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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2012 — 2013

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I. Das Geschäftsjahr 2012
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https://doi.org/10.11588/diglit.55656#0186
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Altfranzösisches etymologisches Wörterbuch

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zu streichen. Auch hier liegt die Bedeutung „Fackel“ vor. — Neu aufgenommen
wurde das adjektivisch verwendete faissele „mit Farbstreifen verziert“, das nur in
Bibelglossaren belegt ist. — Nicht verzeichnet waren bislang der Rechtsterminus fami-
liance „Vaterrecht“, der sich in den Etablissements von Ludwig dem Heiligen findet,
sowie das der gleichen Wortfamilie zuzuordnende Adjektiv familleus „zur Hausge-
meinschaft gehörig“; es ist allerdings lediglich in einem kleinen Glossar belegt, seine
Vitalität muss von daher zweifelhaft bleiben. — Erstmalig verzeichnet wurde das Sub-
stantiv famolain „Hungerleider“, nur in einer der vier Handschriften des Courtois
d’Arras belegt, dort aber zweifelsohne eine der besseren Lesarten. — Eine Lehnwort
aus dem Arabischen ist in den historischen Wörterbüchern des Französischen nicht
belegtes farais „Hausangestellter“. Dies lässt erkennen, dass es im Frankreich des
beginnenden 14. Jahrhunderts eine gewisse Detailkenntnis arabischer Bedingungen
gab. — Afr. farise „Stute“ wurde über das mittelgriechische cpciQlT^Ol aus dem arabi-
schen faras entlehnt. — Eine Vordatierung von über hundert Jahren ergab sich für den
Rechtsterminus per fas et nephas „mit allen legalen und illegalen Mitteln“. — Neu in
die Lexikographie konnte der astronomische Fachterminus phardar aufgenommen
werden, der eine Zeitspanne von 75 Jahren bezeichnet, die in neun Planetenphasen
unterteilt ist, und der über das Hebräische aus dem arabischen fardär ins Französische
entlehnt wurde.
Auch eine Reihe sogenannter Phantom-Wörter wurde aufgespürt, Wörter, die
erst durch eine falsche Lesart oder durch eine Fehlinterpretation Eingang in die
Lexikographie gefunden haben. Ein *facetel „Spott“, das der einzige altfranzösische
Vertreter der lateinischen Familie von facetus „fein, nett“ sein soll, ist verlesen für
facetei, lothringische Variante von faussete „Falschheit“. — Godefroy gibt in seinem
Wörterbuch ein feminines Adjektiv faille mit der Bedeutung „falsch ?“ Im einzigen
Beleg steht ou faille ou fiere, eine Variante zu der adverbialen Wendung (ou) fiere ou
faille „auf alle Fälle, unter allen Umständen“, die zur Familie von falir gehört. — Das
Wort faini, von Godefroy als feminines Adjektiv mit der Bedeutung „schwach,
niedergeschlagen“ aus einer einzigen Belegstelle aufgenommen, ist in Wirklichkeit
Partizip Perfekt von faisnier „verzaubern“. — Ein ansonsten nicht belegtes fakiel mit
der Bedeutung „Schachtel“, ebenfalls in Godefroy, ist verlesen für sakiel „kleiner
Sack“. — Das ebenfalls nur einmal belegte filmet ist nicht altfranzösisch, sondern Vari-
ante zu mittelenglisch falwe „Brache“, das in einer Glosse lateinisch novalia übersetzt.
— Ein altenglisches fearh „Ferkel“ wurde bislang als Etymon für zwei Belege von
farrin und ferin mit der gleichen Bedeutung angesetzt, die sich bei näherer Unter-
suchung als Varianten von ferain „Wildbret“ und farine „Mehl“ erwiesen. Die ent-
sprechenden Einträge in den Wörterbüchern sind zu streichen.
Die Redaktion hat das Faszikel F2 (faudestuel —fistule) in einem ersten Durch-
gang nahezu abgeschlossen, die Korrekturlektüren und die Überarbeitungen laufen.
Noch immer ungeklärt ist die Frage, mit welcher Verzögerung im Vergleich
zum gedruckten Faszikel die <w-/me-Publikation des DEAF electronique ins Netz
gestellt werden kann. Die Verhandlungen mit dem Verlag sind diesbezüglich noch
nicht abgeschlossen. Parallel zur Redaktion schreitet auch die on-Zme-Publikation des
DEAFpre voran. Nach den Artikeln des Buchstaben M im Vorjahr wurden nun die
 
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