Die deutschsprachige Predigt der Hirsauer Reform I 211
Predigt werde ich später noch zurückkommen. Zunächst möchte ich mich je-
doch weiterhin auf die illiteraten Brüder und Mönche konzentrieren.
Während die Handschriften der Admonter Stiftsbibliothek das grundsätzli-
che und allgemeine Interesse an volkssprachlicher Katechese belegen, gibt es in
der Sammlung der ,Millstätter Predigten auch inhaltliche Argumente, die für
eine Entstehung der Predigten in Admont als einem der Klöster der Hirsauer
Reformkongregation sprechen: Die Sammlung verfügt als einzige der Samm-
lungen der Frühen deutschen Predigt über zwei Gründonnerstagspredigten;
eine der beiden Predigten ist sogar ausdrücklich ad mandatum fratrum be-
stimmt.42 Für den Admonter Konvent besaß der Gründonnerstag bzw. die Fuß-
waschung eine besondere Bedeutung, die dazu führte, dass die ,Hirsauer Con-
stitutiones' für Admont im 12. Jahrhundert in einigen Einzelheiten abgeändert
wurden43: Von den 28 Zusätzen oder Änderungen in den dortigen Consuetudi-
nes widmen sich immerhin sechs dem Gründonnerstag bzw. dem Mandatum.
Neben dem Gewicht, das die ,Millstätter Sammlung^ dem Gründonnerstag
durch die doppelte Berücksichtigung zukommen lässt, gibt es noch weitere in-
haltliche Indizien dafür, dass die Sammlung in Admont entstanden sein könnte
und zumindest ein Teil ihrer Predigten über das Kloster St. Georgen im Schwarz-
wald ihren Weg nach Admont fanden. Alle diese Indizien, die sich vor allem auf
die Patrozinien der Klöster beziehungsweise ihrer Kirchen und die Anordnung
der Predigten beziehen, habe ich an anderer Stelle zusammengetragen.44
Im Folgenden sollen anhand der Millstätter Predigten und ihres Überliefe-
rungsträgers die Hirsauer Reformkongregationen als Heimat zumindest für
Bd. 13), S. 191-213; Dies., Zwischen Hof und Kloster. Kulturelle Gemeinschaften im mittel-
alterlichen Österreich (Stabwechsel. Antrittsvorlesungen aus der historisch-literaturwissen-
schaftlichen Fakultät der Universität Wien 2), Wien/Köln/Weimar 2010; Susan Marti, Dop-
pelklöster im Bild? in: Eva ScHLOTHEUBER/Helmut FLACHENECKER/Ingrid Gardill
(Hgg.), Nonnen, Kanonissen und Mystikerinnen. Religiöse Frauengemeinschaften in Süd-
deutschland. Beiträge zur interdisziplinären Tagung vom 21. bis 23. September 2005 in Frau-
enchiemsee, Göttingen 2008, S. 203-219.
42 Zum mandatum fratrum am Gründonnerstag vgl. Sonntag, Klosterleben im Spiegel des
Zeichenhaften (wie Anm. 12), S. 352-361, hier besonders der Verweis auf fehlende Ausfüh-
rungsbestimmungen Wilhelms von Hirsau (S. 357), die offensichtlich durch die Admonter
Ergänzungen der ,Constitutiones‘ nachgebessert wurden.
43 Die Edition dieser Zusätze findet sich bei Klaus Arnold, Admont und die monastische Re-
form des 12. Jahrhunderts, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte 89,1972,
S. 350-369, hier S. 368f. Zum Brauch der klösterlichen Fußwaschung und seiner Geschichte
allgemein vgl. Thomas Schäfer, Die Fußwaschung im monastischen Brauchtum und in der
lateinischen Liturgie. Liturgiegeschichtliche Untersuchung (Texte und Arbeiten. 1. Abtei-
lung: Beiträge zur Ergründung des älteren lateinischen christlichen Schrifttums und Gottes-
dienstes 47), Beuron 1956.
44 Schiewer, Die Millstätter Predigten (wie Anm. 25), S. XXII-XXIV.
Predigt werde ich später noch zurückkommen. Zunächst möchte ich mich je-
doch weiterhin auf die illiteraten Brüder und Mönche konzentrieren.
Während die Handschriften der Admonter Stiftsbibliothek das grundsätzli-
che und allgemeine Interesse an volkssprachlicher Katechese belegen, gibt es in
der Sammlung der ,Millstätter Predigten auch inhaltliche Argumente, die für
eine Entstehung der Predigten in Admont als einem der Klöster der Hirsauer
Reformkongregation sprechen: Die Sammlung verfügt als einzige der Samm-
lungen der Frühen deutschen Predigt über zwei Gründonnerstagspredigten;
eine der beiden Predigten ist sogar ausdrücklich ad mandatum fratrum be-
stimmt.42 Für den Admonter Konvent besaß der Gründonnerstag bzw. die Fuß-
waschung eine besondere Bedeutung, die dazu führte, dass die ,Hirsauer Con-
stitutiones' für Admont im 12. Jahrhundert in einigen Einzelheiten abgeändert
wurden43: Von den 28 Zusätzen oder Änderungen in den dortigen Consuetudi-
nes widmen sich immerhin sechs dem Gründonnerstag bzw. dem Mandatum.
Neben dem Gewicht, das die ,Millstätter Sammlung^ dem Gründonnerstag
durch die doppelte Berücksichtigung zukommen lässt, gibt es noch weitere in-
haltliche Indizien dafür, dass die Sammlung in Admont entstanden sein könnte
und zumindest ein Teil ihrer Predigten über das Kloster St. Georgen im Schwarz-
wald ihren Weg nach Admont fanden. Alle diese Indizien, die sich vor allem auf
die Patrozinien der Klöster beziehungsweise ihrer Kirchen und die Anordnung
der Predigten beziehen, habe ich an anderer Stelle zusammengetragen.44
Im Folgenden sollen anhand der Millstätter Predigten und ihres Überliefe-
rungsträgers die Hirsauer Reformkongregationen als Heimat zumindest für
Bd. 13), S. 191-213; Dies., Zwischen Hof und Kloster. Kulturelle Gemeinschaften im mittel-
alterlichen Österreich (Stabwechsel. Antrittsvorlesungen aus der historisch-literaturwissen-
schaftlichen Fakultät der Universität Wien 2), Wien/Köln/Weimar 2010; Susan Marti, Dop-
pelklöster im Bild? in: Eva ScHLOTHEUBER/Helmut FLACHENECKER/Ingrid Gardill
(Hgg.), Nonnen, Kanonissen und Mystikerinnen. Religiöse Frauengemeinschaften in Süd-
deutschland. Beiträge zur interdisziplinären Tagung vom 21. bis 23. September 2005 in Frau-
enchiemsee, Göttingen 2008, S. 203-219.
42 Zum mandatum fratrum am Gründonnerstag vgl. Sonntag, Klosterleben im Spiegel des
Zeichenhaften (wie Anm. 12), S. 352-361, hier besonders der Verweis auf fehlende Ausfüh-
rungsbestimmungen Wilhelms von Hirsau (S. 357), die offensichtlich durch die Admonter
Ergänzungen der ,Constitutiones‘ nachgebessert wurden.
43 Die Edition dieser Zusätze findet sich bei Klaus Arnold, Admont und die monastische Re-
form des 12. Jahrhunderts, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte 89,1972,
S. 350-369, hier S. 368f. Zum Brauch der klösterlichen Fußwaschung und seiner Geschichte
allgemein vgl. Thomas Schäfer, Die Fußwaschung im monastischen Brauchtum und in der
lateinischen Liturgie. Liturgiegeschichtliche Untersuchung (Texte und Arbeiten. 1. Abtei-
lung: Beiträge zur Ergründung des älteren lateinischen christlichen Schrifttums und Gottes-
dienstes 47), Beuron 1956.
44 Schiewer, Die Millstätter Predigten (wie Anm. 25), S. XXII-XXIV.