Metadaten

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2010 — 2011

DOI Kapitel:
I. Das Geschäftsjahr 2010
DOI Kapitel:
Wissenschaftliche Sitzungen
DOI Kapitel:
Sitzung der Phil.-hist. Klasse am 22. Januar 2010
DOI Artikel:
Engler, Bernd: Amerikanische Identitätspolitik im 17. und 18. Jahrhundert
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.55658#0052
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
68

SITZUNGEN

In seiner 1653 in London publizierten Schrift Wonder-Working Providence of
Sions Savior]6 ging Edward Johnson (1598—1672), der mit John Winthrop im Jahre
1630 auf der Arabella nach Neuengland gekommen war und dort eine neue
Kirchengemeinde (Woburn) gründete, dann wenige Jahre später offensiv gegen eng-
lische Exklusionisten und anderweitige Verleumder der neuenglischen Siedlungen
vor. Gegenüber jenen millennialistischen Deutungen der Heilsgeschichte, die der
Neuen Welt keine Rolle im Erlösungswerk Christi beimaßen, interpretiert der Autor
die neuenglische Geschichte explizit als Erfüllung göttlicher Vorsehung und bibli-
scher Prophezeiungen. In seinem Werk wird er nicht müde festzuhalten, dass die
Wundertaten, die Christus in Amerika für sein neues auserwähltes Volk vollbracht
habe, hinreichende Indizien für eine Einbeziehung der Kolonien in das universelle
Erlösungswerk geliefert habe. Und so fordert er bereits zu Beginn seiner Schrift den
Leser auf, ,,[to b]ehold how the Lord of Hosts hath carned [on his blessed work] in
despight of all Opposition from his and their enemies, in planting of his Churches in
this New World“. In einem Kapitel, das sich der „wundersamen“ Interventionen
Christi zu Gunsten der Siedler in der Neuen Welt widmet, berichtet er von „mar-
velous doings“ mit denen Christus die Siedler in der neuen Welt vor ihren Feinden
beschützt habe.1'' Das Schlusskapitel von Wonder-Working Providence of Sions Savior, in
dem Johnson das Jüngste Gericht als unmittelbar bevorstehend bezeichnet, macht
sich eine Interpretation zu eigen, die auch in vielen späteren religiösen Traktaten als
Evidenz für die Auserwähltheit Neuenglands als Ort der Wiederkehr Christi am
Jüngsten Tag gewertet wurde: In typologischer Analogiebildung sieht Johnson in der
Übersiedlung der Puritaner in die Wildnis Amerikas eine Parallele zum Auszug der
Israeliten aus Ägypten und den Zug ins Gelobte Land. Das Gedicht mit dem John-
son sein Werk in poetischer Diktion abschließt, fasst denn auch die zentralen Aussa-
gen seines Traktats pointiert zusammen:
New-England Churches you are Christs, you say,
So sure are all that walk in Christes way. [...]
You people whom he by the hand did lead
From Egypt land through Seas with watry wall:
Apply your selves his Scriptures tor to read:
[Lord Christ] Thy workes are not in Israels Land confined,
From East to West thy wondrous works are known
To Nations all thou hast thy grace assigned [...].
Die Zahl der Schriften, in denen neuenglische Pastoren ihre Auffassung von der Par-
tizipation Amerikas am Heilsgeschehen — wenn nicht gar seiner zentralen Rolle -

16 Erstpublikation unter dem Titel A History of New England, from the English Planting in theYeere
1628 untill theYeere 1652. London, 1653 [1654], DieserTitel wurde vermutlich von Johnsons eng-
lischem Verleger gewählt, im Kopfsteg der Seiten der Ausgabe findet sich der Titel, unter dem
Johnsons Werk bis heute bekannt ist: Wonder-Working Providence of Sions Savior in New England.
17 Vgl. Buch I, Kapitel VII: ,,Of the Wonderfull Preparation the Lord Christ by his Providence,
Wrought for His Peoples Abode in this Western World“.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften