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SITZUNGEN
Auch wenn die exzentrische Positionierung Amerikas zunächst wenig Beach-
tung gefunden haben mag, für die Neue Welt sollten Deutungen wie die Büntings
langfristig em Höchstmaß an Konfliktstoff bringen. Die implizite Deutung, dass
Amerika dem Zentrum des Heils ganz und gar entrückt sei und damit auch am Erlö-
sungsgeschehen beim Jüngsten Gericht nicht teilhabe, ist gewiss der Tatsache
geschuldet, dass Kartographen, die sich an der Bibel orientierten, einen vierten Kon-
tinent schlichtweg mit ihren biblischen Ordnungsvorstellungen nicht in Einklang zu
bringen vermochten. Für frühe Kartographen war die Situierung Amerikas als Ort
der Heilsferne ohnedies unproblematisch, da Amerika für sie ohnedies negativ
kodiert war.
3. Exkurs:
Negative Kodierungen Amerikas im 16. und frühen 17. Jahrhundert
Im 16. Jahrhundert galt Amerika vielen Europäern als Ort, an dem Fabelwesen wie
diejenigen lebten, die wir bereits aus Hartmann Schedels Weltkarte aus dem Buch der
Chroniken kennen. Vielgliedrige, kopflose oder mitunter gefederte Wesen waren
ebenso wie Mischwesen aus Mensch und Tier Gegenstand der populären Imagina-
tion, die sich auf Amerika als Ort größtmöglicher Irregularität richtete. Seit der
Publikation von Sir John Mandevilles auch in imaginäre Länder führendem Reise-
buch im 14. Jahrhundert waren Illustrationen von grotesken Fabelwesen, die in
verborgenen Teilen der Welt existierten, verbreitet; und selbst noch am Ende des
16. Jahrhunderts finden sich auf Amerika bezogene Abbildungen, die Mandevilles
Vorgaben geschuldet sind — so etwa in Levinus Hulsius’ Kurtze Wunderbare Beschrei-
bung deß Goldreichen Königreichs Guiana in America oder newen Welt aus dem Jahre 1599
(einer Übersetzung von Sir Walter Raleighs The Discovery of Guiana, 1595).’1
Kurtze Wunderbare Beschreibung [...], Nürnberg, 1599; Abbildung aus: America: Early Maps of the
New World, hg. Hans Wolff, München, 1992, 40.
SITZUNGEN
Auch wenn die exzentrische Positionierung Amerikas zunächst wenig Beach-
tung gefunden haben mag, für die Neue Welt sollten Deutungen wie die Büntings
langfristig em Höchstmaß an Konfliktstoff bringen. Die implizite Deutung, dass
Amerika dem Zentrum des Heils ganz und gar entrückt sei und damit auch am Erlö-
sungsgeschehen beim Jüngsten Gericht nicht teilhabe, ist gewiss der Tatsache
geschuldet, dass Kartographen, die sich an der Bibel orientierten, einen vierten Kon-
tinent schlichtweg mit ihren biblischen Ordnungsvorstellungen nicht in Einklang zu
bringen vermochten. Für frühe Kartographen war die Situierung Amerikas als Ort
der Heilsferne ohnedies unproblematisch, da Amerika für sie ohnedies negativ
kodiert war.
3. Exkurs:
Negative Kodierungen Amerikas im 16. und frühen 17. Jahrhundert
Im 16. Jahrhundert galt Amerika vielen Europäern als Ort, an dem Fabelwesen wie
diejenigen lebten, die wir bereits aus Hartmann Schedels Weltkarte aus dem Buch der
Chroniken kennen. Vielgliedrige, kopflose oder mitunter gefederte Wesen waren
ebenso wie Mischwesen aus Mensch und Tier Gegenstand der populären Imagina-
tion, die sich auf Amerika als Ort größtmöglicher Irregularität richtete. Seit der
Publikation von Sir John Mandevilles auch in imaginäre Länder führendem Reise-
buch im 14. Jahrhundert waren Illustrationen von grotesken Fabelwesen, die in
verborgenen Teilen der Welt existierten, verbreitet; und selbst noch am Ende des
16. Jahrhunderts finden sich auf Amerika bezogene Abbildungen, die Mandevilles
Vorgaben geschuldet sind — so etwa in Levinus Hulsius’ Kurtze Wunderbare Beschrei-
bung deß Goldreichen Königreichs Guiana in America oder newen Welt aus dem Jahre 1599
(einer Übersetzung von Sir Walter Raleighs The Discovery of Guiana, 1595).’1
Kurtze Wunderbare Beschreibung [...], Nürnberg, 1599; Abbildung aus: America: Early Maps of the
New World, hg. Hans Wolff, München, 1992, 40.