104 I Michael Hänchen und Gert Melville
der Visitatoren, wurden diese zur Entscheidung und zum Vollzug an das Gene-
ralkapitel weitergeleitet.24
Zunächst fangen wir mit einem zisterziensischen Beispiel an, wobei ein Ab-
laufschema am Ende des Beitrages (Abb. 1) versucht, die komplexen Strukturen
anschaulich wiederzugeben: So wurden im Jahr 1208 Besitzstreitigkeiten
zwischen den spanischen Äbten von Nogales und Matallana bekannt, und das
Definitorium setzte eine Kommission von zwei Äbten aus Osera sowie Sobrado
ein, welche den Fall beenden sollten.25 Zeitgleich wurde der Abt von Matallana
in eine Kommission berufen, um einen Konflikt zwischen dem Kloster Carre-
cedo und S. M. de Monte de Ramo zu prüfen und, wenn man könne, zu schlich-
ten. Für den Fall, dass eine Beilegung nicht möglich war, solle man dem folgen-
den Generalkapitel Bericht erstatten und zudem sollen sich die betreffenden
Äbte zu dem Fall äußern.26 Ebenfalls im gleichen Jahr wurde eine weitere Dele-
gation aus den Äbten von Valbuena, Bolbona und Huerta eingesetzt, welche
wiederum Nachforschungen zu gerüchteweise bekanntgewordenen Verfehlun-
gen des Abtes von Matallana und zum Zustand der Abtei betreiben sowie korri-
gieren sollten. Für den Fall jedoch, dass sie nichts bewirken konnten, waren
Informationen zu den Anschuldigungen an das Generalkapitel zur finalen Tat-
bestandsprüfung und Entscheidung weiterzuleiten.27
In der Gemengelage aus verschiedenen ordensinternen Fällen in der spani-
schen Region setzte das Generalkapitel also jeweils auf die übliche Verfahrens-
routine der Delegation mit Untersuchungs- und Korrekturauftrag (Tatbestands-
prüfung, Entscheidung und Vollzug). Selbst der durch Gerüchte ins Visier
geratene Abt von Matallana wurde in einer von seinen eigenen Fällen unter-
schiedlichen Verfahrensrolle eingesetzt, was die Autonomie der Einzelverfahren
ebenso unterstreicht wie auch die Rollenunterscheidung von der eigenen Stellung
24 Zu den Entwicklungen des Visitationsamtes beider Orden vgl. ebd., S. 65-96 für die Zister-
zienser sowie S. 283-309 für die Cluniazenser.
25 Querela abbatis de Nugariis de abbate Mateplanae super quibusdam possessionibus, commit-
titur abbatibus de Ursaria et de Subrade auctoritate Capituli terminanda. Statuta capitulo-
rum generalium ordmis Cisterciensis, ed. Joseph Marie Canivez, 8 Bde., Louvam 1933—1941,
Bd. 1,S. 352, Nr. 32.
26 Ebd., S. 353, Nr. 37: Querela abbatum de Carrazeto et de Monte Ramorum committitur ab-
batibus Sancti-Andreae, Vallisbonae et de Mathaplena, qui diligenter inspectis instrumentis
terminentmegotium si potest fieri; ahoquin quod minus actum fuent, ad generale Capitulum
referant, ad arbitrium Capituli terminandum, et abbates ad Capitulum veniant, omni occasi-
onepostposita, super hoc responsuri. Abbas de Mathaplena aliis denuntiet.
27 Ebd., S. 355f., Nr. 48: De abbate Mathaplanae de quo multa dicta sunt, committitur patn
abbati, Vallis bonae et abbatibus de Bardonis et de Orta qui accedentes ad locum diligenter
inquirant de excessibus et statu domus, et quod invenerint corrigendum, tarn in capite quam
in membris digne corrigant, et quod minus potuerint emendare, ad sequens Capitulum refe-
rant, ad arbitrium Capituli corrigendum.
der Visitatoren, wurden diese zur Entscheidung und zum Vollzug an das Gene-
ralkapitel weitergeleitet.24
Zunächst fangen wir mit einem zisterziensischen Beispiel an, wobei ein Ab-
laufschema am Ende des Beitrages (Abb. 1) versucht, die komplexen Strukturen
anschaulich wiederzugeben: So wurden im Jahr 1208 Besitzstreitigkeiten
zwischen den spanischen Äbten von Nogales und Matallana bekannt, und das
Definitorium setzte eine Kommission von zwei Äbten aus Osera sowie Sobrado
ein, welche den Fall beenden sollten.25 Zeitgleich wurde der Abt von Matallana
in eine Kommission berufen, um einen Konflikt zwischen dem Kloster Carre-
cedo und S. M. de Monte de Ramo zu prüfen und, wenn man könne, zu schlich-
ten. Für den Fall, dass eine Beilegung nicht möglich war, solle man dem folgen-
den Generalkapitel Bericht erstatten und zudem sollen sich die betreffenden
Äbte zu dem Fall äußern.26 Ebenfalls im gleichen Jahr wurde eine weitere Dele-
gation aus den Äbten von Valbuena, Bolbona und Huerta eingesetzt, welche
wiederum Nachforschungen zu gerüchteweise bekanntgewordenen Verfehlun-
gen des Abtes von Matallana und zum Zustand der Abtei betreiben sowie korri-
gieren sollten. Für den Fall jedoch, dass sie nichts bewirken konnten, waren
Informationen zu den Anschuldigungen an das Generalkapitel zur finalen Tat-
bestandsprüfung und Entscheidung weiterzuleiten.27
In der Gemengelage aus verschiedenen ordensinternen Fällen in der spani-
schen Region setzte das Generalkapitel also jeweils auf die übliche Verfahrens-
routine der Delegation mit Untersuchungs- und Korrekturauftrag (Tatbestands-
prüfung, Entscheidung und Vollzug). Selbst der durch Gerüchte ins Visier
geratene Abt von Matallana wurde in einer von seinen eigenen Fällen unter-
schiedlichen Verfahrensrolle eingesetzt, was die Autonomie der Einzelverfahren
ebenso unterstreicht wie auch die Rollenunterscheidung von der eigenen Stellung
24 Zu den Entwicklungen des Visitationsamtes beider Orden vgl. ebd., S. 65-96 für die Zister-
zienser sowie S. 283-309 für die Cluniazenser.
25 Querela abbatis de Nugariis de abbate Mateplanae super quibusdam possessionibus, commit-
titur abbatibus de Ursaria et de Subrade auctoritate Capituli terminanda. Statuta capitulo-
rum generalium ordmis Cisterciensis, ed. Joseph Marie Canivez, 8 Bde., Louvam 1933—1941,
Bd. 1,S. 352, Nr. 32.
26 Ebd., S. 353, Nr. 37: Querela abbatum de Carrazeto et de Monte Ramorum committitur ab-
batibus Sancti-Andreae, Vallisbonae et de Mathaplena, qui diligenter inspectis instrumentis
terminentmegotium si potest fieri; ahoquin quod minus actum fuent, ad generale Capitulum
referant, ad arbitrium Capituli terminandum, et abbates ad Capitulum veniant, omni occasi-
onepostposita, super hoc responsuri. Abbas de Mathaplena aliis denuntiet.
27 Ebd., S. 355f., Nr. 48: De abbate Mathaplanae de quo multa dicta sunt, committitur patn
abbati, Vallis bonae et abbatibus de Bardonis et de Orta qui accedentes ad locum diligenter
inquirant de excessibus et statu domus, et quod invenerint corrigendum, tarn in capite quam
in membris digne corrigant, et quod minus potuerint emendare, ad sequens Capitulum refe-
rant, ad arbitrium Capituli corrigendum.