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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2004 — 2004

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III. Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses: Das WIN-Kolleg
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1. Forschungsschwerpunkt: Gehirn und Geist: Physische und psychische Funktionen des Gehirns
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.66960#0241
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Das WIN-Kolleg | 253

Emotionale Inhalte in geschriebener Sprache
Die bereits bestehenden elektroenzephalographischen (EEG) Befunde zur emotio-
nalen Sprachverarbeitung wurden im vergangenen Jahr ergänzt und um kernspinto-
mographische (fMRT) Untersuchungen erweitert. Im EEG wurde der Befund einer
verstärkten Verarbeitung emotionaler Wörter bei bloßem Lesen in rascher Abfolge
präsentierter emotionaler Adjektive mit emotionalen Substantiven repliziert: Auch
hier fand sich ab 200 ms nach der Wortpräsentation eine verstärkte Negativierung
für emotionales gegenüber neutralem Wortmaterial, die ihren Ursprung in occipito-
panetalen Arealen der linken Hemisphäre hat. Neueste Daten zeigen, dass dieser
Effekt auch bei Aufmerksamkeitsbelastung durch eine andere sprachliche Aufgabe
(Wörter einer bestimmten Wortart zählen) erhalten bleibt.
In unseren fMRT Untersuchungen zeigten sich, ebenso wie im EEG, cerebrale
Aktivierungsverstärkungen beim bloßen Lesen von Wörtern mit emotionaler Kon-
notation gegenüber emotional neutralen Wörtern. Diese Aktivierungsverstärkungen
betrafen insbesondere den medialen orbito-frontalen und inferio-frontalen Kortex,
Teile des Temporallappens sowie Strukturen des Zwischenhirns, wie die Amygdala
und den Hippocampus (siehe Abbildung 1). Die gefundenen Aktivierungsmuster
entsprechen in ihrer Lokalisation Befunden aus vielen anderen Studien zur Emoti-
onsverarbeitung, waren jedoch größtenteils auf die Imke Hirnhälfte beschränkt, was
der Vorstellung von einer generellen Dominanz der rechten Hemisphäre bei emo-
tionaler Verarbeitung widerspricht. Die Gehirnaktivierungen traten darüber hinaus
auch besonders in Regionen auf, in denen wiederholt im Rahmen dieses Projektes
(ZI Mannheim) und auch von anderen Gruppen reduzierte Aktivität bei Patienten
mit emotionalen Störungen, insbesondere bei Depression, gefunden wurde. Deshalb
soll nun auch eine etwaige Störung in der passiven Verarbeitung emotionaler Spra-
chinhalte bei depressiven Patienten kernspintomographisch untersucht werden.
Uber alle Studien hinweg zeigten sich Verarbeitungsvorteile für angenehme
und unangenehme Wörter gegenüber neutralen Wörtern, jedoch waren die Effekte
für angenehmes Wortmaterial konsistent etwas stärker. Dies galt insbesondere für die
erhobenen inzidenteilen Behaltensleisungen (die Versuchspersonen wurden nach den
Experimenten überraschend gefragt, an welche Wörter sie sich noch erinnern konn-
ten). Hierbei erinnerten sich die Probanden deutlich häufiger an angenehme als an
unangenehme Wörter.
Die Bedeutung induzierter emotionaler Reaktionen bei der Interpretation von emotionalem
Ausdrucksverhalten
Die Interpretation von emotionalen Ausdrucksverhalten, vor allem emotionaler
Gesichtsausdrücke, wurde im vergangenen Jahr in zwei weiteren Studien untersucht.
Zum einen wurde untersucht, welche Gehirnregionen an der Verarbeitung sozialer
Stimuli beteiligt sind, zum anderen wurden die mimischen Reaktionen von Pro-
banden bei der Interpretation emotionaler Gesichtsausdrücke untersucht.
In der ersten Studie wurden die bei der Verarbeitung sozialer Stimuli aktivier-
ten Gehirnregionen mittels funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRI)
 
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