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Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2010 — 2011

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I. Das Geschäftsjahr 2010
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Mitarbeitervortragsreihe "Wir forschen. Für Sie"
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Thomsen-Fürst, Rüdiger: „ . . . unsere wonneduftende Flöte. . .“: Überlegungen zur Kammermusik mit Flöte am Hofe Carl Theodors in Mannheim
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https://doi.org/10.11588/diglit.55658#0160
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176 | VERANSTALTUNGEN

Kompanie Grenardiers; [...] aber ein petit maitre, ein Französechen, ein bon-mot, ein
Musiquechen und Komödiantechen, das scheinet was Nobleres, das ist was Königliches
das ist digne d’un Princed8
... spottete der Vater am 28. August 1731 in einem Brief an den Sohn. Reinecke
bemerkt in seinem bereits zitierten Aufsatz dazu:
Im Hintergrund aber — und auch hintergründig, jedenfalls hinter dem Rücken des Vaters
— war Friedrich schon in jene zweite Welt eingetaucht, in die der Aufklärung. Sie ziel-
te [...] auf die Zuwendung zu dem, was man für die Natur hielt. Unter den vielen
Symbolen dieser Hinwendung befanden sich auch solche, die zum Erklingen gebracht
wurden: die Traversflöte oder auch die Musette du cour. Sie färbten den klingenden Hin-
tergrund der Atmosphäre dieses Aufbruchs,18 19
Bereits zu dieser Zeit — also noch vor seinem Regierungsantritt als König von
Preußen — verschaffte sich Friedrich einen Ruf als ausgezeichneter Musiker und
Flötist. So würdigt ihn Johann Philipp Eisei in seinem 1738 erschienenen Musicus
autodidaktos in dem Artikel über die Traversflöte:
Dieses belobte Instrument hat wegen seines Insinuanten [sanften] Thönes sowohl
in Frankreich als Deutschland viele hohe und vornehme Liebhabers gefunden, welche s
olches vortrefflich excoliret, inmassen vielen nicht unbekannt seyn wird, daß Ihro König-
liche Hoheit, der Cron-Printz in Preussen es auf diesen Instrument so hoch gebracht,
daß Sie viele Virtuosen darinnen übertreffen.20 21
Auch wenn die Auseinandersetzung der Komponisten mit dem Instrument nach
1740 zunächst nachließ, erfreute sich die Traversflöte gerade in Deutschland und
gerade bei Dilettanten weiter großer Beliebtheit. Unter diesen ist die große Zahl
regierender Fürsten besonders auffällig. Im Musikalischen Almanach auf das fahr 1782
wurde eine Statistik der musizierenden Regenten veröffentlicht:
Unvollständiges Verzeichniß nur der uns bekannten musikalischen Erdengötter
Der Kaiser, spielt das Clavier und das Violoncello.
Die Königin von England, das Clavier, Ihr Lieblingskomponist ist Abel.
Ihr Genial und der König von Preussen die Flöte.
Der Churfürst von Pfalz=Bayern, das Clavier und die Flöte, aber mit ausserordentlicher
Schüchternheit.
[-]
Der Marggraf von Baden, hat ehmals die Flöte,
Der Marggraf von Brandenburg das Violoncello gespielt.2'
18 Brief vom 28. August 1731, zitiert nach: Horst Richter, „ >Ich bin Komponist. Friedrich II. von
Preußen in seinen musikalisch-schöpferischen Kronprinzenjahren in Ruppm und Rheinsberg,
in: Ulrike Liedtke (Hg.), Die Rheinsberger Hofkapelle von Friedrich II. Musiker auf dem Weg zum Ber-
liner >Capell-Bedienten <, Rheinsberg 1995, S. 11—50, hier: S. 17.
19 Reinecke, „Mutmaßungen über das Flötenspiel Friedrichs des Großen«, S. 398—399.
211 Johann Philipp Eisei, Musicus autodidaktos oder der sich selbt informirende Musicus, Nachdruck der
Ausgabe Erfurt 1738, Leipzig 1976, S. 86—87.
21 Musikalischer Almanach auf das Jahr 1782, Alethinopel [Berlin], o. S.
 
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