Metadaten

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2010 — 2011

DOI chapter:
I. Das Geschäftsjahr 2010
DOI chapter:
Veranstaltungen
DOI chapter:
Mitarbeitervortragsreihe "Wir forschen. Für Sie"
DOI article:
Thomsen-Fürst, Rüdiger: „ . . . unsere wonneduftende Flöte. . .“: Überlegungen zur Kammermusik mit Flöte am Hofe Carl Theodors in Mannheim
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.55658#0159
License: Free access  - all rights reserved

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
8. Juli 2010 | 175

1763) veröffentlichte 1707 die erste Anleitung (Schule) für die Flute Traversiere.14 In
der Einleitung zu dem 1728 in Amsterdam erschienenen Nachdruck seiner Principes
nennt Hotteterre die Flöte „un Instrument des plus agreables, & des plus a la
mode“.15 Joachim Neimetz berichtet etwa zur selben Zeit aus Paris:
Les instrumens, auxquels on s ‘attachoit le plus en ce tems lä ä Paris, sont le Clavessin
& la Flute Traversiere ou Allemande. Les Frankens jouent aujourd‘hui de ces instrumens,
avec une dellicatesse nonpareille.16
Beschränkte sich das Repertoire zunächst in erster Lime auf Werke der Kammer-
musik, so wurde durch das Auftreten Michel Blavets (1700—1768) in den Pariser
Concerts spirituels ab 1726 die Flöte auch als Soloinstrument im Konzert etabliert.
Bemerkenswert ist, dass sie von Anfang an in Kreisen des Adels geschätzt wurde. So
wird schon in der um 1720 entstandenen Bilderfolge Musikalisches Theatrum von
Johann Christoph Weigel der Flötist folgendermaßen charakterisiert:
Travers-Flaute.
Manch grasen Cavalier kan ich nach Wunsch ergötzen
wan Mars vor Blut Wuth bißweilen Friede gibt:
so kan denfreyen geist mein Schall in Ruhe setzen
ja fast bey jederman bin ich allzeit beliebt.
das zarte Frauen Volck pflegt selbsten mich zu ehren
und offt bey stiller Nacht mit Lüsten anzuhören.17
Nicht ohne Einfluss auf die Rezeption des Instruments in Deutschland blieb das
Flötenspiel des preußischen Kronprinzen und späteren Königs Friedrich II. Fried-
rich, ohnehin dem aus Frankreich wehenden Geist der Aufklärung zugetan, ver-
schrieb sich dem Instrument und geriet darüber in heftige Konflikte mit seinem
Vater, König Friedrich Wilhelm I. Dem Soldatenkönig missfiel die Haltung seines
Sohnes, zu der er ausdrücklich auch das Flötenspiel zählte, außerordentlich:
Was gilt es, wenn ich Dir recht Dein Herz kitzelte, wenn ich aus Paris einen maitre de
flute mit etlichen zwölf Pfeifen und Musique - Büchern, imgleichen eine ganze Bande
Komödianten und ein großes Orchester kommen ließe, wenn ich lauter Franzosen und
Französinnen [...] verschriebe [...]; so würde Dir dieses gewiß besser gefallen, als eine

14 Jacques Hotteterre, Principes de la flute traversiere ou flute d’allemagne, de la flute ä bec ou flute douce, et
du Haut-bois par le Sieur Hotteterre-LeRomain, Faksimile-Nachdruck [der Ausgabe Amsterdam
1728] mit deutscher Übertragung und einem Nachwort von Hans Joachim Hellwig (= Docu-
menta Musicologica, Erste Reihe, Druckschriften-Faksimiles XXXIV), Kassel [u. a.] 1982.
15 Ebd., „Preface“ o. S.
16 Joachim Christoph Nemeitz, Sejour de Paris, Leyden 1727, zitiert nach: Carla Christine Bauer,
Michel Blavets Flötenmusik: Eine Studie zur Entwicklung der französischen Instrumentalmusik im 18.
Jahrhndert (= Hochschulsammlung Philosophie/Musikwissenschaft 2), Freiburg 1981, S. 20, Fn 27.
17 Johann Christoph Weigel, Musicalisches Theatrum, hg. von Alfred Berner, Nachdr. der Ausg.
Nürnberg (= Documenta musicologica, Erste Reihe, Druckschriften-Faksimiles XXII), Kassel [u.a.]
1961, Blatt 11.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften