174 ! VERANSTALTUNGEN
Besonders prominent vertreten ist die Musik. Auf dem Tisch liegen Notenblätter, in
der linken unteren Bildecke lehnt ein Violoncello an der Wand, em Instrument das
der Kurfürst ebenfalls beherrschte. In seinen Händen hält Carl Theodor jedoch eine
Traversflöte, die damit in das Bildzentrum gerückt ist.
Schon Helmut Börsch-Supan kam bei der Betrachtung von Ziesenis’ Carl
Theodor Porträt zu der Einschätzung, dass die Attribute ein neues Bild des aufge-
klärten absolutistischen Fürsten veranschaulichen sollen.9 Seiner Annahme, dass die
abgebildeten Gegenstände in „keiner echten Beziehung zum Porträtierten “stehen10,
ist insofern zu widersprechen, als es sich bei der Traversflöte mit einiger Sicherheit
um ein Instrument des französischen Instrumentenbauers Thomas Lot (1708—1787)
handelt.11 Im Bayerischen Nationalmuseum in München wird ein Flötenpaar dieses
Instrumentenbauers aus dem Besitz des Kurfürsten aufbewahrt. Es ist außerdem
bekannt, dass Carl Theodors Lehrer Johann Baptist Wendling Geschäftsbeziehungen
zu Lot unterhielt. Die Darstellungsweise kann insgesamt als programmatisch für die
Regentschaft Carl Theodors angesehen werden: Die Musikliebe des Kurfürsten ist
bekannt. Auch die Forschung forderte er maßgeblich, beispielsweise durch die Grün-
dung der Akademie der Wissenschaften im Jahre 1763 und die Einrichtungen von
Sammlungen, etwa der Antiken bzw. Gemälde Sammlung.12 Dass in diesem Zusam-
menhang die Flöte derart exponiert wird, ist kaum zufällig zu nennen, was im fol-
genden zu zeigen sein wird.
In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde in Frankreich aus der zweiteiligen
Querflöte mit zylindrischer Bohrung em dreiteiliges Instrument mit einer Klappe
und konischer Bohrung entwickelt.13 Entscheidenden Anteil daran hatten die Mit-
glieder der Instrumentenbauer- und Musikerfamilie Hotteterre. Ausgehend von
Frankreich wurde die Traversflöte in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts zu einem
der beliebtesten Instrumente überhaupt. Jacques Hotteterre „le Romain“ (1674—
9 Helmut Börsch-Supan, „Deutsche und skandinavische Malerei“, in: Harald Keller, Die Kunst des
18. Jahrhunderts (= Propyläen Kunstgeschichte in zwölf Bänden X), Berlin 1984, S. 410—411.
10 Ebd.
11 Ebd.; vgl. Wackernagel, Musikinstrumente des 16. bis 18. Jahrhunderts, S. 107—109 u. 160, s. a.
Gunson, Johann Baptist Wendling, S. 84—86.
12 Vgl. dazu u.a. Stefan Mörz, Aufgeklärter Absolutismus in der Kurpfalz während der Mannheimer Regie-
rungszeit des Kurfürsten KarlThodor (1742-1777) (= Veröffentlichungen der Kommission für Geschicht-
liche Landeskunde in Baden-Württemberg, Reihe B, 120), Stuttgart 1991;Jörg Kreutz, „Aufklärung
und französische Hofkultur im Zeitalter Carl Theodors in Mannheim“, in: Ludwig Pinscher
(Hg.), Die Mannheimer Hofkapelle im Zeitalter Carl Theodors, Mannheim 1992, S. 1—19; Lebenslust
und Frömmigkeit. Kurfürst Carl Theodor (1724-1799) zwischen Barock und Aufklärung, Ausstellungs-
katalog und Handbuch, hg. von Alfried Wieczorek, Hansjörg Probst und Wieland Koenig, 2 Bde,
Regensburg 1999.
13 Zur Geschichte der Querflöte s. Walter Kreyszig, Art. „Querflöte“, in: MGG2 Sachteil 8, Kassel
[u.a.] 1998, Sp. 1-50.
Besonders prominent vertreten ist die Musik. Auf dem Tisch liegen Notenblätter, in
der linken unteren Bildecke lehnt ein Violoncello an der Wand, em Instrument das
der Kurfürst ebenfalls beherrschte. In seinen Händen hält Carl Theodor jedoch eine
Traversflöte, die damit in das Bildzentrum gerückt ist.
Schon Helmut Börsch-Supan kam bei der Betrachtung von Ziesenis’ Carl
Theodor Porträt zu der Einschätzung, dass die Attribute ein neues Bild des aufge-
klärten absolutistischen Fürsten veranschaulichen sollen.9 Seiner Annahme, dass die
abgebildeten Gegenstände in „keiner echten Beziehung zum Porträtierten “stehen10,
ist insofern zu widersprechen, als es sich bei der Traversflöte mit einiger Sicherheit
um ein Instrument des französischen Instrumentenbauers Thomas Lot (1708—1787)
handelt.11 Im Bayerischen Nationalmuseum in München wird ein Flötenpaar dieses
Instrumentenbauers aus dem Besitz des Kurfürsten aufbewahrt. Es ist außerdem
bekannt, dass Carl Theodors Lehrer Johann Baptist Wendling Geschäftsbeziehungen
zu Lot unterhielt. Die Darstellungsweise kann insgesamt als programmatisch für die
Regentschaft Carl Theodors angesehen werden: Die Musikliebe des Kurfürsten ist
bekannt. Auch die Forschung forderte er maßgeblich, beispielsweise durch die Grün-
dung der Akademie der Wissenschaften im Jahre 1763 und die Einrichtungen von
Sammlungen, etwa der Antiken bzw. Gemälde Sammlung.12 Dass in diesem Zusam-
menhang die Flöte derart exponiert wird, ist kaum zufällig zu nennen, was im fol-
genden zu zeigen sein wird.
In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde in Frankreich aus der zweiteiligen
Querflöte mit zylindrischer Bohrung em dreiteiliges Instrument mit einer Klappe
und konischer Bohrung entwickelt.13 Entscheidenden Anteil daran hatten die Mit-
glieder der Instrumentenbauer- und Musikerfamilie Hotteterre. Ausgehend von
Frankreich wurde die Traversflöte in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts zu einem
der beliebtesten Instrumente überhaupt. Jacques Hotteterre „le Romain“ (1674—
9 Helmut Börsch-Supan, „Deutsche und skandinavische Malerei“, in: Harald Keller, Die Kunst des
18. Jahrhunderts (= Propyläen Kunstgeschichte in zwölf Bänden X), Berlin 1984, S. 410—411.
10 Ebd.
11 Ebd.; vgl. Wackernagel, Musikinstrumente des 16. bis 18. Jahrhunderts, S. 107—109 u. 160, s. a.
Gunson, Johann Baptist Wendling, S. 84—86.
12 Vgl. dazu u.a. Stefan Mörz, Aufgeklärter Absolutismus in der Kurpfalz während der Mannheimer Regie-
rungszeit des Kurfürsten KarlThodor (1742-1777) (= Veröffentlichungen der Kommission für Geschicht-
liche Landeskunde in Baden-Württemberg, Reihe B, 120), Stuttgart 1991;Jörg Kreutz, „Aufklärung
und französische Hofkultur im Zeitalter Carl Theodors in Mannheim“, in: Ludwig Pinscher
(Hg.), Die Mannheimer Hofkapelle im Zeitalter Carl Theodors, Mannheim 1992, S. 1—19; Lebenslust
und Frömmigkeit. Kurfürst Carl Theodor (1724-1799) zwischen Barock und Aufklärung, Ausstellungs-
katalog und Handbuch, hg. von Alfried Wieczorek, Hansjörg Probst und Wieland Koenig, 2 Bde,
Regensburg 1999.
13 Zur Geschichte der Querflöte s. Walter Kreyszig, Art. „Querflöte“, in: MGG2 Sachteil 8, Kassel
[u.a.] 1998, Sp. 1-50.