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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2013 — 2014

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I. Das akademische Jahr 2013
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Wissenschaftliche Sitzungen
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Sitzung der Phil.-hist. Klasse am 26.April 2013
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Conard, Nicholas John: Entstanden figürliche Kunst und Musik in Baden-Württemberg?
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.55655#0057
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SITZUNGEN

auf der Schwäbischen Alb formuliert (Conard und Bolus 2003). Diese Hypothesen
postulieren, dass eine Kombination aus Klimastress, Konkurrenz zwischen Neander-
talern und modernen Menschen und eigenständigen kulturellen Innovationen der
modernen Menschen zahlreiche praktische und symbolische Entwicklungen des
Aurignacien erklären kann. Spannenderweise sind symbolische Artefakte und die
häufige Herstellung einer großen Vielfalt organischer Artefakte vom Beginn des
Aurignacien an gut dokumentiert. Man sieht dies am deutlichsten in der intensiven
Elfenbeinbearbeitung in den unteren Aurignacien-Schichten im Hohle Fels und im
Geißenklösterle. Am Hohle Fels wurden die älteste figürliche Darstellung in Form
einer Frauenstatuette (Abb. 2) sowie die ältesten Musikinstrumente in Form von
Flöten aus Vogelknochen und Mammutelfenbein (Abb. 3) entdeckt (Conard 2009a;
Conard u.a. 2009). Diese Funde datieren um etwa 40.000 Jahre vor heute, und die
zahlreichen Belege für Elfenbeinbearbeitung aus dem unteren Aurignacien am
Geißenklösterle sind vielleicht sogar noch etwas älter. Allerdings wurden aus dieser
Schicht bislang nur Schmuckstücke aus Elfenbein und Produktionsabfall geborgen
(Hahn 1988; Bolus 2003; Conard u.a. 2003).
Diese Beobachtung widerspricht den Erwartungen der strikten Out of Africa-
Hypothese, die postuliert, dass die moderne Anatomie sowie alle wesentlichen kul-
turellen Innovationen, die die kulturelle Modernität charakterisieren, allein aus Afrika
stammen und die Expansion unserer Art Homo sapiens aus Afrika auf Kosten der
archaischen Hominiden ermöglichten.
Wie sicher sind die Daten aus den Höhlen der Schwäbischen Alb? Es handelt
sich hier nicht um fragliche oder umstrittene Annahmen, sondern um klare und
sichere Beobachtungen. Heute sind etwa 50 Elfenbeinfiguren aus den vier erwähn-
ten Höhlen der Schwäbischen Alb bekannt. Die meisten dieser Kleinkunstwerke sind
Darstellungen von Tieren. Insbesondere Löwen und Mammute (Abb. 4) werden
häufig abgebildet, aber auch Pferde (Abb. 5), Wisente, Bären sowie Fische undVögel


Abb. 4: Mammutskulptur aus Elfenbein (Länge ca.
3,7 cm), gefunden bei Ausgrabungen im Abraum
der Grabungen Gustav Rieks im Vogelherd.
Foto: H. Jensen, © Universität Tübingen.


Abb. 5: Pferdeskulptur aus Mammutelfenbein
(Länge ca. 4,8 cm), gefunden 1931 von
Gustav Riek im Vogelherd.
Foto: H. Jensen, © Universität Tübingen.
 
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