6.2 Bearbeitungen, Zitate und Paraphrasen
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Diese vier Arten beschrieb er im Folgenden näher, wobei er mit dem guten
und ruhigen Gewissen begann: Es sei gereinigt und beruhigt und ruhe im süßen
Gefühl der Wohltaten Gottes in Christus. Die Gewissheit dieser Süße rühre, so
Whiddon, aus dem Gottvertrauen des Gewissens.392 Wenn sein Herz jedoch
ebenso voll Sünde sei, wie die Hölle voll mit Finsternis, und der Mensch sich
Gottes Zorns bewußt wäre, dann sei das Gewissen weder gut noch ruhig.393 Ein
ruhiges, aber nicht gutes Gewissen wiederum hätten oftmals die besten Männer:
Sie würden sich rühmen, nie ein böses Wort von ihrem Gewissen gehört zu
haben; weder würde es sie schrecken noch quälen.394 Kinder Gottes könne man
hingegen diejenigen nennen, die ein gutes aber unruhiges Gewissen hätten; von
ihnen gebe es viele Beispiele: Sie alle verfügten zwar über das Gewissen des Apos-
tels Paulus, nicht aber über dessen Zuversicht.395
Francis Whiddon nutzt den Rahmen des Viererschemas, aber auch er füllt ihn
mit neuen und eigenen Inhalten. Woher er es kannte, bleibt unklar, da Referenzan-
gaben zu Quellen fehlen, doch wird man eher an die Werke anderer puritanisch
orientierter Geistlicher denken müssen als an die Bernhard von Clairvaux
zugeschriebenen. Mit seinem Goldenen Topas erweist sich Whiddon als Ver-
treter eines presbyterianisch-gemeindefokussierten Kirchenverständnisses. Ge-
meinde und Seelsorger stehen in einem wechselseitigen Abhängigkeits- wie auch
Verantwortungsverhältnis. Es kann also wenig überraschen, dass Whiddon sei-
nen Lesern das Gewissen nicht allein als zentrale heilsmedial wirksame Instanz
im Menschen präsentiert, sondern ihnen auch umfangreiche Ratschläge zur
Gewissenspflege mit auf den Weg gibt.
Besonders bemerkenswert sind dabei die von ihm genannten Indikatoren, mit
deren Hilfe jeder für sich prüfen könne und solle, ob er denn ein gutes Gewissen
hat: Wer nämlich ein solches besitze, der könne von sich sagen, dass er all sein Tun
nur um des Gewissens willen getan, alles Leiden nur für das Gewissen ertragen
hätte; ein solcher sei kühn für Gott, würde seinen gewissenhaften Lehrmeister lie-
ben und wäre in allen Dingen gehorsam. Jeder könne somit selbst feststellen, wie es
unquiet and much troubled? Answer: You must know that there is a 4 fold Conscience.“
Fr. Whiddon, A Golden Topaz, S. 30, 34.
392 „Good and quiet. Purifyed and pacifyed, which rests in a sweet feeling of the mercies of God in
Christ. [...] This sweet peace of a good Conscience flowes from a certaine inexpressible assu-
rance, that we are the sons of God Ebd., S. 34f.
393 „Neither good nor quiet. When the heart is full of sin, as hell of darknesse, and lies under a
serious aprehension of Gods wrath Ebd., S. 35.
394 „Quiet but not good. This is common to the best of men, and they blesse themselves in it, that
they never had a bad word from conscience all their daies, it doth not trouble nor terrify them
Ebd., S. 36.
395 Good but not quiet. And such doubtlesse a child of God may have; Examples are many [...]
they have Paul’s conscience, but not Pauls confidence [...]. Ebd., S. 36f.
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Diese vier Arten beschrieb er im Folgenden näher, wobei er mit dem guten
und ruhigen Gewissen begann: Es sei gereinigt und beruhigt und ruhe im süßen
Gefühl der Wohltaten Gottes in Christus. Die Gewissheit dieser Süße rühre, so
Whiddon, aus dem Gottvertrauen des Gewissens.392 Wenn sein Herz jedoch
ebenso voll Sünde sei, wie die Hölle voll mit Finsternis, und der Mensch sich
Gottes Zorns bewußt wäre, dann sei das Gewissen weder gut noch ruhig.393 Ein
ruhiges, aber nicht gutes Gewissen wiederum hätten oftmals die besten Männer:
Sie würden sich rühmen, nie ein böses Wort von ihrem Gewissen gehört zu
haben; weder würde es sie schrecken noch quälen.394 Kinder Gottes könne man
hingegen diejenigen nennen, die ein gutes aber unruhiges Gewissen hätten; von
ihnen gebe es viele Beispiele: Sie alle verfügten zwar über das Gewissen des Apos-
tels Paulus, nicht aber über dessen Zuversicht.395
Francis Whiddon nutzt den Rahmen des Viererschemas, aber auch er füllt ihn
mit neuen und eigenen Inhalten. Woher er es kannte, bleibt unklar, da Referenzan-
gaben zu Quellen fehlen, doch wird man eher an die Werke anderer puritanisch
orientierter Geistlicher denken müssen als an die Bernhard von Clairvaux
zugeschriebenen. Mit seinem Goldenen Topas erweist sich Whiddon als Ver-
treter eines presbyterianisch-gemeindefokussierten Kirchenverständnisses. Ge-
meinde und Seelsorger stehen in einem wechselseitigen Abhängigkeits- wie auch
Verantwortungsverhältnis. Es kann also wenig überraschen, dass Whiddon sei-
nen Lesern das Gewissen nicht allein als zentrale heilsmedial wirksame Instanz
im Menschen präsentiert, sondern ihnen auch umfangreiche Ratschläge zur
Gewissenspflege mit auf den Weg gibt.
Besonders bemerkenswert sind dabei die von ihm genannten Indikatoren, mit
deren Hilfe jeder für sich prüfen könne und solle, ob er denn ein gutes Gewissen
hat: Wer nämlich ein solches besitze, der könne von sich sagen, dass er all sein Tun
nur um des Gewissens willen getan, alles Leiden nur für das Gewissen ertragen
hätte; ein solcher sei kühn für Gott, würde seinen gewissenhaften Lehrmeister lie-
ben und wäre in allen Dingen gehorsam. Jeder könne somit selbst feststellen, wie es
unquiet and much troubled? Answer: You must know that there is a 4 fold Conscience.“
Fr. Whiddon, A Golden Topaz, S. 30, 34.
392 „Good and quiet. Purifyed and pacifyed, which rests in a sweet feeling of the mercies of God in
Christ. [...] This sweet peace of a good Conscience flowes from a certaine inexpressible assu-
rance, that we are the sons of God Ebd., S. 34f.
393 „Neither good nor quiet. When the heart is full of sin, as hell of darknesse, and lies under a
serious aprehension of Gods wrath Ebd., S. 35.
394 „Quiet but not good. This is common to the best of men, and they blesse themselves in it, that
they never had a bad word from conscience all their daies, it doth not trouble nor terrify them
Ebd., S. 36.
395 Good but not quiet. And such doubtlesse a child of God may have; Examples are many [...]
they have Paul’s conscience, but not Pauls confidence [...]. Ebd., S. 36f.