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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2010 — 2011

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II. Die Forschungsvorhaben
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Tätigkeitsberichte
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17. Felsbilder und Inschriften am Karakorum-Highway
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https://doi.org/10.11588/diglit.55658#0291
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Felsbilder und Inschriften am Karakorum Highway | 307

gen zeigen neben zwei Bauwerken 15 teilweise mit Punkten gefüllte Scheiben, die
in ihrer Gestaltung von den als Sonnensymbolen gedeuteten Bildern im Indus-Tal
abweichen. Eine anthropomorphe Figur ist in eine Scheibe gesetzt. Je eine Gravur
zeigt eine weitere anthropomorphe Figur, einen Vogel und eine Schlange.
Die aus etwa 10 Steinen bestehende kleine Felsbildstation von Hos Das, die
gegenüber der von Bunji auf die östliche Talseite führende Brücke nahe des Ausgangs
der Astor-Schlucht liegt, ergab vor allem Zeichnungen von stilisierten Steinböcken,
Jägern, Kriegern und Reitern sowie dekorierten Scheiben, die eine nachbuddhisti-
sche Provenienz ergeben. Auffallend ist ein Strichmännchen mit dem als Sonnen-
scheibe dargestellten Kopf. Eine Dokumentation der kleinen Fundstelle ist für 2011
vorgesehen.
II. Felsbildstationen im Yasin
Die reichen archäologischen Denkmäler in den Seitentälern des Gilgit, von Ghizer
undYasin waren seit 1986 von der ,Pak-German Study Group’ unter K. Jettmar und
von U. Halber zum ersten Mal erkundet und seit 1991 von einer Forschergruppe der
Sophia University Kamakura unter der Leitung von Haruko Tsuchiya besucht wor-
den, ohne daß eine systematische Dokumentation der Megalithgräber und Felsbild-
ansammlungen vorgenommen wurde. Von der Heidelberger Forschergruppe wurde
das Gilgit-Tal seit 1997 in das Untersuchungsprogramm einbezogen, zunächst mit
einer Nachgrabung in der Nekropole von Daeen bei Chatorkhand und 2003 mit der
topographischen Aufnahme der prähistorischen Siedlung und des monumentalen
Rundgrabes von Seleharan, die auf einer durch den Zusammenfluß von Ghizer und
Yasin in den Gilgit-Fluß gebildeten Landzunge liegen. Begonnen wurde mit der
systematischen Kartierung der umfangreichsten Felsbildansammlung von Murkah,
die von Seleharan 25 km entfernt auf der linken Seite des Yasin zwischen den Dör-
fern Murkah und Noh lokalisiert wurde. Auf 87 Steinen in dem bizarr aufgetürm-
ten Felsenmeer wurden bisher 817 Felsbilder erfaßt. Sie zeigen in der Mehrzahl
bewegte Tierfiguren, die zumeist in Rechtsorientierung aufgereiht sind und die
großen steinernen Bildplatten füllen. Die Tierreihen können auch um einen großen
Markhor oder Steinbock angeordnet sein. Häufig sind auch Jagdszenen, die den von
einem Hund begleiteten, mit Bogen und Steinschleuder ausgerüsteten Jäger vor
Markhor und Steinböcken zeigen. Unter den Tierbildern erscheinen auch das Marco
Polo- bzw. Pamir-Schaf, Argali oder Altai-Wildschaf und den Goral, die von Raub-
tieren wie dem Schneeleoparden gejagt werden. Vereinzelt sind auch Buckelrind,
Yak, Moschus, Bär, Fuchs und häufiger Schlangen abgebildet. Auffallend sind die
Zeichnungen von Fabeltieren. Die lebendige Darstellung der meist in Bewegung
abgebildeten Tiere und die Anordnung in großen Szenen ähneln der Bildwelt zen-
tralasiatischer Felskunst. Sie unterscheiden sich in ihrem für das Yasin charakteristi-
schen Stil aber deutlich von den eher statischen Gravuren im unteren Teil des Obe-
ren Indus. Aufgrund der Patinierung und stilistischer Unterschiede lassen sich in der
Bildwelt drei Zeitstufen trennen, eine ältere prähistorische, die der epipaläolithischen
Stufe am Indus entspricht, eine in der Mehrzahl bronzezeitliche und eine kleinere
 
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