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Anzulewicz, Henryk; Breitenstein, Mirko [Hrsg.]; Melville, Gert [Hrsg.]
Die Wirkmacht klösterlichen Lebens: Modelle - Ordnungen - Kompetenzen - Konzepte — Klöster als Innovationslabore, Band 6: Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.54634#0172
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168 I Martin Kintzinger

Dass dabei unterschiedliche Bildmotive und Darstellungskontexte verwendet
werden konnten, führt mitunter zu einer uneinheitlichen Darstellung der betei-
ligten Personen. So zeigt beispielsweise eine ausgestaltete Dedikationsszene aus
den 1370er Jahren mit dem Übersetzer Jean Corbechon, der dem königlichen
Auftraggeber die französische Version eines lateinischen Textes des Bartholoma-
eus Anglicus überreicht, den Übersetzer eher allgemein im weiten Habit eines
Klerikers. Eine demgegenüber zeitgleiche, schlichte Miniatur mit der Szene der
Auftragserteilung für die Übersetzungsarbeit durch den König lässt hingegen
erkennen, dass Jean Corbechon dem Franziskanerorden angehörte.52 Wie schon
anhand der bildlichen Darstellungen anderer monastischer Gelehrter zu sehen,
war für die Zeitgenossen die Identifikation des hofnahen, dem König vertrauten
Mönches über seine Ordenszugehörigkeit wichtig, aber nicht entscheidend: Im
Zentrum stand die Person des monastischen Gelehrten und der Ausdruck seiner
Nähe zum König.
Auch den verbreiteten Traktat des Johannes von Salisbury aus dem 12. Jahr-
hundert mit der sprichwörtlichen Wendung, wonach ein rex illiteratus ein asinus
coronatus sei, hat sich Karl V. für seine Bibliothek übersetzen lassen. Mit dieser
Aufgabe wurde ebenfalls ein Mendikant betraut: 1372 legte der Franziskaner De-
nis Foulechat die Übersetzung vor.53 Obwohl in seiner Zeit gebildete Herrscher
keine Ausnahme mehr waren, stellt das nachhaltige Interesse Karls V. an gelehr-
tem Wissen doch ein persönliches Merkmal dieses Königs dar. Zeitgenossen be-
richten, wie er in seinem Studierstübchen im Schloss Vincennes östlich von Paris
seine Bibliothek frequentiert und die Gelehrten aus seiner Entourage zur Erläu-
terung der Texte befragt haben soll. Nicht allein das Zusammenstellen und Sam-
meln von Texten war hier gefordert, sondern die verständliche Vermittlung anti-
ker und zeitgenössischer Wissensinhalte an die Person und den Wissenshorizont
52 Die Abbildung links: Wikipedia: Übergabe einer Übersetzung des „De proprietatibus rerum
/ Livre des proprietes des choses“ von Bartholomaeus Anglicus durch Jean Corbechon an
Karl V. zuletzt aktualisiert am 2. September 2008, Handschrift BN Paris Ms. Franc. 135
(15. Jh.). URL: https://commons.wikimedia.Org/wiki/File:Charles_V_manuscript.jpg -
Download vom 28. Mai 2018; Abbildung rechts: Suny - Oneonta Art History Home Page:
Court culture: Representations of Intimacy. Charles V commanding Jean Corbechon to trans-
late De Proprietatibus Rerum. Überlieferung in der Handschrift Brüssel, Bibliotheque Royale
MS 9094: URL: http://employees.oneonta.edu/farberas/arth/arth214_folder/court_culture.
html - Download vom 28. Mai 2018; zur Person Jean Corbechons: Bernard Ribemont, Un
traducteur encyclopediste au XlVe siede, in: Cahiers de Recherches Medievales et Humams-
tes 6 (1999), digitale Ausgabe: https://crm.revues.org/932ilangNe [Zugriff 5. April 2016].
Vgl. Sue Ellen Holbrook, The Properties of Things and Textual Power: Illustrating
the French Translation of De Proprietatibus Rerum and a Latin Precursor, in: Godfned
CROENEN/Peter Ainsworth, Patrons, Authors, and Workshops. Books and Bookproduc-
tion in Paris around 1400, Louvain/Paris/Dudley 2006, S. 367-404, hier S. 367, 371f.
53 Carque, Stil (wie Anm. 51), S. 420.
 
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