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Bagordo, Andreas; Leucon
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 1,2): Leukon - Xenophilos: Einleitung, Übersetzung, Kommentar — Heidelberg: Verl. Antike, 2014

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https://doi.org/10.11588/diglit.47762#0066
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Θυρσοκόμος (Thyrsokomos)
,Der Ihyrsosstab-Halter“
Datierung: ungewiß (nach 445 v. Chr.).
Vgl. test. 1. Keine Fragmente erhalten. Das Kompositum, eine Ableitung
von θύρσος ,Ihyrsosstab“ und κομεϊν ,pflegen“,,warten“,,hüten“, ist ein Hapax,
das ein dionysisches Milieu unmittelbar evoziert: der Ihyrsosstab, ein stabi-
ler, aber leichter, mit Efeuzweigen und Weinblättern umwundener Stab des
Riesenfenchels (νάρθηξ, lat. ferula), ist nämlich ein Attribut des Dionysos, das
durch die gesamte Antike hindurch auf dessen Kult beschränkt blieb (wohl
bereits in Hom. Z 133-4, falls die θύσθλα ,Opfergeräte [der Bakchosfeier]“,
welche die Ammen des Dionysos auf der Flucht vor Lykurgos werfen, mit
θύρσος statt mit θύειν Zusammenhängen sollten); er konnte auch von Frauen
(Mänaden bzw. Bakchantinnen) beim kauf leicht getragen und geschwungen
werden, war im Grunde ein harmloses, bei Beschädigung einfach ergänzba-
res Objekt; bildlich wurde der thyrsos sehr differenziert dargestellt, wobei
seine Bestandteile manchmal sehr deutlich, manchmal kaum zu erkennen
sind (zum thyrsos als Kultstab der dionysischen Riten v.a. in den bildlichen
Darstellungen - die etwa um 520 v. Chr. einsetzen und vorwiegend aus Attika
stammen - vgl. IhesCRA V.2b 390-4). Auch in der Literatur ist er ständig mit
Dionysos assoziiert (vgl. Eur. Bacch. 240. 495. 554 und für die Komödie etwa
Cratin. fr. 40,2 [Dionysalexandros] θύρσον, κροκωτόν, ποικίλον, καρχήσιον
und Ar. Ran. 1211-2 „Διόνυσος, ός θύρσοισι και νεβρών δοραϊς / καθαπτός
έν πεύκησι Παρνασσόν κάτα / πήδα χορεύων“, ein euripideisches Zitat: Eur.
fr. 752 Kn.).
Es gibt keine vergleichbaren Komposita, d. h. mit -κόμος von κομεϊν und
einem materiellen Gegenstand als Vorderglied; am nächsten kommt der
ιπποκόμος ,Pferdewärter“ (Hippokomos lautet auch ein Komödientitel von
Menander, Ornithokomoi von Anaxilas; für Komposita mit -κόμον vgl. hier
oben, zu fr. 5 γλωττοκομείω).
Der gewöhnliche Begriff für jemand, der den Thyrsos trägt ist eigentlich
θυρσοφόρος (Eur. Cycl. 64 Βάκχαι τε θυρσοφόροι; in Athen. X 447d könnte
die unmetrische Sequenz ,τω δ’ ήμετέρω χορω οίνος φίλος θυρσοφόρος μέτα
πρεσβεύων Διόνυσος“, die als Ions Zitat noch vor Ion. fr. 26 W.2 präsentiert
wird, etwas aus dessen Wortlaut beibehalten haben, darunter das Epitheton
θυρσοφόρος; epigraphisch dokumentiert sind thyrsophoroi etwa in den
Listen von dionysischen Mystai: IEphes IV 1268, V 1601. 1602. 1982; das Verb
θυρσοφορεϊν erstmals in Eur. Bacch. 557; vgl. auch die seit Plat. Phaed. 69c
und Xen. Cyrop. II 3,18 sowie auf Grabinschriften - ΤΑΜ V 817,7. 822,7 -
bezeugten ναρθηκοφόροι).
 
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