204 | TÄTIGKEITSBERICHTE
6. Altfranzösisches etymologisches Wörterbuch/
Dictionnaire etymologique de l’ancien francais (DEAF)
Die Forschungsstelle erarbeitet mit philologisch-historischen Prinzipien ein alpha-
betisch nach etymologischen Familien geordnetes, umfassendes Wörterbuch des
Altfranzösischen (Zeitraum 842 bis Mitte des 14. Jahrhunderts).
Mitglieder der Kommission:
die ordentlichen Mitglieder der Akademie Immo Appenzeller, Frank-Rutger Haus-
mann, Peter Koch, Wolfgang Raible (Vorsitzender); Dr. habil. Eva Buchi, Nancy
(seit März 2012); Prof. Dr. Jean-Pierre Chambon, Sorbonne; Prof. Dr. Jean-Paul
Chauveau, Nancy; Prof. Dr. Thomas T. Field, Baltimore; Prof. Dr. Martin-Dietrich
Gießgen, Zürich; Prof. Dr. Dr. h. c. Gerold Hilty, Zürich; Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Max
Pfister, Saarbrücken; Dr. habil. Gilles Roques, Nancy; Prof. Dr. Maria Selig, Regens-
burg (seit März 2012); Prof. Dr. Achim Stein, Stuttgart; Prof. Dr. Dr. h.c. Wolf-
Dieter Stempel (bis Februar 2012); Prof. Dr. Lothar Wolf, Augsburg (J 15. Juni 2012)
Leiter der Forschungsstelle und Redaktor: PD Dr. Thomas Städtler
Redaktion:
Dr. Stephen Dörr, Dr. des. Marc Kiwitt, Lisa Sumski (50%), Dr. Sabine Tittel (75%)
Im Berichtsjahr ist Faszikel F1 (f— faudestuel') erschienen, mit 136 Artikeln, die ins-
gesamt 297 Wörter behandeln. Beachtlich ist einmal mehr die Fülle an lexikogra-
phischem Zugewinn, handle es sich dabei um neue Bedeutungen, neue Datierungen
oder bislang noch nicht erfasste Wörter, durch deren Kenntnis ein besseres Verständ-
nis historischer Texte ermöglicht wird. Einige ausgewählte Beispiele mögen dies
verdeutlichen. In den Falknerei-Traktaten Moamin und Ghatrif findet sich das Verb
afastir „verabscheuen“, das erst in modernen Dialekten belegt zu sein schien. -
Gautier le Leu (= NoomenFabl n° 106,101) verwendet die adverbiale Wendung en
fable „im Scherz“, die verbale Wendung tenir longue fable „ausschweifend reden“ fin-
den wir im Rosenroman. — Eine neue Ableitung zu fahler ist *fablot, belegt in der
Graphie flabot, „erfundene Geschichte“. — Eine Klärung der Bedeutung und Etymo-
logie von facche „Türkentaube“ konnte vorgeschlagen werden, über das Mittellatei-
nische aus arabisch FAXITA mit der nämlichen Bedeutung. — Das Adjektiv facet
„anmutig, gefällig“ ist nach Angabe des Wörterbuchs von Godefroy seit dem Beginn
des 14. Jahrhunderts belegt. Bei diesem Eintrag in Godefroy sind die Angaben aus
zwei verschiedenen Artikeln aus dem Wörterbuch von Lacurne durcheinander gera-
ten: Die angegebene Quelle, eine altfranzösische Liederhandschrift, enthält das
Wort nicht, der zitierte Kontext stammt aus einer französischen Übersetzung von
Sebastian Brants Narrenschiff von 1530. Facet wurde also erst zu Beginn des 16. Jahr-
hunderts ins Französische entlehnt. — Unter faille „Fackel“ wird für einen Beleg aus
dem Ovide moralise im Wörterbuch von Tobler und Lommatzsch die Bedeutung
„Funke“ angesetzt, welche im einschlägigen Artikel des Dictionnaire du Moyen
Fran^ais (DMF) wieder aufgegriffen wird. Sie wird dadurch nicht richtiger und ist
6. Altfranzösisches etymologisches Wörterbuch/
Dictionnaire etymologique de l’ancien francais (DEAF)
Die Forschungsstelle erarbeitet mit philologisch-historischen Prinzipien ein alpha-
betisch nach etymologischen Familien geordnetes, umfassendes Wörterbuch des
Altfranzösischen (Zeitraum 842 bis Mitte des 14. Jahrhunderts).
Mitglieder der Kommission:
die ordentlichen Mitglieder der Akademie Immo Appenzeller, Frank-Rutger Haus-
mann, Peter Koch, Wolfgang Raible (Vorsitzender); Dr. habil. Eva Buchi, Nancy
(seit März 2012); Prof. Dr. Jean-Pierre Chambon, Sorbonne; Prof. Dr. Jean-Paul
Chauveau, Nancy; Prof. Dr. Thomas T. Field, Baltimore; Prof. Dr. Martin-Dietrich
Gießgen, Zürich; Prof. Dr. Dr. h. c. Gerold Hilty, Zürich; Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Max
Pfister, Saarbrücken; Dr. habil. Gilles Roques, Nancy; Prof. Dr. Maria Selig, Regens-
burg (seit März 2012); Prof. Dr. Achim Stein, Stuttgart; Prof. Dr. Dr. h.c. Wolf-
Dieter Stempel (bis Februar 2012); Prof. Dr. Lothar Wolf, Augsburg (J 15. Juni 2012)
Leiter der Forschungsstelle und Redaktor: PD Dr. Thomas Städtler
Redaktion:
Dr. Stephen Dörr, Dr. des. Marc Kiwitt, Lisa Sumski (50%), Dr. Sabine Tittel (75%)
Im Berichtsjahr ist Faszikel F1 (f— faudestuel') erschienen, mit 136 Artikeln, die ins-
gesamt 297 Wörter behandeln. Beachtlich ist einmal mehr die Fülle an lexikogra-
phischem Zugewinn, handle es sich dabei um neue Bedeutungen, neue Datierungen
oder bislang noch nicht erfasste Wörter, durch deren Kenntnis ein besseres Verständ-
nis historischer Texte ermöglicht wird. Einige ausgewählte Beispiele mögen dies
verdeutlichen. In den Falknerei-Traktaten Moamin und Ghatrif findet sich das Verb
afastir „verabscheuen“, das erst in modernen Dialekten belegt zu sein schien. -
Gautier le Leu (= NoomenFabl n° 106,101) verwendet die adverbiale Wendung en
fable „im Scherz“, die verbale Wendung tenir longue fable „ausschweifend reden“ fin-
den wir im Rosenroman. — Eine neue Ableitung zu fahler ist *fablot, belegt in der
Graphie flabot, „erfundene Geschichte“. — Eine Klärung der Bedeutung und Etymo-
logie von facche „Türkentaube“ konnte vorgeschlagen werden, über das Mittellatei-
nische aus arabisch FAXITA mit der nämlichen Bedeutung. — Das Adjektiv facet
„anmutig, gefällig“ ist nach Angabe des Wörterbuchs von Godefroy seit dem Beginn
des 14. Jahrhunderts belegt. Bei diesem Eintrag in Godefroy sind die Angaben aus
zwei verschiedenen Artikeln aus dem Wörterbuch von Lacurne durcheinander gera-
ten: Die angegebene Quelle, eine altfranzösische Liederhandschrift, enthält das
Wort nicht, der zitierte Kontext stammt aus einer französischen Übersetzung von
Sebastian Brants Narrenschiff von 1530. Facet wurde also erst zu Beginn des 16. Jahr-
hunderts ins Französische entlehnt. — Unter faille „Fackel“ wird für einen Beleg aus
dem Ovide moralise im Wörterbuch von Tobler und Lommatzsch die Bedeutung
„Funke“ angesetzt, welche im einschlägigen Artikel des Dictionnaire du Moyen
Fran^ais (DMF) wieder aufgegriffen wird. Sie wird dadurch nicht richtiger und ist