22. Januar 2010 | 61
2. Amerika im heilsgeschichtlichen Kontext -
Weltkarten und ihre ‘Botschaften’
Verbindliche Auskunft über die Voraussetzungen der im Laufe des 17. Jahrhunderts
einsetzenden initialen Bestimmung amerikanischer Identitätspolitik und der Aus-
lobung Amerikas als Endpunkt der Geschichte geben uns nur selten schriftliche
Dokumente dieser Epoche. Dies liegt unter anderem daran, dass Amerika zunächst
lediglich in Aufzeichnungen eine Rolle spielte, die der Textsorte der meist propa-
gandistischen Reiseberichte bzw. Reisejournale zuzurechnen sind. Solche Texte
waren in aller Regel deskriptiv und befassten sich zudem auch nicht mit Fragen
nationaler Identitätsstiftung, richtete sich das Interesse der Kolonisatoren — Englän-
der ebenso wie Spanier oder Franzosen — ja keineswegs auf em genuines Selbstver-
ständnis der Kolonien als eigenständigen nationalen Einheiten. Die Kolonien galten
als überseeische Besitztümer, deren identitäre Zuordnung sich ganz und gar aus der
jeweiligen nationalen Identität der Kolonialmächte und aus deren Herrschafts-
anspruch ableitete.
Em illustratives Beispiel solcher Zuordnung zeigt sich etwa in Petrus Apianus’
„Charta Cosmographica“ aus dem Jahre 1544,7 in der der Anspruch Karls V auf
Amerika — hier primär auf Südamerika — eingeschrieben ist. Neben dem Sonnen-
gott thront über der Welt der durch den Doppeladler identifizierte Kaiser, der nach
dem Tod Maximilians I im Jahre 1519 die habsburgischen Lande erbte und 1520
zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches erhoben wurde.
CHARTA COSMOGRAPHICA, CVM VENTORVM PROPRIA NATVRA ET OPERATIONE.
Cir€ius,&04tt SEPTEN Septotmcnifes, TRIO. Aquilo, naofiteof?.
„Charta Cosmographica, cum Ventorum Propria Natura et Operatione,” Cosmographia Petri
Apiani, Antwerpen, 1544; Erstdruck 1524.
2. Amerika im heilsgeschichtlichen Kontext -
Weltkarten und ihre ‘Botschaften’
Verbindliche Auskunft über die Voraussetzungen der im Laufe des 17. Jahrhunderts
einsetzenden initialen Bestimmung amerikanischer Identitätspolitik und der Aus-
lobung Amerikas als Endpunkt der Geschichte geben uns nur selten schriftliche
Dokumente dieser Epoche. Dies liegt unter anderem daran, dass Amerika zunächst
lediglich in Aufzeichnungen eine Rolle spielte, die der Textsorte der meist propa-
gandistischen Reiseberichte bzw. Reisejournale zuzurechnen sind. Solche Texte
waren in aller Regel deskriptiv und befassten sich zudem auch nicht mit Fragen
nationaler Identitätsstiftung, richtete sich das Interesse der Kolonisatoren — Englän-
der ebenso wie Spanier oder Franzosen — ja keineswegs auf em genuines Selbstver-
ständnis der Kolonien als eigenständigen nationalen Einheiten. Die Kolonien galten
als überseeische Besitztümer, deren identitäre Zuordnung sich ganz und gar aus der
jeweiligen nationalen Identität der Kolonialmächte und aus deren Herrschafts-
anspruch ableitete.
Em illustratives Beispiel solcher Zuordnung zeigt sich etwa in Petrus Apianus’
„Charta Cosmographica“ aus dem Jahre 1544,7 in der der Anspruch Karls V auf
Amerika — hier primär auf Südamerika — eingeschrieben ist. Neben dem Sonnen-
gott thront über der Welt der durch den Doppeladler identifizierte Kaiser, der nach
dem Tod Maximilians I im Jahre 1519 die habsburgischen Lande erbte und 1520
zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches erhoben wurde.
CHARTA COSMOGRAPHICA, CVM VENTORVM PROPRIA NATVRA ET OPERATIONE.
Cir€ius,&04tt SEPTEN Septotmcnifes, TRIO. Aquilo, naofiteof?.
„Charta Cosmographica, cum Ventorum Propria Natura et Operatione,” Cosmographia Petri
Apiani, Antwerpen, 1544; Erstdruck 1524.