in dem Stück erschließt schon Brunck 1783, III
164bis. Dindorf 1829, 58 spricht in Bezug auf die Rolle des Dionysos von „praeci-
puas quasdam ... partes“, Fritzsche 1830, 26-7 (mit Bezug auf die Babylönioi und
die Frösche) ausdrücklich von einer Rolle als πρωταγωνιστής (und vgl. später z. B.
Gunning 1882, 21 [und vgl. 26-9], Norwood 1930, 9, Carriere 2000, 205; viele wei-
tere Rekonstruktionsversuche [vgl. den Anhang S. 558-80] gehen ebenfalls von
einer zentralen Rolle des Dionysos in dem Stück aus). - Vergleichbar wäre z. B. die
Rolle des Dionysos in Eupolis’ Taxiarchoi (wahrscheinlich frühe 420er Jahre, vgl.
Olson 2016 (FrC 8.2) 370-1) und in Aristophanes’ Fröschen (405 v. Chr.).
33 Schol. Ar. Pac. 741b nennt als typische (allerdings eupolideische) Motive auch den
furchtsamen Dionysos (Διόνυσον δειλόν), und vgl. die Darstellung des Dionysos
in Aristophanes’ Fröschen. Starkey 2013, 504 vermutet, dass sich die Darstellung
des Dionysos in dem Stück insgesamt stärker an Eupolis’ Taxiarchoi anlehnte. Zu
Dionysos als Komödienfigur vgl. z.B. Gunning 1882, 22, Pascal 1911, 25-67, Dover
1993, 38-41, Pellegrino 2000, 201-2, Storey 2003, 251-2, Casolari 2003,112-26, Orth
2014a (FrC 9.2), 71-2 (zu Aristomenes’ Dionysos asketes).
34 Für fr. 79 (das Sprichwort τήν αύτοϋ σκιάν δέδοικεν) ist ein Bezug auf Dionysos ver-
mutet worden, aber das ist nur eine von vielen Möglichkeiten (vgl. den Kommentar
ad L).
35 Vgl. Dover 1993, 39 („The Dionysos of Aristophanes’ Babylonians, on the other
hand, seems to have been a figure of greater authority, pronouncing on Athenian
politicians“) und Storey 2003, 251 Anm. 11 („But with these (i.e. Ameipsias’
Apokottabizontes und Hermipp. fr. 77), as well as with Babylönioi (see fr. 75), we
do not know whether the ,anti-hero‘ motif was employed“). - Vgl. auch Taplin
2014 (zu einem Vasenbild, das er als Komödienszene mit der Epiphanie eines - mit
der Statue der Eirene in Aristophanes’ Frieden vergleichbaren - kolossalen, nicht
komisch verzerrten Dionysos interpretiert).
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften