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Anzulewicz, Henryk; Breitenstein, Mirko [Editor]; Melville, Gert [Editor]
Die Wirkmacht klösterlichen Lebens: Modelle - Ordnungen - Kompetenzen - Konzepte — Klöster als Innovationslabore, Band 6: Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.54634#0256
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252 I Henryk Anzulewicz

der Gedanken der Peripatetiker beschränkte.13 Mit dieser präventiven Selbst-
rechtfertigung bediente sich Albert einer Strategie, die den Kritikern seiner phi-
losophischen Kommentarwerke einerseits eine hohe Hürde setzte, die sie kaum
überwinden konnten, und anderseits ihm selbst gewisse Resistenz vor sachlich
unqualifizierten Angriffen sicherte.
Den naturphilosophischen Teil seines philosophischen Projekts, welches der
Zoologie gewidmet war, beschloss Albert, wie wir gesehen haben, mit einem
Schachzug gegen offene und latente Widerstände, die sich in den eigenen Rei-
hen gegen seine naturphilosophischen und naturwissenschaftlichen Interessen
und Schriften richteten. Wie stellte er aber die Ausgangssituation und die Re-
aktionen im Orden und im Konvent zu Köln dar, als er sein naturphilosophi-
sches Projekt mit der Kommentierung der Physik des Aristoteles um 1252 in
Angriff nahm?
Als Grund, der ihn entscheidend dazu bewogen haben soll, sein naturphilo-
sophisches Projekt und das nachfolgende philosophische Programm mit der
Auslegung der Physik des Aristoteles zu beginnen, nannte er die seit Jahren von
den Brüdern des Ordens an ihn herangetragenen Bitten, er möge ihnen doch ein
Werk zur Naturphilosophie verfassen, in dem sie ein vollständiges naturkundli-
ches Wissen hätten und mit dessen Hilfe sie die naturphilosophischen Schriften
des Aristoteles verstehen könnten. Die Predigerbrüder waren es, die ihn nach
seiner Darstellung zu diesem großen wissenschaftlichen Unterfangen beharrlich
und mit Nachdruck aufforderten. Diese Begründung des naturphilosophischen
Projekts durch den Druck aus den eigenen Reihen ist möglicherweise nur ein
Topos, eine rhetorische Figur, die, wie Amos Bertolacci gezeigt hat, durch
GüzgänTs Einleitung zu Kitäb al Sifa des Avicenna inspiriert sein kann.15 16 Albert
15 Albertus Magnus, De animalibus XXVI.36 (wie Anm. 5), S. 1598.7-15: lam expletus est Uber
Animalium et in ipso expletum est totum opus natur ar um in quo sic moderamen tenui quod
dicta Perypatheticorumprout meliuspotui, exposui: nec aliquis in eopotest deprehendere quid
ego ipse sentiam in philosophia naturali: sed quicumque dubitat, comparet hiis quae in nostris
libris dicta sunt dictis Perypatheticorum, et tune vel reprehendat vel consentiat me dicens
scientiae ipsorum fuisse Interpretern et expositorem: si autem non legens et comparans repre-
henderit, tune constat ex odio eum reprehendere vel ex ignorantia: et ego talium hominum
parum curo reprehensiones', vgl. ders., Metaphysica, Libri VI-XIII, hier: XIII.2.4, ed. Bern-
hard Geyer, in: Sancti doctoris Ecclesiae Alberti Magni [...] Opera omnia [...] (Editio Colo-
niensis XVI/2), Münster 1964, S. 599.61-66: Hie igitur sitfinis disputationis istius in qua non
dixi aliquid secundum opinionem meam propriam, sed omnia dicta sunt secundum positiones
Peripateticorum. Et qui hoc volueritprobare, diligenter legat libros eorum, et non me, sed illos
laudet vel reprehendat.
16 Amos Bertolacci, Albert the Great and the Preface of Avicenna’s Kitäb al Sifä’, in: Jules
jANSSENs/Daniel De Smet (Hgg.), Avicenna and His Heritage (Ancient and Medieval Philo-
sophy, Series 1/XXVIII), Leuven 2002, S. 140-144.
 
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