5. Juni 2010 \ 39
reichische Kaiser natürlich katholisch war und dennoch eine Arbeit zur
evangelischen Kirchengeschichte auszeichnete, und zum anderen, weil der
Anlass hierfür war, dass Sehhng dem Kaiser einen Band geschenkt hatte. Wo
gibt es das heute noch, dass man fürs Bücherverschenken (wohlgemerkt an
die richtige Adresse) einen Orden erhält?
Die Heidelberger Akademie stellt mit Freude und Dankbarkeit, aber auch mit ein
wenig Stolz fest, dass wir seit dem Stichtag unseres letzten Berichtes zwei weitere
neue Vorhaben dazugewonnen haben:
— ,,Klöster im Hochmittelalter: Innovationslabore europäischer Lebensentwürfe
und Ordnungsmodelle“ — Mittelalterliche Klöster entwickelten im sozialen und
religiösen Wandel des 11. bis 13. Jahrhunderts eine bislang unerreichte Ratio-
nalität der Lebensgestaltung. Damals entstanden Modelle jenes gesellschaftli-
chen wie kulturellen Aufbruchs, aus denen sich die spezifischen Ordnungskon-
figurationen der europäischen Moderne ausformten. Das Projekt will in einer
neuen Verknüpfung von textorientierter Grundlagenforschung und kulturwis-
senschaftlicher Perspektivierung diese Fundamente europäischer
Ordnungen erforschen. Damit stellt es eines der Grundmodule der europäi-
schen Kulturgeschichte in den Mittelpunkt. Projektleiter sind in Heidelberg
Bernd Schneidmüller und Stefan Wemfurter und Projektleiter in Eichstätt ist
Gert Melville (Laufzeit: 15 Jahre).
— „DerTempel als Kanon der religiösen Literatur Ägyptens: Die griechisch-römi-
schen Tempeltexte Ägyptens und ihre Einbindung in den architektonischen
Kontext.“ Eine schrittweise inhaltliche Erschließung des größten und bei allen
zeitlichen und geographischen Unterschieden doch zusammengehörenden
Textkorpus’ Altägyptens, d.h. der Inschriften der Tempel aus der griechisch-
römischen Zeit ist beabsichtigt. Diese von manchen nicht zu Unrecht als
Bibliotheken aus Stern bezeichneten einzigartigen Denkmäler haben bis heute,
über zwei Jahrtausende hinweg, mehr als 10.000 Druckseiten hieroglyphischer
Texte fast ausschließlich religiösen Inhalts konserviert. Das Einzigartige an die-
sem Korpus ist neben dem Umfang und dem häufig hervorragenden Erhal-
tungszustand nicht zuletzt die Tatsache, dass sich im Gegensatz zu meist aus dem
Handel stammenden Papyri nahezu alle Inschriften und Darstellungen noch an
ihrem ursprünglichen Anbringungsort befinden. Projektleiter in Tübingen ist
Christian Leitz (Laufzeit: 12—18 Jahre).
Alle Akademien im Unionsverbund haben vergleichbare Zielsetzungen und dabei
doch z.T sehr unterschiedliche Struktur. Deshalb ist das, was ich nun für die Hei-
delberger Akademie mit einer großen Befriedigung berichten möchte, vielleicht für
andere Akademien nicht notwendigerweise ein berichtenswertes Novum. Mitglieder
der Heidelberger Akademie haben einen Forschungsverbund „Frühe Neuzeit“ ms
Leben gerufen. Seit vielen Jahren beschäftigen sich Forschungsprojekte der Akade-
mie mit Themen aus dem Bereich der Frühen Neuzeit. Die Spannbreite der For-
schungen ist breit gefächert. Einige Projekte sind schon lange erfolgreich abge-
schlossen (Osiander-Ausgabe, Luther-Register), bei anderen steht der Abschluss bald
reichische Kaiser natürlich katholisch war und dennoch eine Arbeit zur
evangelischen Kirchengeschichte auszeichnete, und zum anderen, weil der
Anlass hierfür war, dass Sehhng dem Kaiser einen Band geschenkt hatte. Wo
gibt es das heute noch, dass man fürs Bücherverschenken (wohlgemerkt an
die richtige Adresse) einen Orden erhält?
Die Heidelberger Akademie stellt mit Freude und Dankbarkeit, aber auch mit ein
wenig Stolz fest, dass wir seit dem Stichtag unseres letzten Berichtes zwei weitere
neue Vorhaben dazugewonnen haben:
— ,,Klöster im Hochmittelalter: Innovationslabore europäischer Lebensentwürfe
und Ordnungsmodelle“ — Mittelalterliche Klöster entwickelten im sozialen und
religiösen Wandel des 11. bis 13. Jahrhunderts eine bislang unerreichte Ratio-
nalität der Lebensgestaltung. Damals entstanden Modelle jenes gesellschaftli-
chen wie kulturellen Aufbruchs, aus denen sich die spezifischen Ordnungskon-
figurationen der europäischen Moderne ausformten. Das Projekt will in einer
neuen Verknüpfung von textorientierter Grundlagenforschung und kulturwis-
senschaftlicher Perspektivierung diese Fundamente europäischer
Ordnungen erforschen. Damit stellt es eines der Grundmodule der europäi-
schen Kulturgeschichte in den Mittelpunkt. Projektleiter sind in Heidelberg
Bernd Schneidmüller und Stefan Wemfurter und Projektleiter in Eichstätt ist
Gert Melville (Laufzeit: 15 Jahre).
— „DerTempel als Kanon der religiösen Literatur Ägyptens: Die griechisch-römi-
schen Tempeltexte Ägyptens und ihre Einbindung in den architektonischen
Kontext.“ Eine schrittweise inhaltliche Erschließung des größten und bei allen
zeitlichen und geographischen Unterschieden doch zusammengehörenden
Textkorpus’ Altägyptens, d.h. der Inschriften der Tempel aus der griechisch-
römischen Zeit ist beabsichtigt. Diese von manchen nicht zu Unrecht als
Bibliotheken aus Stern bezeichneten einzigartigen Denkmäler haben bis heute,
über zwei Jahrtausende hinweg, mehr als 10.000 Druckseiten hieroglyphischer
Texte fast ausschließlich religiösen Inhalts konserviert. Das Einzigartige an die-
sem Korpus ist neben dem Umfang und dem häufig hervorragenden Erhal-
tungszustand nicht zuletzt die Tatsache, dass sich im Gegensatz zu meist aus dem
Handel stammenden Papyri nahezu alle Inschriften und Darstellungen noch an
ihrem ursprünglichen Anbringungsort befinden. Projektleiter in Tübingen ist
Christian Leitz (Laufzeit: 12—18 Jahre).
Alle Akademien im Unionsverbund haben vergleichbare Zielsetzungen und dabei
doch z.T sehr unterschiedliche Struktur. Deshalb ist das, was ich nun für die Hei-
delberger Akademie mit einer großen Befriedigung berichten möchte, vielleicht für
andere Akademien nicht notwendigerweise ein berichtenswertes Novum. Mitglieder
der Heidelberger Akademie haben einen Forschungsverbund „Frühe Neuzeit“ ms
Leben gerufen. Seit vielen Jahren beschäftigen sich Forschungsprojekte der Akade-
mie mit Themen aus dem Bereich der Frühen Neuzeit. Die Spannbreite der For-
schungen ist breit gefächert. Einige Projekte sind schon lange erfolgreich abge-
schlossen (Osiander-Ausgabe, Luther-Register), bei anderen steht der Abschluss bald