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Sellner, Harald [VerfasserIn]; Eberhard Karls Universität Tübingen [Grad-verleihende Institution] [Hrsg.]
Klöster zwischen Krise und correctio: monastische "Reformen" im Hochmittelalterlichen Flandern — Klöster als Innovationslabore, Band 3: Tübingen, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.48960#0243
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239

3. Veränderungen im Innern
3.1. Die Wiederherstellung des gemeinschaftlichen Lebens
Über den Neuanfang in Marchiennes schweigt Galberts Patrocinium nahezu voll-
ständig.1001 Fest stehen dürfte aber, dass Abt Amand, der wie Andreas zu berichten
weiß, von einigen nach Marchiennes zurückgekehrten Brüdern gewählt worden
war, zunächst dafür zu sorgen hatte, die kleine Gemeinschaft zu vergrößern und die
notwendigen Rahmenbedingungen eines gemeinschaftlichen Lebens zu schaffen.
Zentral war dabei zunächst die Wiederherstellung der Gebäude.
Aus Galberts Werken erfährt man immer wieder am Rande, dass unter Abt
Amand größere Bauarbeiten am Kloster vorgenommen worden waren. So wird in
einem Kapitel der Miracula Sanctae Rictrudis darauf hingewiesen, dass die Mön-
che, die zum Teil wohl selbst an den Bauarbeiten beteiligt gewesen waren, freiwillig
auf neue Kleidung verzichteten, um die Renovierung des Dormitoriums zu finan-
zieren.1002 Aber auch an anderen Gebäuden wurden demnach bauliche Veränderun-
gen vorgenommen.1003
Etwas ausführlicher berichtet Andreas von Marchiennes über die schwierigen
Anfänge der kleinen Gemeinschaft: So habe sich Bischof Lambert von Arras nach
Marchiennes begeben und die große Not erkannt, in der sich die Brüder und der
Abt befanden. Da es bereits an den nötigsten Dingen fehlte, hätten »Brüder aus
Anchin Becher, Handtücher und Schalen auf dessen Geheiß hin herbeigebracht.«

1001 Dass zu Lebzeiten eines Abtes über diesen nichts berichtet wird, ist nicht ungewöhnlich; vgl. dazu
Simon von Saint-Bertin, der erst nach dem Tod seines Lehrers Lambert über diesen berichtet, siehe
obenS. 192-206.
1002 Galbert, Miracula, I, c. 3, S. 129B: »Inter alias tarnen aedes sive officinas monasterii, domus requietionis
magis indigebat manu reparatoris artificis; ad quam Fratres, tarn post diurnam, quam post nocturnam,
tum in hyeme tum in aestate; synaxim, intendebant pausaturi. Igitur tarn Abbas, quam ille qui praeerat
vestibus, idem qui vulgari editione fertur Camerarius, consensu seu prece totius Congregationis, illic
vestium impensas contulerunt; malentes carere solita vestimentorum libratione, quam perfundi adeo
pluviarum, praesertim hiemalium infestissima collisione.« Zur Beteiligung der Mönche an den Arbeiten
vgl. ebd.: »[...] sed & quadam nova novi parietis insitione cum veteri ex utroque latere, manu coemen-
tariorum, duorum scilicet monachorum (alter quorum pater, alter filius) Ecclesiae fidelium altius excre-
scere. [...] Namque dum a frequentia vicinorum (quae convenerat illic, quisi ad diem festum, aut veluti
fere apes ad alvearium, ad classicum signorum auditum) desuper congeries aptaretur trabium, super
struem lignorum, in utraque crepidine parietum in modum scalarum compositorum; unus artificum in
summis stantium [...].«
1003 So am Kapitelsaal, (Galbert, Miracula, I, c. 3, S. 130 ), in der Krypta der Kirche (Galbert, Patrocinium,
c. 1,S. 141-142).
 
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