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Breitenstein, Mirko
Vier Arten des Gewissens: Spuren eines Ordnungsschemas vom Mittelalter bis in die Moderne : mit Edition des Traktats De quattuor modis conscientiarum — Klöster als Innovationslabore, Band 4: Regensburg: Schnell + Steiner, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.49623#0317
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316

6. Rezeptionen und Wirkungen

Mit eben diesem Befund eröffnete auch Francis Whiddon seine Gewissens-
schrift: Die Welt sei aus den Fugen geraten, die Gewissen der Menschen krank,
sterbend oder gar schon tot, weshalb es höchste Zeit wäre, eben die Gewissen
neu zu beleben.386 Der Goldene Topas ist dabei mehr als eine bloße Erbauungs-
schrift. Whiddon gibt zunächst eine ausführliche Klärung des Begriffs im All-
gemeinen, er schreibt über die Lokalisierung des Gewissens im Menschen und
erläutert dessen Funktionen;387 ausgehend hiervon kann er feststellen, dass je-
der Mensch ein Gewissen hat.388 Zwar würde oft gesagt, dass dieser oder jener
kein Gewissen habe, aber hiermit wäre eher ein Fehlen des guten Gewissens
gemeint; einem Menschen das Gewissen abzusprechen hieße, ihm die Ver-
nunft, ja sogar die Seele abzusprechen.389 Dies wäre jedoch gänzlich unange-
messen, da Gott den Menschen ja sowohl vernünftig als auch beseelt geschaf-
fen habe. Sein Zeit- und Glaubensgenosse Samuel Annesley betonte hierzu
- in Übereinstimmung mit dem, was auch im Traktat Über die vier Arten der
Gewissen zu lesen war -, dass gewohnheitsmäßiges Sündigen, das Bewußtsein
für die Sünde auslösche.390
Generell könne man, so Whiddon weiter, zwei Arten des Gewissens unter-
scheiden: das gute und das schlechte. Jede von beiden sei wiederum im Hinblick
auf Ruhe oder Unruhe zu betrachten. Bevor er sich jedoch dieser Differenzie-
rung ausführlicher widmete, bestimmte Whiddon zunächst den Gegenstand des
guten Gewissens, um dann die bereits geklärte Frage, ob denn auch ein nicht
gutes Gewissen unruhig sein könne, erneut zu beantworten - diesmal mit dem
Hinweis darauf, dass es eigentlich vier Arten des Gewissens seien, die man unter-
scheiden müsse.391

386 ..] in these dayes of ours, these last and worst dayes, if we ponder the wayes and workes, the
opinions and practises of the most, we have just cause to complaine, that Conscience is not
onley sick and dying, but dead and buried in the grave of habituall sin [...] It’s high time, there-
fore [...] to roll away the stone, and to raise up our dead friend Conscience [..Fr. Whiddon,
A Golden Topaz, S. lf.
387 Ebd., S. 5-10.
388 „There is in every man a power or faculty called Conscience.“ Ebd., S. 10.
389 „It is an usuall saying indeed amongst men here, when they meet with such as are very hard in
their dealings, or very vitious in living, to say this man hath no Conscience. But you must wi-
derstand their meaning, when they say he hath no conscience: they meane no good conscience.
[...] Deny man conscience, you deny him reason [...] deny him Conscience, you deny him a
Soule Ebd., S. 12f.
390 „Custom of sinning, takes away conscience of sinning.“ S. Annesley, The Morning-Exercise,
Sermo I,S- H-
391 „We must now distinguish conscience into two species, namely, good and evill. [...] This good
conscience is sometimes quiet, sometimes unquiet. An evill Conscience [...] is likewise peaceable
or turbulent. [...] Whether a man may not have a good conscience, yet the same to be very
 
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