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Orth, Christian; Aristophanes
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 10,3): Aristophanes, Aiolosikon - Babylonioi (fr. 1-100): Übersetzung und Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.53730#0367
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Βαβυλώνιοι

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wurde, dann wäre die Annahme zumindest plausibel, dass es in dem Prozess
auch um das Verhalten der Demagogen gegenüber den Bundesgenossen (oder
vielleicht, wenn Dionysos selbst hier angeklagt wurde, seine Reaktion darauf)
gegangen sein könnte.41 Dass dabei die Demagogen, die Dionysos zu erpressen
versuchen, auch selbst seine Ankläger sind, ist möglich, aber nicht ganz sicher
(vgl. Schrader 1883, 814). Wenn die oben vorgeschlagene Lokalisierung dieses
Prozesses in der unmittelbaren Nähe der Parabase des Stücks (vgl. Nr. 12)
richtig ist, dann könnte diese Gerichtsverhandlung die letzte Stufe in diesem
Konflikt sein,42 nach der dann vielleicht der Sieg des Dionysos bereits feststeht.
15. Die zweite wichtige Information, die sich aus fr. 75 gewinnen lässt, ist
die Rolle von athenischen Demagogen (d. h. radikaldemokratischen Politikern)
als Gegenspieler des Dionysos (zumindest in dieser Szene). Das Motiv der
Geldgier von Politikern kehrt auch in fr. 84 wieder, wo Peisandros beschul-
digt wird, durch den Versuch, Bestechungsgelder zu erpressen, einen Krieg
verursacht zu haben.43 Auf einen Demagogen könnte sich (wie besonders έγκι-
νούμενος suggeriert) auch fr. 74 άνήρ τις ήμΐν έστιν έγκινούμενος beziehen,
wo von einem Mann die Rede ist, der einer Gruppe, zu der auch der Sprecher
gehört, größere Schwierigkeiten bereitet (vgl. zu fr. 74, Interpretation); das
Fragment würde gut in einen Prolog passen, in dem der Gegner benannt wird,
der einer Gruppe (vielleicht den babylonischen Mühlensklaven) Probleme be-
reitet (z.B. als Aufseher über die Mühle).

41 Dass in dem Prozess u.a. die Angelegenheiten der Bundesgenossen verhandelt
wurden, vermutet Fritzsche 1830, 48-9: Judicium ipsum sine controversia causas
quum insulanorum, tum contra demagogorum et sycophantarum complexum est“
(Fritzsche lässt allerdings offen, wie er sich die Verbindung dieser Elemente genau
vorstellt).
42 Dagegen vermutet Kraus 1985, 106, dass der Prozess selbst der Grund ist, aus
dem Dionysos nach Athen kommt, wo die Bundesgenossen ihre Prozesse führen
mussten (dass mit dem Prozess des Dionysos auch dieser Aspekt der athenischen
Herrschaft über die Bundesgenossen thematisiert wurde, vermutet schon Rostagni
1925, 486).
43 Weitere Fragmente, die in unterschiedlicher Weise mit der Habgier der Demagogen
in Verbindung stehen könnten (aber nicht müssen), sind fr. 70 (ώς εύ καλυμματίοις
τον οίκον ήρεφεν), 83 (ή βοιδαρίων τις άπέκτεινε ζεύγος, χολικών έπιθυνών), 91
(πόδα βαλλαντίου) und χρυσιδάριον in fr. 92. Unter der Habgier von Demagogen
(vgl. zu dem Motiv in den Babylönioi auch Biles 2011, 74) hatten gerade auch die
Inselbewohner zu leiden (vgl. - mit Belegen aus Aristophanes - Kraus 1985, 106
mit Anm. 12).
 
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