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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2004 — 2004

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III. Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses: Das WIN-Kolleg
DOI Kapitel:
2. Forschungsschwerpunkt: Kulturelle Grundlagen der Europäischen Einigung
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https://doi.org/10.11588/diglit.66960#0263
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Das WIN-Kolleg | 275

reale Komplexität der Konstruktion von Vergangenheit zum Ausdruck zu brin-
gen? Inwiefern stoßen vertraute Paradigmen mit ihren Prämissen und systema-
tischen Ansprüchen - etwa begriffsgeschichtliche Zugänge; Gedächtnis/Erin-
nerung;‘Geschichte als Erzählung’- hierbei an Grenzen?
Das Projekt thematisiert damit eine der Grundfragen bei der Suche nach den „kul-
turellen Grundlagen der europäischen Einigung“, die ja überwiegend in einer
„Geschichte“ bzw. „Vergangenheit“ Europas gesucht werden.
Im Vordergrund der vergangenen Aktivitäten stand neben der Arbeit an den
Einzelprojekten die Absicht, die Grundfragen des Projekts im Rahmen von Work-
shops und Tagungen an signifikanten und forschungsrelevanten Beispielen zu er-
örtern und weiterzuführen. Dazu wurden im Jahr 2004 durchgeführt: (a) eine
Tagung in Zusammenarbeit der Universität Köln zum Thema Diesseits von Geschichte
und Gedächtnis. Vormoderne Konstruktion als kulturwissenschaftliche Herausforderung (b)
eine Tagung zum Thema Reichweiten der Verständigung. Nationalisierung und Europäisie-
rung intellektueller Kommunikation im 20. Jahrhundert. Außerdem wurde (c) eine
Tagung zum Thema Zwischen Wissen und Politik. Archäologie und Genealogie frühneu-
zeitlicher Vergangenheitskonstruktionen konzipiert und organisiert, die im März 2006 an
der Heidelberger Akademie stattfinden soll. Über die im Rahmen dieser Tagun-
gen geführten Diskussionen und gewonnenen Ergebnisse soll im folgenden berich-
tet werden.
II. Diesseits von Geschichte und Gedächtnis. Vormoderne Konstruktion
als kulturwissenschaftliche Herausforderung
„Worauf stößt man bei der Analyse vormoderner Vergangenheitskonstruktionen?“
...auf diese Frage antworteten die Beiträge einer Tagung, die in Zusammenarbeit
mit dem Kölner Graduiertenkolleg Vormoderne Konzeptionen von Zeit und Vergangen-
heit im Februar 2004 durchgeführt wurde. Legt man die Beiträge und Diskussionen
der Tagung zugrunde, führt die schlichte Grundfrage von Tagung (und Tagungsband)
etwa aufThemen wie:
• Geschichtsdivinatorik, bei der ein ‘Umgang’ mit der Vergangenheit sichtbar wird, der
zunächst die (vertraute) Strategie zu implizieren scheint, über die Erkenntnis
exemplarisch verstandener Vergangenheit die Zukunft zu prognostizieren und zu
‘kontrollieren’ — und doch, als Konstruktionsprozess und in seiner Medialität ver-
standen, auf anderes, auf die (theologisch fundierte) Akzeptanz von Kontingenz,
auf die spezifische Struktur einer Gottesbeziehung weist;
• mittelalterliche Genealogien im Rahmen von Melusinegeschichten, in der ein struk-
turelles Konstruktionsprinzip des Genealogischen nicht nur literarisch verhandelt
wird, sondern einen Raum des Literarischen selbst eröffnet;
• die römische ‘pompa funebris’, die sich als „Choreographie historischen Wissens“
beschreiben läßt, wobei ihr proprium darin liegt, das symbolisches Kapital’ einer
politischen Elite zu inszenieren.
So sehr sich diese (und die weiteren) Beiträge in ihrem Gegenstand auch unter-
scheiden, gemeinsam ist ihnen zunächst einmal, worum es ihnen jeweils nicht geht:
 
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