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Breitenstein, Mirko
Vier Arten des Gewissens: Spuren eines Ordnungsschemas vom Mittelalter bis in die Moderne : mit Edition des Traktats De quattuor modis conscientiarum — Klöster als Innovationslabore, Band 4: Regensburg: Schnell + Steiner, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.49623#0319
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318

6. Rezeptionen und Wirkungen

um die Qualität seines Gewissens steht.396 Da dieses bei den meisten Menschen
kaum ein gutes sei, fehlt es auch nicht an Ratschlägen, wie ein solches zu erlangen
wäre - bereits dies verweist auf den Glauben Whiddons an die Vervollkomm-
nungsfähigkeit des Menschen. Insofern ist es nur konsequent, dass er seinen Lesern
auch Hinweise zur Reinigung und Beruhigung des Gewissens auf den Weg gibt.397
Die von ihm empfohlenen Strategien zur Purifizierung und Pazifizierung des
Gewissen sind dabei sämtlich auf das Verhalten der Menschen bezogen und da-
mit in seine Verfügung gestellt: Sein Lebenswandel, sein sozialer Umgang, sein
Gehorsam, seine Partizipation am gemeindekirchlichen Leben, seine Vorsicht in
moralischen Zweifelsfällen führen nicht nur zu einem guten Gewissen, sie helfen
auch, dieses zu bewahren.398 Beständigkeit und Ernsthaftigkeit in der Verfolgung
des Geratenen waren für Whiddon die Schlüssel zum Heil.399 Deutlich wird
dabei nicht nur, dass Ruhe oder Unruhe des Gewissens bezogen auf seine Güte
oder Schlechtigkeit nur sekundäre Unterscheidungen darstellen. Es liegt ebenso
auf der Hand, dass Whiddon dem innerhalb des Puritanismus verbreiteten Kon-
zept einer doppelten Prädestination des Menschen nicht nur zum Heil, sondern
auch zur Verdammnis sehr fern steht.400 Sein Konzept einer tätigen Mitwirkung
des Menschen am eigenen Heil sprach vielmehr für eine synergistische Sicht in
Bezug auf dessen Erlösungschancen.
Jacques Lobbet: Tractatus de conscientia
Wie für nicht wenige der Autoren des 17. Jahrhunderts, so war auch für Jacques
Lobbet (f 1672) der Seelenfrieden ein zentrales Motiv für die Abfassung seiner
Abhandlung über das Gewissen.401 Lobbet war Jesuit, Professor für Philosophie
396 „Use for Tryall, whether we be of that some that have a good Conscience [...] 1. He that hath a
good conscience, can truly say, that what he doth, he doth it for Conscience sake [...] 2. Note.
If you have a good conscience then will you suffer what you suffer, for Conscience sake, yea to
satisfy Conscience. [...] 3. Note of a good Conscience is boldnesse for God and in Gods cause.
[...] 4. Note of a good Conscience is to love a Conscientious Teacher and Instructer [...] Last
Note of good Conscience is universall Obedience. [...] Let us now try our selves by this note,
and we shall find a good conscience to be very rare Ebd., S. 38-52.
397 Ebd., S. 68-75.
398 „Now for preservatives, that conscience may keep its purity and peace. 1 Abstaine from all
appearances of evill. [...] 2. Beware of intimacy with any ungodly person, take heed whom thou
makest thy companion [...] 3. In doubtfull things take the surest and safest way. [...] 4. Take
heed of false and phantasticall Teachers Ebd., S. 83-7.
399 Vgl. seine Ratschläge an die Gemeinde in der Epistle Dedicatory.
400 Möglicherweise kam Whiddow mit entsprechenden Tendenzen in Oxford in Berührung; zu
den dortigen antiprädestinatorischen Strömungen Wallace, Puritans, S. 68f.
401 „Cum ad internam anima: pacem plurimum intersit, qui se habeat conscientia, de illa paucis
tractandum esse duxi.“ J. Lobbet, Tractatus de conscientia, [Prooem.], S. 47 a.
 
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