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Breitenstein, Mirko
Vier Arten des Gewissens: Spuren eines Ordnungsschemas vom Mittelalter bis in die Moderne : mit Edition des Traktats De quattuor modis conscientiarum — Klöster als Innovationslabore, Band 4: Regensburg: Schnell + Steiner, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.49623#0316
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6.2 Bearbeitungen, Zitate und Paraphrasen

315

darauf verweisen, dass die betreffende Passage nicht allein im Liber posterior de
conscientia enthalten war, sondern ebenso auch im Traktat Vom inneren Haus™
Francis Whiddon: A Golden Topaz, or Heart-Jewel
Eines der bemerkenswertesten Zeugnisse für die Präsenz des Motivs vom vierfa-
chen Gewissen ist der Goldene Topas des puritanischen Geistlichen Francis
Whiddon (f 1657). Über den Verfasser ist kaum etwas bekannt; Whiddon, der
einer alteingesessenen Familie der Grafschaft Devon entstammte, hatte in Ox-
ford studiert,380 381 382 war Mitglied der Westminster Assembly™ und versah lange Jahre
das Amt des Seelsorgers in Morton-Hampsted. Der Golden Topaze, or, Heart-
jewell. Namely, A Conscience purified and pacified by the the Blood and Spirit of
Christ ist Whiddons einziges im Druck erschienenes Werk. Er hatte es kurz vor
seinem Tode als Vermächtnis an seine Gemeinde verfasst, der er die Schrift auch
widmete,383 und hier noch einmal das festgehalten, was seiner Ansicht nach wich-
tigster Gegenstand schon seines Predigens war: die Sorge um das Gewissen.384
Die titelgebende Identifikation des Gewissens als Edelstein bezieht sich nicht
zuletzt auf die allegorische Deutung des in 1er 20.5 erwähnten Schatzes als Ge-
wissen, wie sie in De interiori domo oder auch bei Bernardino da Siena begeg-
net, und war auch in der englischen Gewissensliteratur der Zeit nicht unüblich.385
Die 50er Jahre des 17. Jahrhunderts waren für England eine Zeit fundamen-
taler Umbrüche; nach dem Ende des Bürgerkriegs brachte die Herrschaft Oliver
Cromwells (f 1658) nicht die ersehnte Beruhigung der durch machtpolitische
ebenso wie religiöse Auseinandersetzungen aufgewühlten Lage. Im Gegenteil:
die Auswirkungen der Cromwellschen Politik im Inneren mußten ebenso wie
außenpolitische Konflikte mit Spanien und den Niederlanden das Gefühl her-
vorrufen, am Ende der Zeiten zu leben.
380 Dabei geht es um das liber conscientie, ebd., Üb. I, cap. 7, S. 17 a-b; um die Attribuierungen der
conscientia als titulus religionis etc.: ebd., Üb. II, cap. 11, S. 190 a-b.; um die signa predestinatio-
nis der guten conscientia'. ebd., Üb. II, cap. 15, S. 214 b; und darum, dass keine Strafe schlimmer
sei als eine mala conscientia'. ebd., Üb. II, cap. 19, S. 233 b.
381 The Bodleian Library account book, 1613-1646, S. 44f., Anm. 6.
382 Hetherington, History of the Westminster Assembly, S. 105.
383 „[...] when I am gone from you, this pretious Jewell which now I present unto you, will then
be found still to abide within you, and if at any time through carelesnesse, this Jewell of a good
Conscience with in you, shall gather Dust and lose it’s lustre.“ Fr. Whiddon, A Golden Topaz,
The Epistle Dedicatory, [S. 3].
384 Im Widmungsbrief an seine Gemeinde schreibt Whiddon: „You may consider it [sc. das
Gewissen] as an Object both to your eare and eye, your eare hath heard it preached [...].“ Ebd.,
IS. 2].
385 Vgl. zur Tradition die Nachweise oben S. 266, Anm. 154. Ein weiteres Werk ist bspw. The
Christians lewell des William Worships.
 
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