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Bagordo, Andreas
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 1,1): Alkimenes - Kantharos: Einleitung, Übersetzung, Kommentar — Heidelberg: Verl. Antike, 2014

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https://doi.org/10.11588/diglit.47735#0223
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222

Kantharos
Einleitung
Kantharos (PA 8247; PAA 563810) ist ein Vertreter der Archaia, dessen Bühnen-
karriere einen einzigen chronologischen Anhaltspunkt hat: seinen ersten
Dionysiensieg im J. 422 v. Chr. (test. *2. *3). Ob eine vermeintliche Relation
seiner Aedones zu Aristophanes’ Vögeln (414 v. Chr.) - aus welcher Perspektive
auch immer - hinreichend ist, um seine Tätigkeit bis in die 410er Jahre verlän-
gert zu sehen, bleibe dahingestellt. Die heikelste und meistdiskutierte Frage
über Kantharos ist jedoch sein Verhältnis zum Komiker Platon: die Annahme,
daß Kantharos sein didaskalos bzw. Koautor als ,Strohmann“ gewesen sei,
basiert ausschließlich auf der gelegentlichen doppelten Autorangabe in der
Überlieferung von Platons Symmachia-, aber dies reicht wohl nicht, um daraus
eine Beziehung zu rekonstruieren, wie sie sonst nur für Aristophanes und
Philonides bekannt ist (etwa im Falle des Proagöri), die einen ganz anderen
und viel solideren Hintergrund hat (vgl. hier unten, S. 234).
Von einer Kantharos-Rezeption bei Zeitgenossen und späteren Autoren ist
nichts überliefert. Von den fünf aus dem Suda-Eintrag bekannten Stücktiteln
(test. 1) - Medeia, Tereus, Symmachiai, Myrmekes und Aedones - sind nur
von den ersten beiden, die vermutlich bereits zu Kantharos’ Zeiten eine pro-
minente Rolle in seiner Produktion innehatten, Fragmente überliefert (neun
von dreizehn insgesamt). Bei seinen Zitatträgern fallen die vier Zitate beim
Antiatticista auf (fr. 2. 3. 4. 9); Photios’ fünf Zitate (fr. 1. 5. 7. 8. 11) reflektieren
hingegen die normalen Verhältnisse der übrigen Archaia-Komiker; elf von
dreizehn Fragmente sind lexikographischer - speziell attizistischer - Herkunft
(außen den genannten, zweimal Suda, einmal Pollux, einmal Phrynichos),
während Athenaios unterdurchschnittlich vertreten ist.
Für die Themen und Motive von Kantharos’ Komödie sind die überlieferten
Stücktitel aussagekräftiger als die spärlichen Fragmente: wenn Medeia und
Tereus ausdrücklich auf (tragisch bearbeitete) Mythen verweisen (in den Tereus-
Fragmenten dominieren die Liebesmotive: fr. 6. 7; eine erotische Anspielung
vielleicht auch in fr. 5), stehen Myrmekes und Aedones in der Tradition der
Tierchor-Komödien, wobei die lokalattische Färbung der Ameisen-Komödie
einen Hintergrund für politisch-militärische Angelegenheiten hätte begün-
stigen können, welcher in den Symmachiai - zumindest von der Titelform
aus - expliziter zum Vorschein käme. Das Fehlen von kömödoumenoi in den
erhaltenen Fragmenten ist diesbezüglich nichtssagend.
Trotz des äußerst geringen Textbestands lassen sich bei Kantharos nahezu
alle Sprach- und Stilregister der Archaia dokumentieren (vgl. Bagordo 2013,
 
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