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Anzulewicz, Henryk; Breitenstein, Mirko [Editor]; Melville, Gert [Editor]
Die Wirkmacht klösterlichen Lebens: Modelle - Ordnungen - Kompetenzen - Konzepte — Klöster als Innovationslabore, Band 6: Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.54634#0093
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Autorität und Strahlkraft I 89

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Abb. 1 Pachomius mit Regeltext in den Vitae patrum (12. Jh.), Reims, Bibliotheque municipale, Ms. 1390,
fol. 156v.

jenen Bologneser Gelehrten der hiesigen kleinen Eingangsgeschichte fragte. Auf
die Bitte an Franziskus, er möge seine Regel doch nicht zu schwer gestalten,
hätte (wie schon angedeutet) Christus selbst erklärt, dass jedes Wort darin von
ihm persönlich stamme.33
Die Kernaussage ist einmal mehr klar: Der Text ist aufgrund seines heiligen
Ursprungs, mithin seines immensen Geltungsanspruchs unhmterfrag- und
unveränderbar. Im Himmel freilich besitzt die Franziskusregel keine Geltung.
Darin ist der Kommentator aus Pontigny dem Poverello aus Assisi weit voraus.
Jedoch, als Mitglieder eines mobilen Personenverbandes beschrieben die Min-
derbrüder anders als die benediktinisch Lebenden die ganze Welt als ihr Klos-
ter.34 Neben ihre Selbstverheiligung trat jetzt immer stärker die Verheiligung
der anderen, der Laien. Im Ergebnis dieser Orientierungsverschiebung im
Adressatenkreis besäße die Regel zwar keine direkte Wirkmacht in der gesam-
ten Welt, so dass alle Menschen nach ihr leben müssten, wohl aber eine indirekte
33 Compilatio Assiniensis, cap. 17, in: Fontes Franciscani, ed. Enrico MENESTÖ/Stefano Brufani,
Assisi 1995, S. 1495-1496.
34 Sacrum commercium sancti Francisci cum domina Paupertate, in: ebd., 30, S. 1730.
 
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