5
10
15
20
5. Edition und Übersetzung
185
das dritte Urteil, welches, da es nicht erkennbar ist, auch nicht erfasst werden
kann. Dennoch ist die Ausschließung der ersten zwei Urteile, das meint die
Rechtfertigung in der Gegenwart, gewissermaßen ein sicheres Anzeichen der
ewigen Vorherbestimmung, in der Gott uns seinem Sohn ähnlich werden sieht
(Rm 8.29), und der künftigen Verherrlichung, wenn wir in ihm und er in uns sein
wird, wenn er alles in allem sein wird (I Cor 15.28).
Daher spricht er an anderer Stelle ebenso furchtlos wie ehrlich: Ich bin gewiss,
sagt er, dass weder der Tod noch das Leben, weder vieles andere oder vielmehr
nahezu alles, was dort aufgezählt ist, mich von der Liebe Christi, die in Christus
Jesus ist, trennen kann (Rm 8.38-39). Und obwohl er auch so viel und so Großes
gesagt hatte, so schwieg er doch von einem: vom eigenen Willen, der nämlich
Ursache der Erlösung wie der Verdammnis ist3. Und beachte, auf welche Weise
der von Gott erfüllte Mann von seinem Gewissen als seinem Ruhm sprach (vgl.
II Cor 1.12), so als ob er es gänzlich verstand und sich in ihm; und trotzdem hatte
er gesagt, dass er nicht verstand, was er tat (vgl. Rm 7.15), weil er sein Gewissen
nicht zur Ehre brachte, sondern in Unwissenheit gefangen setzte (vgl. II Cor
1.12). Folglich versagte der forschende Apostel in der Prüfung (vgl. Ps 63.7) sei-
nes Gewissens; und während er glaubte, dass er, fremdes Urteil wie auch sein
eigenes beiseite drängend, auf den Grund gelangt sei, erreicht er eine andere
Tiefe, das Urteil Gottes nämlich, das er nicht durchdringen kann, so dass er,
heimgesucht und seines Irrtums überführt, ausruft: Dein Urteil ist nicht nur ein
Abgrund, sondern ein tiefer Abgrund (Ps 35.7).
a Ps.-Augustinus, Manuale, cap. 25, Sp. 962.
113 tanquam] tanquam suam Sois; tanquam per Fi.
114 et dixerit se] et tarnen dixerit se Ch; se dixerit Sois.
115 concaptivans] non captivans Mel.
116 Defecit] Deficit Ch.
117 igitur] ergo Brü.
118 suam] fehlt in Ch.
119 fundum] profundum Brü, Mel.
120 eins] fehlt in Av.
121 incurrit] incurrit in Rom.
122 Dei] Dei quod Mel, quod interlinear von Hand2 nachgetragen.
123 valens] in Mel von Hand2 interlinear zu valet korrigiert.
124 eructuet] eructet Rom.
125 ludicia ... multa] ludicia tua non modo abyssus sed abissus multa Brü; ludicia tua Domine non
modo abyssus sed et abyssus multa Ch; ludicia tua non solum abyssus sed abyssus multa Rom;
ludicia tua abyssus multa Soi.
10
15
20
5. Edition und Übersetzung
185
das dritte Urteil, welches, da es nicht erkennbar ist, auch nicht erfasst werden
kann. Dennoch ist die Ausschließung der ersten zwei Urteile, das meint die
Rechtfertigung in der Gegenwart, gewissermaßen ein sicheres Anzeichen der
ewigen Vorherbestimmung, in der Gott uns seinem Sohn ähnlich werden sieht
(Rm 8.29), und der künftigen Verherrlichung, wenn wir in ihm und er in uns sein
wird, wenn er alles in allem sein wird (I Cor 15.28).
Daher spricht er an anderer Stelle ebenso furchtlos wie ehrlich: Ich bin gewiss,
sagt er, dass weder der Tod noch das Leben, weder vieles andere oder vielmehr
nahezu alles, was dort aufgezählt ist, mich von der Liebe Christi, die in Christus
Jesus ist, trennen kann (Rm 8.38-39). Und obwohl er auch so viel und so Großes
gesagt hatte, so schwieg er doch von einem: vom eigenen Willen, der nämlich
Ursache der Erlösung wie der Verdammnis ist3. Und beachte, auf welche Weise
der von Gott erfüllte Mann von seinem Gewissen als seinem Ruhm sprach (vgl.
II Cor 1.12), so als ob er es gänzlich verstand und sich in ihm; und trotzdem hatte
er gesagt, dass er nicht verstand, was er tat (vgl. Rm 7.15), weil er sein Gewissen
nicht zur Ehre brachte, sondern in Unwissenheit gefangen setzte (vgl. II Cor
1.12). Folglich versagte der forschende Apostel in der Prüfung (vgl. Ps 63.7) sei-
nes Gewissens; und während er glaubte, dass er, fremdes Urteil wie auch sein
eigenes beiseite drängend, auf den Grund gelangt sei, erreicht er eine andere
Tiefe, das Urteil Gottes nämlich, das er nicht durchdringen kann, so dass er,
heimgesucht und seines Irrtums überführt, ausruft: Dein Urteil ist nicht nur ein
Abgrund, sondern ein tiefer Abgrund (Ps 35.7).
a Ps.-Augustinus, Manuale, cap. 25, Sp. 962.
113 tanquam] tanquam suam Sois; tanquam per Fi.
114 et dixerit se] et tarnen dixerit se Ch; se dixerit Sois.
115 concaptivans] non captivans Mel.
116 Defecit] Deficit Ch.
117 igitur] ergo Brü.
118 suam] fehlt in Ch.
119 fundum] profundum Brü, Mel.
120 eins] fehlt in Av.
121 incurrit] incurrit in Rom.
122 Dei] Dei quod Mel, quod interlinear von Hand2 nachgetragen.
123 valens] in Mel von Hand2 interlinear zu valet korrigiert.
124 eructuet] eructet Rom.
125 ludicia ... multa] ludicia tua non modo abyssus sed abissus multa Brü; ludicia tua Domine non
modo abyssus sed et abyssus multa Ch; ludicia tua non solum abyssus sed abyssus multa Rom;
ludicia tua abyssus multa Soi.